Ich kann mich noch gut erinnern, als vor rund 35 Jahren der Stier Trimbo zum ersten Mal im KB-Katalog erschien. Schön rot, korrekt und erst noch ein ­Triple-Sohn. Und dann noch sein Balkendiagramm, wahnsinnig: Vom Typ bis zu den Zitzen, fast alle Eigenschaften zeigten in die gewünschte Richtung, und zwar nach rechts. Endlich ein Stier, den man grosszügig einsetzen konnte. Gesagt, getan: Wir bekamen zu Hause acht Trimbo-Kuhkälber. Vom Falben bis zum Feuerroten, vom kleinen bis zum grossen Kalb und vom korrekten bis zum "Färlimoren-Euter" (also mehr als vier Zitzen): Es war alles dabei.

Züchter Peter Allemann

Der Stier Trimbo stammte aus der Zucht von Peter Allemann aus Tavannes. Er wurde 1979 geboren und war mit 55 98 punktiert. Sein Vater war der bekannte Red-Holstein-Stier Hanover Hill Triple Threat aus Amerika. Die Mutter war eine Tochter von Majority. Somit führte Trimbo schon 75% Red-Holstein-Blut in seinen Adern. Trimbo erreichte ausgewachsen eine Widerristhöhe von 164 cm und ein Gewicht von 1200 kg. Über 100 000 Erstbesamungen wurden von diesem Triple-Sohn gemacht, was für die Fleckviehrasse damals einen Rekord darstellte. Er hatte damit in dieser Zeit mehr Einfluss auf die Rasse ausgeübt als je ein Stier zuvor.

Die Tierseuche Bang

"Das war sicher der grösste Zuchterfolg meines Vaters", sagt Fredy Allemann, der jetzige Betriebsleiter, am Telefon. 1976 musste der Betrieb Allemann alle seine Tiere schlachten, denn sie hatten die Tierseuche Bang in ihrem Stall. "Mit dem Geld der Seuchenkasse kaufte damals mein Vater wieder neue Kühe, darunter war auch Majority Havana, die Mutter von Trimbo." Havana sei eine eher kleine Kuh (139 cm) gewesen mit etwas rundem Euter und Zusatzzitzen. Mit dem damaligen KB-Verband wurde sie für die gezielte Paarung selektioniert und mit Triple angepaart. "Obwohl Havana eine gute Kuh war mit hohen Milchgehalten, würde sie heute sicher nicht mehr den Anforderungen als Stierenmutter genügen", hält Fredy Allemann fest. Die Freude war natürlich gross, als ihr Zuchtprodukt Trimbo in die Klasse A befördert und für den Zweiteinsatz freigegeben wurde. "25 000 Franken hat mein Vater damals vom KB-Verband erhalten. Obwohl Trimbo ein guter Spermaproduzent war, kam er mit der Produktion nicht nach, so gross war die Nachfrage", erinnert sich Allemann. "Der KB-Verband hat damals sicher sehr viel Geld mit unserem Stier ­verdient. Die "bescheidenen" 25 000 Franken, die wir damals bekamen, wären heute sicher nicht mehr zeitgemäss", sagt der Züchter.

Schwarze Haare

Zu Hause hatten wir schlussendlich mit Trimbo weniger Glück als andere Züchter. Von den acht Kälbern gab es nur eine Ausstichkuh. Melissa hiess die Schönheit. Eine Kuh mit roter Fellfarbe und fast schwarzem Kopf, eigentlich eine typische Tochter von Trimbos Vater Triple. Solche Kühe traf man dann öfters auf den Viehschauplätzen an. Vielfach wurden sie aber aufgrund ihrer paar schwarzen Haare aus dem Herdebuch ausgeschlossen.

Für 12 000 Franken

Auch der ehemalige Viehschauexperte Toni Teuscher aus Lütschental kam während seiner Amtsdauer viel mit Trimbo-Töchtern in Kontakt. "Es gab Schauplätze, da bestanden die Klassen eins und zwei fast zu zwei Dritteln aus Trimbo-Töchtern", sagt Teuscher. Und auch betreffend schwarzen Haaren kann der Viehschauexperte eine Anekdote zum Besten geben: «Es war auf dem Schauplatz Waldhaus im Emmental und ich stellte in der Klasse eins eine Trimbo-Tochter auf den ersten Rang», erzählt Teuscher. "Statt mit vielen Punkten wurde sie dann im Ring wegen ein paar schwarzen Haaren mit einem Kreuz bedacht und aus dem Herdebuch ausgeschlossen", erinnert er sich. Hier habe der Gruppenleiter schlussendlich ein Machtwort gesprochen. "Dem bekannten Händler Hermann Meyer (selig) aus Corselles waren die schwarzen ­Haare dieser Kuh egal und er kaufte sie vom Platz weg für 12 000 Franken", sagt Teuscher. Diese Kuh wurde dann in den Kanton Neuenburg verkauft und mit dem Maximum von 44 44 90 punktiert. "Ein Jahr später kam diese Kuh wieder in den Kanton Bern zurück, nahm an der zweiten Austragung der Bernischen Eliteschau teil und gewann dort souverän ihre Klasse", weiss Teuscher noch. "Leider weiss ich nicht mehr, unter welchem Namen diese Kuh in Bern auflief." Dies war sicher nicht die einzige Kuh, welche damals wegen ein paar schwarzen Haaren für mächtigen Gesprächsstoff sorgte. Auch unsere Ausstichkuh Melissa wurde seinerzeit als Erstlingskuh wegen ihrer dunklen Farbe aus dem Herdebuch ausgeschlossen. Die Freiburger sahen das weniger eng: Nach einem Schautag in St. Antoni stand sie am Abend wieder in unserem Stall. Melissa wurde schliesslich über zehn Jahre alt und mit 55 45 97 punktiert. Dies war leider die einzige Trimbo-Tochter, die bei uns für Furore sorgte. Die anderen Kühe waren eher klein mit etwas runden Eutern.

Ärger an der Eliteschau

Trimbo hat aber in einigen Ställen eingeschlagen wie eine Bombe und konnte das Exterieur-Niveau auf einen Schlag anheben. Ein Betrieb, der mir noch in bester Erinnerung ist, war der Betrieb von Heinz Eberhard aus Pieterlen. Er hatte damals sehr viele Trimbo-Töchter in seinem Stall und eine war schöner als die andere. So hatte Eberhard auch einmal eine Trimbo-Erstlingskuh an der Eliteschau, punktiert mit 44 43 89. Warum wohl eine Drei in den Zitzen? Genau, sie hatte wie so oft bei den Trimbo-Töchtern eine abgeschnittene Zusatzzitze. Wegen der Narbe wurde dies an der Viehschau mit einem Punktabzug bestraft. Trotz dieser Narbe gewann die Kuh souverän ihre Klasse in Bern. Für einige Züchter war dies aber zu viel: Sie standen hinter ihr und regten sich masslos auf, dass man so eine Kuh überhaupt an die Spitze setzte. Der Richter habe keine Ahnung und gehöre abgesetzt. Ja, Trimbo war in der Lage, eine ganz besondere Kuh zu züchten, eine Kuh, die man nur einmal im Leben hat. So stellte er sogar mit Trimbo Juvenia (55 55 98) von Hans Hofstetter aus Rüeggisberg die Siegerkuh an der Schweizerischen Red-Holstein-Ausstellung in Burgdorf 1992. Juvenia widerspiegelte damals auf eindrückliche Art und Weise, was ihr Vater Trimbo im Stande war, zu vererben.