Es gibt zwei Gründe dafür, dass die Prävention gegen Weideparasiten wichtiger wird: Magen-Darm-Würmer entwickeln zunehmend Resistenzen gegen die eingesetzten Mittel und die Agrarpolitik setzt Anreize für vermehrtes Weiden. Häufigere Resistenzen stellt man laut Steffen Werne vom FiBL und Franziska Akert von der HAFL vor allem bei Kleinwiederkäuern, immer mehr aber auch bei Rindern fest.
Starker Befall auch bei Kühen bemerkbar
Das ist herausfordernd für Betriebe mit Rindern, Schafen und Ziegen mit mittlerem bis hohem Weideanteil hinsichtlich Tiergesundheit oder Milch-/Fleischertrag. Vor allem bei Kleinwiederkäuern und Aufzuchtrindern komme bei starkem Wurmbefall oft ein Entwurmungsmittel zum Einsatz. «Kühe werden mit Würmern in der Regel selber fertig», sagt Steffen Werne. Ein starker Befall könne sich aber durch einen Rückgang der Milchleistung bemerkbar machen.
Präventiv gegen Würmer
- Längere Weideruhen durch: Mischbeweiden (Rinder mit Pferden) oder Schnittnutzung
- Nachtweiden auf der Alp nach Möglichkeit umplatzieren
Heikle Phase umgehen
Grosse Vorkommen von Parasitenlarven treten laut Akert und Werne etwa 3-8 Wochen nach der Beweidung auf. Mit einer längeren Weideruhe lässt sich dieser Zeitraum umschiffen und auch eine Schnittnutzung reduziere die Anzahl Larven. Ein Teil davon wird mit dem geernteten Futter weggeführt oder stirbt während der Weideruhe ab. Da die infektiösen Larven vom Kot ins Gras wandern, dürfte auch dessen Höhe eine Rolle spielen: «Wir vermuten, dass die Larvenzahl auch darüber regulierbar ist und führen dazu einen mehrjährigen Versuch durch», so Steffen Werne.
Vorsicht bei der Kombination von Rindern und Ziegen
Neben der Weideruhe wirkt die Nutzung der Fläche mit verschiedenen Tieren hohem Wurmdruck entgegen, da die Parasiten spezialisiert sind. Empfohlen ist der Wechsel von Kleinwiederkäuern mit Pferden oder Rindern oder die beiden Letzteren in Kombination. Ziegen und Schafe gemeinsam zu weiden, hilft in puncto Parasiten nicht, da beide von denselben Würmern befallen werden. Schafe und gelegentlich auch Ziegen tragen allerdings ein Virus, das sie selbst zwar nicht beeinträchtigt, in seltenen Fällen aber auf Rinder übertragen werden und das bösartige Katharralfieber auslösen kann. Die Erkrankung verläuft bei Rindern in der Regel tödlich, was gegen gleichzeitiges Weiden von Rindvieh und Kleinwiederkäuern spricht.
Auch auf der Alp ein Thema
Mitmachen bei der Umfrage
FiBL und HAFL arbeiten in einem mehrjährigen Projekt mit über 20 Betrieben zusammen, um die präventive Wirkung des Weidemanagements zu erforschen. Mit einer Umfrage möchten sie mehr über die gängige Praxis zu Prävention und Behandlung von Weideparasiten erfahren. Das Ziel ist die Erarbeitung von möglichst praxisrelevanten Optimierungsmöglichkeiten.
Hier geht’s zur Umfrage (5-10 Minuten)
Mit dem Herdenschutz wird Wurmdruck auch im Sömmerungsgebiet zunehmend zum Thema: Auf geschützten Nachtweiden sammelt sich Kot an und damit konzentrieren sich die Wurmlarven. «Helfen kann hier, die Nachtweiden nach einigen Wochen zu wechseln und sie danach zu meiden», meint Franziska Akert. Grundsätzlich kann die Sömmerung Entlastung bringen in der Wurm-Problematik, theoretisch können aber auch resistente Würmer zwischen Tieren von verschiedenen Betrieben ausgetauscht werden. Dazu gebe es bisher keine Untersuchungen. Die Vorschrift zum Entwurmen von Kleinwiederkäuern vor dem Alpauftrieb sehen Akert und Steffen Werne allerdings kritisch, da dies Resistenzen fördert. «Es wäre besser, jeweils einen Teil der Herde(n) unbehandelt zu lassen», so Werne.
Grundsätzlich steigt im Vergleich zur reinen Stallfütterung mit konserviertem Futter das Risiko für Wurmbefall, wenn mehr geweidet wird. Der Wurmdruck lasse sich aber durch gezieltes Management senken, sind die Forschenden überzeugt. Um mehr darüber herauszufinden, führen Sie eine Umfrage durch (siehe links).