Erdmandelgras wuchert auf Wiesen, die Kirschessigfliege zwingt Obstbauern dazu, ihre Anlagen einzunetzen. Der Maiswurzelbohrer bringt die Fruchtfolge durcheinander, der traditionelle Anbau von Mais auf Mais wird gebietsweise verboten. Die Landwirtschaft hat an vielen neuen Fronten zu kämpfen. Und der Eindruck täuscht nicht: Es werden immer mehr Schädlinge.

Vielfältige Schäden sind möglich

Ein Bericht des Bundesamts für Umwelt (Bafu) von 2006 listet 800 etablierte gebietsfremde Arten in der Schweiz auf, wovon 107 Probleme verursachen. Als gebietsfremd gilt nur, was durch menschliche Tätigkeiten  eingeführt wurde. Ausserhalb ihrer Heimat können sich die oft aus Asien stammenden Neobiota leichter ausbreiten, weil sie ihre Feinde hinter sich gelassen haben. Die möglichen Schäden durch gebietsfremde Arten sind vielfältig:

  • Verdrängung heimischer Arten
  • Änderungen des Mikroklimas
  • Übertragen von Krankheiten und Parasiten
  • Giftigkeit und Allergene
  • Ökonomische Schäden durch Mindererträge in der Landwirtschaft oder beschädigte Infrastruktur und Gebäude

Goldruten und Berufkraut (das Einjährige wie auch das Kanadische) sind Beispiele für Pflanzen, die einheimische Arten verdrängen. Das Berufkraut ist zwar nicht gefährlich für weidendes Vieh, wird aber auch nicht gefressen und ist somit auf Weiden nutzlos.

Viele Invasive Arten sind giftig

Robinien sind Bäume unter den Leguminosen und reichern zuvor magere Standorte mit Stickstoff an, Pflanzen wie Wegerich und Esparsette verlieren ihren Lebensraum. Zudem sind Rinde, Blätter und Samen von Robinien giftig und können für Tiere tödlich sein. Verschiedene Insekten, die nicht in der Schweiz heimisch sind, übertragen Krankheiten. Ein Beispiel ist die Amerikanische Rebzikade. Wer den Riesenbärenklau ungeschützt berührt, trägt Verbrennungen davon. Die Pollen der Ambrosia lösen schwere Allergien aus. Ausserdem ist sie laut Info Flora ein gefürchtetes Unkraut, vor allem in Sonnenblumenkulturen, nach Aussaaten im Frühling oder auf Brachen. Das Schmalblättrige Greiskraut (auch Kreuzkraut, Senecio inaequidens) ist wie sein einheimischer Verwandter, das Jakobskreuzkraut giftig für Mensch und Tiere. Die Giftstoffe bleiben in Heu und Silage aktiv und können auch Getreideernten verseuchen.

Zu den Schäden durch gebietsfremde Arten gibt es keine Statistiken, wie Mauro Jermini von Agroscope erklärt. Laut dem Bund wird in der EU der wirtschaftliche Schaden durch gebietsfremde Arten auf rund 20 Milliarden Euro im Jahr geschätzt. Hinzukommen die Kosten für die Bekämpfung, bzw. die Prävention. Dabei ist die Früherkennung entscheidend, da der Aufwand steigt, je weiter sich eine Art ausbreitet.

 

Informationen zu Neobiota:

Trickreiche Weltenbummler

Die Wege, auf denen Pflanzen, Pilze, Tiere oder Bakterien Landesgrenzen und Kontinente überwinden können, sind unterschiedlich. Manche reisen in Verpackungsmaterial, wie etwa der Asiatische Laubholzbockkäfer in Holz-Paletten. Andere verbreiten sich über Verkehrsmittel, so geschehen bei der Rosskastanien-Miniermotte. Das eingangs erwähnte Erdmandelgras wird über seine Knöllchen an Landmaschinen verbreitet, wie es auch bei bodenlebenden Schädlingen und Krankheiten oft der Fall ist. Manches, wie etwa das drüsige Springkraut stammt aus Gärten. Auch die Landwirtschaft hat zur Etablierung gebietsfremder Arten beigetragen. So wurde der asiatische Marienkäfer zur biologischen Schädlingsbekämpfung eingesetzt. Heute bringt er seine einheimischen Gegenstücke in Bedrängnis. Neobiota werden seither generell nicht mehr als Nützlinge verwendet. Für die Zukunft geht Mauro Jermini davon aus, dass sich die Situation durch zunehmenden internationalen Handel und Personenverkehr verschärfen könnte. Wie sich der Klimawandel auswirkt, sei indes schwer abzuschätzen. «Das hängt von der Biologie es jeweiligen Organismus ab», so Jermini.