Sobald es heiss wird, hört man allerorts, man solle viel trinken. Das gilt für Menschen genauso wie für Tiere. Anders als beispielsweise Hunde, die häufig auch aus Pfützen trinken, stellen Kühe aber hohe Ansprüche an die Qualität des zur Verfügung gestellten Wassers. Ausserdem sind die benötigten Wassermengen bei Vieh natürlich um einiges höher als bei einem Hund. 

Milchleistung und Wassergehalt des Futters sind entscheidend

Wie hoch der tägliche Wasserbedarf einer Kuh genau ist, hängt von der Temperatur, der Milchleistung und dem Wassergehalt der Futterration ab. Man rechnet laut Swissgenetics mit etwa 3,5 bis 4,5 Liter Wasser pro Kilo produzierter Milch. Bei hoher Milchleistung wird bei Hitze schnell deutlich mehr Wasser benötigt, bis 250 Liter pro Tag oder mehr. 

Das Risiko für Energiemangel und Ketose steigt

Steht zu wenig annehmbares Wasser für die Kühe zur Verfügung, nehme auch ihr Hungergefühl ab. Es wird nicht mehr genügend Energie aufgenommen, wodurch das Risiko einer Ketose steigt. Dabei handelt es sich um eine Stoffwechselstörung, bei der der Körper bei einer Unterversorgung mit Kohlenhydraten auf die Energiegewinnung aus Fettsäuren ausweicht, bei der Ketone entstehen. 

Bei einer negativen Energiebilanz leidet ausserdem die Fruchtbarkeit und das Brunstgeschehen wird gebremst. 

Wasser in der richtigen Qualität und gut zugänglich

Kühe trinken grosse Mengen in kurzer Zeit. Pro Minute können es fünf bis 25 Liter sein, je nach Durst, wie Swissgenetics schreibt. Entsprechend ist ein hoher Durchsatz bei Tränken sinnvoll. Besonders hoch sei der Durst nach dem Melken. Trotzdem hätten Praxiserfahrungen gezeigt, dass Tränken im Melkstand nicht immer beliebt sind. 

Da Vieh einen sensiblen Geruchs- und Geschmackssinn hat, nehmen Kühe Wasser von schlechter Qualität kaum an. Das ist auch sinnvoll, da sich gerade bei warmem Wetter in verschmutzten Tränken schnell Algen oder schädliche Bakterien ansammeln können. Swissgenetics empfiehlt, Tränkevorrichtungen daher mindestens einmal pro Woche zu reinigen. 

Vorsicht bei alten Leitungen

Wasser aus alten Leitungen hat häufig einen erhöhten Eisengehalt, warnt Swissgenetics. Der metallische Geschmack hält die Kühe vom Trinken ab, das Eisen fördert das Wachstum von Mikroorganismen und kann zudem die Versorgung der Tiere mit Spurenelementen wie Selen, Mangan, Kupfer und Zink beeinträchtigen. 

 

Richtig Tränken auf der Sommerweide

Für eine ausreichende Wasserversorgung insbesondere bei sommerlicher Hitze wird empfohlen:

  • Mindestens 10 Liter pro Minute Durchlauf bei Tränkebecken
  • 10 Zentimeter Troglänge pro Tier
  • Versumpfung rund um Wasserstellen vermeiden: Tränken gelegentlich verschieben (mobile Lösungen mit Gartenschläuchen mit Schwimmer und Plastikfässern), Stroh streuen oder den Boden befestigen
  • Mindestens ein Mal wöchentlich die Tränke reinigen
  • Wenn möglich mehrere Tränkestellen anbieten. So ist sichergestellt, dass auch rangniedere Kühe Zugang zum Wasser bekommen
  • Kühe bevorzugen frei zugängliches Wasser und saufen grosse Mengen – entsprechend für genügend Wasser sorgen

Das sagt der Tierschutz

Laut dem dem Tierschutz-Kontrollhandbuch müssen Rinder mindestens zweimal täglich Zugang zu Wasser haben. Ist dies im Sömmerungsgebiet nicht möglich, müssen «geeignete Massnahmen» ergriffen werden, um den Wasserbedarf der Tiere trotzdem zu decken.

Für Kälber in Hütten oder Ställen gilt, dass sie jederzeit Zugang zu Wasser haben müssen und keine Tränkezapfen oder -nippel verwendet werden dürfen. In der Fachinformation Tierschutz zum Thema Kälber wird zu diesem Thema darauf hingewiesen, dass Milch – obwohl flüssig – für Kälber ihr Futter ist. Die Tiere würden daher von Anfang an Wasser aufnehmen, um ihren Durst zu stillen, selbst wenn Milch zur freien Verfügung steht und sie noch kaum Festfutter zu sich nehmen.