Wann fühlen wir uns schön? Wahre Schönheit kommt von innen, heisst es. Den genauen Ursprung dieses Satzes kennt niemand ganz genau.
Doch seine Bedeutung begleitet die Menschheit seit der Antike. Griechische Philosophen wie Platon und Aristoteles betonten, dass wahre Schönheit mit Tugend und Charakter verbunden sei. Platon sprach von «innerer Harmonie», die einen Menschen schön macht. Diese Weisheit hat sich über Jahrhunderte entwickelt und erinnert uns daran, dass äussere Schönheit vergänglich ist, während innere Werte – Charakter, Freundlichkeit und Ausstrahlung – bleiben.
Selten zufrieden
Das sei das Wichtigste, erklären viele Frauen, die keine Model-Figuren haben. Doch wirklich zufrieden mit dem eigenen Körper sind Frauen selten. Mit jedem neuen Kleidungsstück, mit jedem Friseurbesuch erhoffen sie sich ein wenig mehr Schönheit, ein wenig mehr Selbstbewusstsein. Doch oft folgt die Ernüchterung: Selbstbewusstsein kann man nicht kaufen.
Im Körper wohlfühlen
Das weiss Brigitte Steiner-Hofmann. Die Bauerntochter und zweifache Mutter aus Unterkulm AG ist gelernte Coiffeuse und hat sich zusätzlich zur Farb- und Stilberaterin weitergebildet. Ihr Hauptanliegen ist es, Frauen und Männer dabei zu unterstützen, sich in ihrem Körper wohlzufühlen – genau so, wie er gedacht ist. Mit den passenden Farben und Schnitten können Stärken betont und kleine Schwächen geschickt kaschiert werden.
«Tragen wir Kleidung in zu uns passenden Farben, lassen diese uns attraktiver und frischer erscheinen», betont Brigitte Steiner. «Unebenheiten fallen weniger auf, und typgerechte Farben unterstreichen unsere individuelle Persönlichkeit. Sie wirken positiv auf unser gesamtes Erscheinungsbild.»
Schön genug
Sind wir nicht schön genug, so wie wir sind? «Aber so was von!», macht Brigitte Steiner deutlich. Genau hier setzt eine Farb- und Stilberatung an: völlig wertfrei. Gemeinsam mit ihren Kundinnen und Kunden analysiert sie anhand verschiedener Merkmale, welcher Stiltyp zu ihnen passt.
Eine Frau würde sich vielleicht nie als sportlich bezeichnen, weil sie sich nicht für Sport interessiert. Doch ihre Körpermerkmale zeigen, dass Jeans, Strickjacke und Sneakers perfekt zu ihr passen. Vielleicht kombiniert mit Elementen eines femininen Stils – hohen Schuhen, Kleidern oder verspielten Details.
Brigitte Steiner zeigt anhand von Beispielen, wie sich unterschiedliche Stiltypen harmonisch kombinieren lassen. Es geht darum, mit unserer äusseren Hülle – unserer «zweiten Haut» – eine nonverbale Sprache zu sprechen und unsere natürliche Schönheit zu unterstreichen. Farben haben auch eine psychologische Wirkung: Sie senden gezielte Botschaften. «Je nach Anlass können wir unser Outfit bewusst einsetzen», erklärt die Stilberaterin.
Für Weiblichkeit braucht es nicht zwingend einen Rock
Dabei geht es nicht darum, sich komplett neu zu erfinden oder entgegen den eigenen Gewohnheiten zu kleiden. Weiblichkeit lässt sich auch stilvoll ausdrücken, ohne einen Rock tragen zu müssen. Doch auch beim Styling gilt: Ab und zu lohnt es sich, die eigene Komfortzone zu verlassen. Vielleicht einmal etwas anzuprobieren, was man sich sonst nie ausgesucht hätte.
Brigitte Steiner begleitet ihre Kundinnen und Kunden auch beim Einkaufen oder besucht sie zu Hause vor ihrem Kleiderschrank. Sie erklärt, welche Kleidungslängen optimal sind und wie sich vorhandene Stücke clever kombinieren lassen. Das spart langfristig nicht nur Geld, sondern verhindert auch Fehlkäufe – und der Moment vor dem Kleiderschrank mit dem Gedanken «Voller Schrank, aber nichts zum Anziehen» gehört der Vergangenheit an.
Zeigen, wer man ist
«Stil ist die Art zu zeigen, wer du bist – ohne zu sprechen», erklärt Brigitte Steiner. Sie erlebt es immer wieder: Kundinnen erzählen ihr, dass sie eigentlich gerne Röcke tragen würden, sich aber nicht trauen. Vielleicht aufgrund früherer Erfahrungen oder gesellschaftlicher Prägungen. Oder sie lieben auffällige Farben wie Rot oder Pink, meiden sie aber, weil sie nicht «zu sehr auffallen» möchten.
Eine Farb- und Stilberatung hat auch eine psychologische Komponente. Wer sich darauf einlässt, zeigt Offenheit und Bereitschaft, an sich zu arbeiten – nicht im Sinne einer Schönheitsoperation, sondern auf ganz natürliche Weise. Es geht nicht darum, etwas Künstliches zu erschaffen, sondern mit dem zu arbeiten, was da ist. Die Grundlage ist immer der eigene Körper, die eigene Persönlichkeit.
Stil bedeutet Stimmigkeit
Ein Beispiel: Eine grosse, markante Frau im verspielten Blümchenkleid mit Rüschen – das wirkt oft unstimmig. Sie sollte auf Kleider keinesfalls verzichten, wenn sie diese liebt. Doch statt romantischer Muster wäre ein linearer, asymmetrischer Schnitt, der ihre Ausstrahlung unterstreicht, vorteilhafter.
«Stil ist Stimmigkeit – die Beziehung zwischen einer Person und dem, was sie trägt», so eine Aussage des bekannten italienischen Designers Giorgio Armani. «Für Stil kann man sich entscheiden – mehr noch, man kann ihn lernen.» Davon ist Brigitte Steiner überzeugt. Nach einer Beratung braucht es etwas Zeit, um hineinzuwachsen. Doch wer dranbleibt, sich selbst liebevoll annimmt und mutig ist, wird die Wirkung seiner Ausstrahlung spüren.