Zahlreiche Landwirtschaftsbetriebe greifen zu homöopathischen Mitteln, um ihre Tiere zu behandeln. Meistens geht es dabei um die Gesundheit von Kühen, Pferden und Schweinen. «Doch auch Hühner eignen sich gut dafür», sagt die Tierärztin Julia Schlatter, die auch als Tierhomöopathin tätig ist. Beim Geflügel gestaltet sich laut der Thurgauerin die Diagnostik etwas anders: Hennen zeigen oft erst spät Symptome, also dann, wenn sie bereits akut erkrankt sind. «Sobald sich eine Henne komisch verhält, zum Beispiel nicht mehr zum Fressen kommt, sollte man sofort eingreifen», so Schlatter. Weitere Anzeichen, dass es einem Tier nicht gut geht, sind Leistungsabfall sowie Durchfall. Das sind Symptome, welche bei kleinen Hobbyhaltungen eher einem bestimmten Tier zugeordnet werden können, bei einem Grossbetrieb dagegen kaum.
Gezielt behandeln oder Immunsystsem unterstützen
Wie bei der Homöopathie üblich, gibt es nicht einfach ein bestimmtes Mittel gegen eine bestimmte Krankheit. Um die passende Behandlung zu finden, müssen Symptome genau bestimmt und miteinbezogen werden. Zum Beispiel macht es einen Unterschied, ob der Durchfall blutig ist oder nicht. Zusätzlich zur Behandlung ist nicht selten auch eine Veränderung bei der Haltung notwendig. So ist etwa beim Befall mit Würmern das Weidemanagement anzupassen, während beim Befall mit Milben diese zu bekämpfen sind. In manchen Situationen, etwa bei Milben, rät die Tierärztin zudem, das Immunsystem der Tiere zu unterstützten.
Ganzer Bestand oder Einzeltier behandeln
«Bei Hennen wird meistens der ganze Bestand behandelt», sagt Julia Schlatter. Dabei kommen die ausgewählten Mittel in der Regel über das Trinkwasser zum Einsatz. Bei kleinen Hobbyhaltungen ist auch eine Behandlung einzelner Tiere möglich. In diesem Fall können die Globuli - aufgelöst mit etwas Wasser in einer Spritze - via Schnabel oder Auge verabreicht werden. «Entscheidend ist der Kontakt mit der Schleimhaut», so Schlatter.
Tiere mehrmals täglich kontrollieren
Laut der Tierärztin reagieren Hennen schnell auf eine richtige homöopathische Behandlung. «Auch wenn sich eine Verbesserung bald einstellt, ist es wichtig, die Tiere mehrmals täglich zu kontrollieren», empfiehlt Schlatter. Was wiederum bei kleineren Beständen einfacher umzusetzen ist als auf einem Grossbetrieb. Je ursprünglicher die Hühnerrasse, desto weniger anfällig auf Krankheiten seien die Tiere. So seien beispielsweise Appenzeller Spitzhauben oder Deutsche Sperber robuster als Hybriden, welche auf eine hohe Legeleistung hin gezüchtet wurden.
Homöopathie im Hühnerstall
Diese homöopathischen Mittel kommen im Hühnerstall häufig zum Einsatz:
- Arnica C200: Bei Verletzungen/Trauma
- Calcium phosphoricum C30: bei dünnschaligen Eiern, beim Einstallen von schwächlichen Jungtieren
- China C30: bei Erschöpfung
- Echinacea C30: zur Stärkung des Immunsystems
- Komplex verschiedener Phosphor-Mittel C30: Zur Stärkung, damit Vitamine/Mineralstoffe aus der Nahrung besser aufgenommen werden
Grundsatz: 4-5 Globuli pro Tier und Behandlung. Wiederholungen je nach Verlauf. Kann je nach Gruppengrösse angepasst werden
Julia Schlatter arbeitet bei einer Gross- und Kleintierpraxis in Salenstein TG und ist regelmässig auf Landwirtschaftsbetrieben im Einsatz. Dabei macht sie mit Homöopathie gute Erfahrungen. Sie betont jedoch, dass die Homöopathika nie ein Ersatz für eine gute Haltung und Fütterung seien. Interessierten Hühnerhalter(innen) empfiehlt sie zur Einführung in die Homöopathie den Besuch eines Kurses.
Homöopathiekurs:
Krankheiten bei Hühnern, 10. März 2025 am Strickhof in Lindau ZH. Kosten: Fr. 150.– inkl. Material. Anmeldung hier.