Wie der Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG) mitteilte, forderte Verbandspräsident Friedrich-Otto Ripke mit Blick auf den spürbar sinkenden Selbstversorgungsgrad in Deutschland und die auf den Markt drängende Ware aus Niedrigstandardländern von der Politik eine aktive Unterstützung.

Deutsches Tierwohl untermauern

"Mit jedem importierten Kilogramm Geflügelfleisch aus Osteuropa kommt weniger Tierschutz nach Deutschland", mahnte Ripke. Zugleich drohten nationale Alleingänge und weitere Verschärfungen im Umwelt- und Tierschutzrecht wichtige Entwicklungsperspektiven für tierwohlorientierte deutsche Tierhalter zu zerstören.

 

Der ZDG-Präsident wies darauf hin, dass es beim Geflügel keine Vollversorgung mehr mit deutscher Ware gebe. Bei Puten liege der Selbstversorgungsgrad bei 73 Prozent, bei den Gänsen nur bei 15 Prozent und selbst bei Hähnchen mittlerweile deutlich unter 100 Prozent. "Wir sind bereit, in neue Ställe und mehr Tierwohl zu investieren - aber wir brauchen am Ende Ihre Hilfe", appellierte Ripke an die Parlamentarier. Er fordert eine vollständige Mehrkostenerstattung für mehr Tierwohl, eine praxistaugliche Lösung für den Zielkonflikt zwischen Tierwohl und Umweltschutz sowie eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung für Geflügelfleisch in der Gastronomie. "Sonst drängt uns die osteuropäische Billigware im Preiskampf an die Wand", warnte Ripke.

Marktanteil sinkt täglich

ZDG-Präsidiumsmitglied und Unternehmer Paul-Heinz Wesjohann sieht die "Geflügelwirtschaft am Scheideweg" und fordert ein aktives Gegensteuern der Politik. Im Großverbrauchersegment mit einem Absatzanteil von mehr als 65 Prozent verliere Deutschland täglich Marktanteile an Billigware aus Osteuropa, auch weil die Herkunft des Geflügelfleisches für die Gäste nicht gekennzeichnet sei. "Wenn wir so weitermachen, werden wir in den nächsten fünf Jahren 30 Prozent der Betriebe verlieren", warnte Wesjohann mit Hinweis auf die Wettbewerbsverzerrungen durch einseitig hohe nationale Standards in Deutschland.