Zwischen Bern und Thun ist ein Wolf unterwegs. «Mindestens einer», sagen diverse Stimmen, die nicht mehr daran glauben, dass die zahlreichen Risse nur einem einzigen Tier zuzuschreiben sind. Eines ist klar, dieser Wolf wagt sich ganz stark in Siedlungsgebiet, und das, obwohl er weit ab von der Zivilation derzeit noch weidende Schafe reissen könnte.

Dieser Wolf bevorzugt Siedlungsgebiet

Mindestens an acht Orten nahe von Siedlungen schlug er zu. In Belp soll es zur Sichtung des Tiers gekommen sein. Und am Samstag beklagte gar ein Kind, das mit seinem Pferd auf dem Belpberg ausreiten war, es habe den Wolf gehört. So auch die Stute, auf der es sass, die sich ungewohnt ängstlich auf den Heimweg begab, wo sie schliesslich vollkommen durchnässt vor Aufregung ankam. 

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Im Gebiet zwischen Bern und Thun riss ein Wolf mehrere Schafe. (Bild Fritz Streit)

 

Gefahr der Selbstjustiz

Der Berner Bauernpräsident Hans Jörg Rüegsegger, der im betroffenen Gebiet wohnhaft ist, glaubt, bleibe der Kanton weiterhin untätig, könnte es zur Selbstjustiz kommen, wie er gegenüber der BauernZeitung letzte Woche betonte. Die Tierhalter fühlten sich im Stich gelassen, weiss er.

Kanton will handeln und vergrämen

Doch der Kanton will nicht untägig bleiben und den Wolf vergrämen, weil er offenbar zu wenig Scheu vor dem Menschen zeige. «Wir wollen keine Problemwölfe», sagte der Jagdinspektor des Kantons Bern vor einiger Zeit an einer öffentlichen Veranstaltung in Bern. Und Problemwölfe seien Tiere, die sich nicht von Schutzmassnahmen abhalten lassen und dennoch Nutztiere reissen und auch Wölfe, welche die Scheu vor dem Menschen verlieren.

Wie wird der Wolf reagieren?

Aber was ist, wenn der Wolf nun vergrämt wird? Bringt er das mit dem Menschen in Verbindung und meidet diesen künftig oder bringt er das nur mit dem Gebiet in Verbindung und zieht ins nächste und sorgt dort für weitere Probleme?

Der Verein CHWOLF mit Sitz in Einsiedeln im Kanton Schwyz, ist ein Schweizer Wolfschutzverein der sich für den Naturschutz und ganz im Speziellen für den Schutz der einheimischen Grossraubtiere und für ein konfliktarmes Zusammenleben von Mensch und Wolf einsetzt. Der Verein sagt, das einmalige oder sporadische Vergrämen mit Gummischrott werde keine nachhaltige Wirkung zeigen. Auch das Entfernen eines besonders neugierigen Wolfes werde die Situation generell und langfristig nicht beeinflussen, da dies auf das betreffende Verhalten der restlichen Tiere im Rudel keine direkte Auswirkung hat.

Wölfe aktiv verscheuchen

«Daher sollten Wölfe, die immer wieder in Siedlungen auftauchen, bei jeder Gelegenheit und zu jeder Tages- und Nachtzeit von den Bewohnern selbst direkt und aktiv verscheucht und vertrieben werden, damit die Wölfe Siedlungen mit Menschen und mit Unangenehm und Unkalkulierbar verknüpfen. Nur wenn die Wölfe diese schlechte Erfahrung immer und immer wieder machen und merken, dass es in der Nähe von Menschen ungemütlich ist, werden sie diese Orte mehrheitlich meiden und diese Erfahrung auch an die anderen Rudelmitglieder und ihre Jungen weitergeben», rät CHWOLF.

Zu aktiven Begegnungen mit dem Wolf, der sich derzeit zwischen Bern und Thun aufhält, ist es aber anscheinend wenig gekommen. Am 7. November soll es nun in Höfen bei Thun zu einem Riss gekommen sein, dieser ist aber vom Kanton noch nicht bestätigt worden.