Wenn nach dem lang ersehnten Regen das Gras so richtig wächst, beginnt schon bald die Siliersaison. Wichtig ist dabei – neben der guten Futterqualität – auf die Sicherheit zu achten. Darauf weist die Beratungsstelle für Unfallverhütung in der Landwirtschaft (BUL) hin. Gefahr geht dabei in erster Linie von Gärgasen aus, die in hoher Konzentration zum Erstickungstod führen können.
Ein wichtiger, aber potentiell tödlicher Helfer
Beim Silieren nutzt man die Aktivität von Milchsäurebakterien, die sich ohne Sauerstoff vermehren und den pH-Wert rasch auf das gewünschte Niveau absinken lassen. Diese Bakterien werden mit zunehmenden CO2-Gehalt im Silo aktiver, während sauerstoffliebende Mikroorganismen den Sauerstoff veratmen und dann absterben. «Wenige Stunden nach dem Einsilieren ist bereits der gesamte Sauerstoff im Futterstock verbraucht bzw. durch CO2 ersetzt», schildert die BUL in einem Merkblatt. Unerwünschte Bakterien und Schimmelpilze haben so keine Chance mehr.
Für eine gute Silage ist CO2 somit zentral, für den Menschen aber «absolut gefährlich». Weder Farbe noch Geruch warnen beim Arbeiten rund ums Silo vor dem Gas. Wird es eingeatmet, folgen je nach Konzentration rasch Kopfschmerzen und Schwindel, Bewusstlosigkeit oder gar das Ersticken.
Schwerer als Luft – Vorsicht Gassee
CO2 ist schwerer als Luft und sinkt daher ab. Es bildet sich z. B. im Hochsilo ein Gassee, in den man etwa zum Freischaufeln einer nach innen öffnenden Luke unweigerlich hineinsteigen muss. In einem solchen Fall muss der Silierraum laut BUL zuvor aktiv durch einem Gebläse oder einer Belüftung mit Aussenluft angereichert werden.
Nach dem Öffnen einer Luke am Hochsilo, müsse die arbeitende Person sofort nach oben wegsteigen. Damit begibt sich er oder sie aus dem Gefahrenbereich des Gassees. Anschliessend sei der Silodeckel zu öffnen, damit genügend frische Luft einströmen kann. Erst, wenn der Luftaustausch erfolgt ist, dürfe der Silierraum betreten werden.
Gashaube im Fahrsilo muss zusammenfallen
Gärgase bilden sich genauso im Fahrsilo, warnt die BUL. Wenn sich nach dem Einsilieren unter der Unterziehfolie eine Gashaube bildet, dürfe diese unter keinen Umständen abgelassen werden. Vielmehr sei das Zusammenfallen der Haube abzuwarten, um gegebenenfalls die Abdeckung nachzuspannen und frisch zu beschweren.
«Insbesondere in geschützten Lagen, bei Windstille und in Senken muss auch im Fahrsilo mit erhöhten Gaskonzentrationen gerechnet werden», heisst es weiter. Wird ein erhöhter Gasaustritt vermutet, müsse der Bereich ums Silo grosszügig abgesperrt werden, bis sich die Siliervorgänge wieder stabilisiert haben.
Gasbildung beim Nachsilieren oft unterschätzt
Wie eingangs erwähnt geschieht die Veratmung des Sauerstoffs im Silagebehälter sehr schnell. Der damit verbundene rasche Anstieg des CO2 wird laut BUL oft unterschätzt, z. B. wenn beim Nachsilieren das Hochsilo einen Tag nach dem ersten Befüllen erneut geöffnet wird. Bevor eine Person einsteigt, um Futter zu verteilen, muss wiederum eine genügende Belüftung sichergestellt werden. «Die korrekte und ausreichende Belüftung der Silierräume vor dem Betreten ist hier von lebenswichtiger Bedeutung», betont die Beratungsstelle.
Besondere Bedeutung kommt der Zwangsbelüftung bei Tiefsilos zu, da allfällige Seitenluken meist nicht ausreichen, damit Gärgase abfliessen können. Hier wird die Festinstallation einer Belüftung empfohlen.
Nicht nur beim Einsilieren ein Thema
Nach dem Öffnen eines Silagebehälters können Nachgärungen zu weiterer Gärgasbildung führen. Daher müsse auch während der Entnahmezeit vor dem Betreten des Silierraums eine ausreichende Belüftung sichergestellt werden. Vor dem Öffnen eines Silos sind zu ihrem eigenen Schutz Drittpersonen aus dem unmittelbaren Bereich abfliessender Gärgase wegzuschicken.
Das Merkblatt zu Silogasen von der BUL finden Sie hier.
Die anderen Gärgase: NOx
Neben CO2 entstehen beim Silieren auch Nitrose Gase (NOx). Dabei handelt es sich laut BUL um ein Gemisch hauptsächlich aus Stickstoffmonoxid und -dioxid. Sie entstehen durch den Abbau von Nitrat durch Mikroorganismen. Der Nitratgehalt im Erntegut und der Gärverlauf bestimmen, in welchem Mass dieser Nitratabbau im Silo vonstattengeht. Generell führe aber eine schnelle und stabile Milchsäuregärung zu einer geringen Bildung von Nitrosen Gasen.
Auch NOx sind für den Menschen gefährlich, sie können Augen, Schleimhäute und Lunge reizen bzw. je nach Konzentration verätzen. Dabei treten Symptome wie starke Atembeschwerden typischerweise erst 1-2 Tage nach Kontakt mit Nitrosen Gasen auf. In sehr hoher Konzentration sind auch Lungenentzündungen oder -ödeme oder gar eine lebensbedrohliche Atemlähmung möglich.
Immerhin sind Nitrose Gase im Gegensatz zu CO2 leicht wahrnehmbar, denn sie fallen durch einen unangenehmen, stechenden Geruch und eine bräunlich-orange Farbe auf.