Direkt nach der Geburt, wenn das Kalb noch nass ist und nicht steht, sollte es mindestens drei Liter, besser vier Liter Kolostralmilch mit bester Qualität erhalten. Ist die Qualität nicht gewährleistet oder zu wenig Milch vorhanden, ist Reserve-Kolostrum aufzutauen und zu verfüttern. Damit die Immunglobuline nicht beschädigt werden, darf die Kolostralmilch nicht über 38 Grad erwärmt werden.
Mehr Kolostrum ist besser
Säuft das Kalb bei der ersten Gabe zu wenig, ist es zu drenchen oder zwei Stunden später wieder zu tränken. Versuche in Deutschland zeigen, dass Kälber mit vier Litern Kolostrum gegenüber Kälbern mit zwei Litern um 200 g höhere Tageszunahmen haben und nach zwei Laktationen 2500 kg mehr Milch produziert haben. Neben der Menge ist auch der Zeitpunkt wichtig. Die erste Kolostralmilch nimmt das Kalb direkt via Darmwand ins Blut auf. Die Durchlässigkeit der Darmwand nimmt nach der ersten Gabe und mit den Lebensstunden ab. Weiter nimmt die Kolostrumqualität bei der nicht gemolkenen Milch um jede Stunde ab.
Hungern macht krank
Bis zum Alter von vier Wochen sind die Kälber ad libitum zu tränken. Die Futteraufnahme unterscheidet sich bei ad-libitum-getränkten Kälbern gegenüber restriktiv getränkten Kälbern in den ersten drei Wochen nicht. Das heisst, das Kalb frisst nicht mehr, weil es weniger Milch erhält. Kälber, die hungern, leiden unter Stress und sind krankheitsanfälliger. Ad-libitum-getränkte Kälber erkranken deutlich weniger. In den ersten Lebenswochen findet das Organwachstum statt. Eine Untersuchung zeigte, dass bei ad-libitum-getränkten Kälbern die Leber zweimal und das Eutergewebe viermal schwerer war. Wachstumsverzögerungen in den ersten sechs Monaten können nicht mehr kompensiert werden.
Abtränken mit 14 Wochen
Nach der ad-libitum-Phase ist die Tränkemenge im Zweiwochenrhythmus zurückzufahren. Angefangen mit zweimal fünf Liter pro Tag. Entsprechend ist das Kalb mit 14 Wochen abgetränkt. Früheres Abtränken lohnt sich nicht, da der Pansen zu wenig entwickelt ist. Das Abtränken muss langsam vollzogen werden. Zu schnelles Abtränken führt zu Übersäuerungen und Stress. Dies zeigt sich mit struppigem Fell und dünnem Kot. Die Kälber sind mit einem zähen Nuggi zu tränken. Der Schlundrinnenreflex funktioniert erst ab zwei Minuten richtig und der Saugreflex dauert zehn bis zwölf Minuten. Zu schnelles Tränken fördert Durchfall und gegenseitiges Besaugen. Ob intensive oder extensive Aufzuchtstrategie – in den ersten sechs Monate sind
alle Kälber gleich zu füttern.