Rassendiskussionen kennen wir bei allen Nutztieren. Sie werden mehr oder weniger emotional geführt. So auch bei den Schweinen.Wie oft wurde ich in den letzten Jahren gefragt: Brauchen wir alle drei Vaterrassen Premo, Duroc und Piétrain in der Schweiz? Natürlich stellt man sich auch als Genetikunternehmen die Frage, welche Rassen man sich leisten kann, welche Kosten man bei einer Reduktion einsparen würde. Und schliesslich schrumpft der Schweinemarkt im Durchschnitt jährlich um 1 bis 2 Prozent. Das sind grundsätzlich schwierige Voraussetzungen für eine grosse Rassenvielfalt.

Treue und angenehme Kunden

Heute gestaltet sich das Feld so, dass alle drei Vaterlinienrassen beträchtlich nachgefragt werden. Auch grössere Schwankungen bei den Marktanteilen der Rassen in alle Richtungen gab es in den letzten Jahren immer wieder. Es geht dabei um zwei Hauptaspekte: die Wirtschaftlichkeit und das Handling der Genetik im Betrieb. Merkmale wie z. B. Gesundheit/Robustheit, Zunahmen und Futterverwertung oder Fleischqualität stehen bei den Betrieben bei ihrem Entscheid über die Vaterrasse im Vordergrund. Wohlverstanden, Schweizer Züchter sind im Vergleich zu etlichen europäischen Kollegen keine Ausprobierer. Hat man sich einmal entschieden, bleibt man oft dabei. Für ein Genetikunternehmen sind das treue und angenehme Kunden.

Kurz gefasst: Jede Rasse hat ihre Vor- und Nachteile. Die Betriebe entscheiden, wie sie diese gewichten und berücksichtigen, welche Anforderungen ihre Abnehmer diesbezüglich stellen. Damit geben sie uns als Genetikunternehmen auch vor, was wir anbieten sollen. Aktuell sind es zwei Mutterlinien und drei Vaterlinienrassen und diesbezüglich ist aktuell auch keine Veränderung geplant. Mit diesen fünf Rassen decken wir die Bedürfnisse unserer Kunden an eine zukunftsgerichtete Schweineproduktion ab.

Züchter sägen am Ast, auf dem sie sitzen

Es gibt eine bedeutende Einschränkung: Zucht ist ein Gemeinschaftswerk von Herdebuchbetrieben, verschiedenen Partnern in der Branche und uns als Genetikunternehmen. Genau dieser bäuerliche Dreiklang hat das Schweizer Zuchtprogramm so erfolgreich gemacht. Die Schweizer Eberzüchter leiden zusehends darunter, dass immer mehr Zuchtbetriebe ihre Eber selbst erzeugen und das mit günstigem Vaterliniensperma. Diese Züchter sägen damit am Ast, auf dem sie sitzen –  den Schweizer Eberzüchtern. Denn ohne Eberzüchter keine Eberzucht. Wird aus einem Dreiklang nur noch ein Zweiklang, gibt es kein Herdebuch mehr. Selbstverständlich sind auch wir von der Suisag gefordert, mit geeigneten Massnahmen insbesondere Kernzuchtbetriebe und auch weitere Herdebuchbetriebe zu unterstützen.

In Zukunft wird uns die Frage beschäftigen: Welche Rassen züchten wir eigenständig, auch für einen kleinen Markt? Und wo suchen wir enge Kooperationen mit anderen bäuerlichen Genetikunternehmen rund um die Schweiz herum? Genetikunternehmen, die auch das Motto haben «von Produzenten für Produzenten».