«Ohne Corona wäre die jetzige Krise im Schweinemarkt früher, aber wohl weniger stark gekommen», sagte Stefan Müller, Geschäftsführer von Suisseporcs, zum Auftakt des Agridea-Schweinehalterkurses. «Während der Pandemie wurden wir zwar an der Grenze geschützt, der Absatz an inländischem Schweinefleisch war hoch, doch jetzt zahlen wir einen hohen Preis dafür.» Nachdem Müller auf die Überproduktion eingegangen war, betonte er, dass der Detailhandel für die Thematik sensibilisiert sein müsse. «Wir haben nichts gegen die ausländische Schweinehaltung, aber dass in Zeiten der Überproduktion ausländisches Schweinefleisch aktioniert angeboten wird, ist unpassend und fragwürdig», so Müller.
Im Anschluss thematisierte Müller einige Resultate aus der Umfrage zum Schweinemarkt. Aussagekräftige Rückschlüsse könnten daraus gezogen werden, heisst es im Heft der Organisation. Eine Mehrheit der Teilnehmer gab an, eine Verschlechterung der wirtschaftlichen Ergebnisse in den nächsten drei Jahren zu erwarten. Eine Mehrheit der Befragten ist aber gewillt, Veränderungen im aktuellen Marktsystem zu prüfen.
Eine Zusammenfassung der Resultate der Umfrage zum Schweinemarkt finden Sie im Suisseporcs-Dezemberheft. Für die Suisseporcs-Mitglieder sind die Resulate auch online auffindbar.
Beitrag von Stefan Müller, Geschäftsführer von Suisseporcs
[IMG 2] Aufgrund der zunehmenden Verschlechterung der aktuellen Marktlage bei Mastjagern und Schlachtschweinen steigt der Druck auf die gesamte Branche. Der Krisenstab Schweinemarkt unter der Leitung von Suisseporcs hat eine befristete, teure Exportlösung gefunden. Damit greifen aber die dringenden Marktentlastungsmassnahmen. Gegenseitige Anschuldigungen zwischen Züchtern und Mästern müssen sofort aufhören, denn die Produzenten müssen geeint auftreten.
Welche nachhaltigen Handlungsmöglichkeiten gibt es kurzfristig, welche mittel- bis langfristig? Schnelle Massnahmen sind bekanntlich schwierig, denn die aktuelle Menge an Schlachtschweinen wurde vor 11 Monaten mit den Belegungen produziert. Für mittel- bis langfristige Veränderungen hat die Arbeitsgruppe Markt mit den Umfrageergebnissen eine wichtige Grundlage zur weiteren Lösungssuche erhalten. Die befragten Schweinehalter legitimieren uns für die Ausarbeitung von verschiedenen Lösungsvorschlägen, denn eine Mehrheit ist bereit, das aktuelle Mastjagerpreismodell und das Marktsystem Schlachtschweine zu überdenken.
Ich bin überzeugt, dass wir – nebst Veränderungen an der Börse – eine Branchenlösung suchen müssen. «Freier Markt» ist keine Lösung, denn diesen gibt es auf Stufe Schlachtschweine nicht. Warum orientieren wir uns nicht einmal in anderen Branchen, z. B. beim Greyerzer oder im Kartoffelmarkt? Finden wir vielleicht dort Ansätze oder Teillösungen, welche uns schrittweise zu einer Branchen-anerkannten, absatzorientierten Mengensteuerung hinführen? Uns ist klar, dass hier die Meinungen auseinandergehen und dass wir für diesen Prozess Zeit brauchen. Ich bin überzeugt: Wir müssen etwas machen – wir wollen in ein paar Jahren nicht erneut in eine solch katastrophale Marktsituation schlittern.