Die Kühe vom Bildungs- und Beratungszentrum Arenenberg zogen nicht nur in einen neuen Stall ein, sie mussten auch das ABC lernen. An vier Tagen der offenen Tür (siehe Box am Textende) erklären Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Arenenbergs, wie alles funktioniert. Christian Eggenberger, Leiter Beratung, Entwicklung und Innovation, stellte gleich zu Beginn klar: «Die Kühe begriffen schnell.» Jetzt liege es vor allem bei den Menschen, dass alles optimal laufe.
Zahlen und Fakten
Technische Daten:
• Stall für 52 GVE, Rassen HO, BV und Rotationskreuzung (BV x HO x Norwegisches Rotvieh)
• Kompostierungssystem (Sägemehl) mit offenem Liegebereich
• Erhöhte Fressstände mit Harnsammelrinne
• Automatisches Melksystem, durchschnittlich 2,6 Melkdurchgänge pro Kuh
• Saugroboter, Futterschieber, automatisches Weidetor, digitales Farmmanagementsystem
• Angestrebte Milchmenge 7500 Kg, Bio-Käsereimilch für Emmentaler AOP
Fütterungssystem:
• ABC-System: Weide A Vormittag ab 6.00 Uhr, Weide B Nachmittag ab 14.00 Uhr, C Nacht im Stall mit Heu/Emd als Ausgleich zum Wiesenfutter
• 18ha Weiden/Wiesen, 4ha extensive Wiesen, 3ha Kunstwiese
• Ergänzung beim Melken: Graswürfel, Maiswürfel, Zuckerrübenschnitzel
Umstellung auf Melkroboter in Kombination mit Weide
Damit die Kombination aus Melkroboter und Weide funktioniere, sei das Weidemanagement das A und O, erklärte Marcel Schwager, Firma Lely. «Wenn man die Weiden im Griff hat, laufen die Kühe. Sie müssen einfach wissen, dass gutes Futter da ist.» Dieser Aussage schloss sich Daniel Nyfeler, Futterbauberater Arenenberg, an und erklärte, dass er mittels Herbometer die Futtermenge auf der Koppel ermittle. Die Milchmenge variiere je nach Wiesenbestand zwischen 19 und 26 Kilogramm.
Die Tiere zu treiben, mache wenig Sinn. Man müsse bei den Kühen anhand eines Belohnungssystems arbeiten: Jeden Tag soll genug frisches Gras auf der Weide für sie bereit sein. Die Kühe würden so auch zu entlegenen Weiden laufen. «Kehren die Kühe rasch in den Stall zurück, wissen wir, es hatte zu wenig Futter. Bleiben sie länger als angedacht, war die Weide zu gut», erzählte Nyfeler von seinen Erfahrungen.
Beim System bleiben, aber laufend anpassen
In Zukunft sei sicher zu beobachten, wie die Kühe an Hitzetagen oder bei starkem Regen reagieren werden. «Wichtig ist, dass das System von Weide und Roboter beibehalten wird», erklärte Marcel Schwager. Sicher müsse, wenn der Stall voll besetzt sei, was jetzt noch nicht der Fall ist, die Weidefläche vergrössert werden, ergänzte Daniel Nyfeler.
Da die Kühe viel unterwegs sind, seien die Weidewege zentral. Sie müssen in gutem Zustand sein, damit die Kühe problemlos zu den Weiden gelangen können. Über eine Strasse führt ein Viehübergang und bei den Wegen werden verschiedene Belags-Systeme ausprobiert: Holzschnitzel, Kies, Gummimatten sowie Spaltenbodenelemente mit und ohne Gummimate.
Ob eine Kuh auf die Weide darf oder nicht, hängt von ihrem Melkverhalten ab. Wenn sie im Roboter war, darf sie das Weidetor beim Laufhof Richtung Weide passieren. Wenn nicht, muss sie beim Stall bleiben. Das System kappierten die Kühe rasch, sind sich Nyfeler und Schwager einig.
Wind und feuchtes Wetter sind Herausforderungen
Beim Arenenberg weht häufig ein Wind. «Dieser ist vor allem in der Kälberhaltung eine Herausforderung», erklärte Jenifer van der Maas, Beraterin Milchproduktion und Biolandbau. «Egal von welcher Richtung der Wind blase, es ziehe. Der Stall für die Kälber würde deshalb laufend angepasst.
Nebst dem Wind habe man im Winter oft auch Nebel vom See her. «Diese Feuchtigkeit wird uns sicher beim Kompostierungssystem im Liegebereich noch fordern», meinte Christian Eggenberger.
Stall stösst auf grosse Akzeptanz bei Mitarbeitenden und Externen
«Ich habe grosse Freude, dass meine Mitarbeiter voll hinter dem Projekt stehen», sagte Arenenberg-Direktor Martin Huber gegenüber der BauernZeitung. Das Team durfte von Anfang an Ideen einbringen, musste diese aber auch gegenüber von Ämtern, Baufachleuten oder Organisationen vertreten. In der kurzen Betriebszeit hätte man gesehen, dass der Bau funktioniere, es aber laufend noch Anpassungen brauche und es Potenzial für Optimierungen habe.
«Ich habe bis jetzt nur positive Rückmeldungen bekommen», meinte Huber sichtlich stolz. Das Kompostierungssystem brauchte bei ihm anfangs noch etwas Überzeugungsarbeit. Er fand es etwas zu exotisch. Von der Kombination Roboter und Weide sei er von Anfang an überzeugt gewesen. Das Arenenberg-Team schaute sich solche Systeme vor Ort in Irland an. «Die Iren sind Weltmeister bei der Produktion von Weidemilch. Und auch ich sehe grosses Potenzial bei Heu- und Wiesenmilch», meinte Huber.
Tag der offenen Tür
Am 23. und 24. September Rundgang durch den Stall für Fachpublikum. Start der zweistündigen Führungen um 10.00 Uhr und 13.30 Uhr (Keine Zertifikatspflicht, jedoch mit Anmeldung).
Am 25. und 26. September ist die breite Bevölkerung für eine Stallbesichtigung eingeladen. 10.00 bis 16.00 Uhr (Weder Zertifikat noch Anmeldung erfoderlich).