In einer Zeit, wo Milchvieh-Rassen eingekreuzt, mit moderner Genanalyse Zuchtwerte ermittelt und die Generationen-Intervalle immer kürzer werden, hat die Zuchtarbeit auf dem Betrieb Bünten im Mädris SG fast schon etwas Nostalgisches. «Unsere älteste Kuhfamilie steht seit den Kriegsjahren auf dem Betrieb. Mein Ur-Grossvater Johann Jon kaufte die Stammkuh Reisi vor rund 80 Jahren nach einem Seuchenfall an», blickt Hannes Ackermann auf die Geschichte seines Betriebes zurück.

Die Rasse passt auf den Betrieb

Hannes Ackermann züchtet Original Braunvieh, eine Rasse, die nicht nur auf den Betrieb, sondern auch zum Betriebsleiter selber passt: Ruhig, überlegt und unaufgeregt sind Attribute, die zu Vieh und Züchter des Hofes Bünten passen. Im Stall des 32-jährigen Landwirts stehen heute Tiere, deren Abstammung über 14 Generationen bis zur Kuh Reisi nachverfolgt werden kann.

Zuchtfamilien und schöne Kühe

Die Nachkommen aus dieser Zuchtlinie überzeugten insbesondere in Fruchtbarkeit, Leistungsbereitschaft und Robustheit. So stammt beispielsweise Milan Halma aus dieser Zuchtlinie, von der Hannes Ackermann 2023 eine 84er-Zuchtfamilie stellen konnte. Ebenfalls aus dieser Linie stammt die mit exzellent 93 eingestufte Ueli-Tochter Nesta, mit der Hannes Ackermann an der Bruna 2022 einen Podestplatz holte. Der Meisterlandwirt ist ein begeisterter Züchter, während fünf Jahren war er Präsident der Schweizer Originalbraunvieh-Jungzüchtervereinigung.

An der Bruna 2022 stand die rahmenstarke Nesta auf dem Abteilungs-Podest. Ihre Zuchtlinie steht seit 14 Generationen auf dem Betrieb. (Bild: Reto Betschart)

Auf dem Betrieb stehen heute nur noch reine OB-Tiere. Das war nicht immer so. Markus Ackermann, der Vater von Hannes, kreuzte in den 1980er-Jahren auch Brown Swiss ein, weil es aus den damaligen reinen OB-Anpaarungen vermehrt Schwergeburten gab. Die Doppelnutzungsrasse habe aber in diesem Bereich mittlerweile einen grossen Zuchtfortschritt gemacht. Die Rückkreuzungstiere wurden darum wieder laufend durch OB ersetzt.

Ein arbeitsintensiver Stufenbetrieb

Bereits 2017, im Alter von 23 Jahren, übernahm Hannes Ackermann den Betrieb. «Auch wenn ich der Betriebsleiter bin, ist unser Hof ein Familienbetrieb, der ohne Unterstützung von meiner Partnerin Karin Schlegel, meinen Eltern Sabine und Markus Ackermann und weiteren Familienmitgliedern nicht zu führen wäre.» Tatsächlich ist der Bergbetrieb infolge der verschiedenen Standorte arbeitsintensiv. Rund 20 Kühe, 25 Jungtiere, mehrere Natursprungstiere, Schweine und Hühner stehen im Stall der Familie Ackermann. Die Betriebsfläche von rund 20 Hektar zieht sich von 800 bis 1200 m ü. M. Von Mitte Mai bis Mitte Juni wird ein Teil der Kühe auf den Maiensässen gemolken.

Ackermann züchtet auf Kappa-Kasein BB

Über die Sommermonate geht alles Vieh z’Alp. Der Betrieb hat auf den drei Melser Kuh-Alpen Walabütz, Mädems und Kohlschlag und auf der Jungviehalp Lavtina Alprechte. Auf allen drei Alpen wird gekäst, Hannes Ackermann kann so Käse aus rund 20 000 kg Milch zurücknehmen. Auch im Winter wird die Milch seiner Original-Braunviehkühe – rund 70 000 kg – lokal verarbeitet. In der auf dem Betrieb Bünten stehenden Bergkäserei Mädris (siehe Kasten ganz unten) wird daraus eine grosse Zahl von Produkten hergestellt. «Entsprechend wichtig ist mir, bei der Anpaarung auf das Kappa-Kasein zu achten», so Hannes Ackermann.

Aktuell stehen drei Jungstiere mit Kappa-Kasein BB im Stall. Hannes und Markus Ackermann sind begeisterte Stierenhalter und immer auf der Suche nach interessanten, noch wenig verbreiteten Blutlinien. Aber auch bekannte KB-Stiere wie beispielsweise Arcas und Lorento standen schon auf dem Betrieb Bünten.

Hausbau erfordert Geduld

Das Jungvieh läuft in einem modernen Laufstall und auch der Anbindestall für die Kühe ist noch gut im Schuss. Anders sieht das beim Wohnraum für die Familien aus: Die beiden Häuser sind in die Jahre gekommen. Doch das Bewilligungs- und Planungsverfahren erweist sich als langwierig. Aus der Ruhe bringen lässt sich Hannes Ackermann dadurch aber nicht. In seiner stoisch ruhigen Art meint er: «Das Prozedere ist zwar mühsam, wird dann aber schon noch recht kommen

Am Standort der Bergkäserei Mädris befand sich früher eine Mühle. Nur darum durfte die Käserei 1997 erstellt werden. (Bild: Reto Betschart)

Bergkäserei Mädris – die nächste Generation übernimmt

Angeschrieben ist die Bergkäserei Mädris zwar an mehreren Wegkreuzungen, das Käsereigebäude dann zu finden, ist allerdings gar nicht so einfach. Das unscheinbare Gebäude steht fast etwas versteckt auf der Liegenschaft von Hannes Ackermann, der im Jahr 2008 erstellte Käsekeller befindet sich unter dem Boden auf der Parzelle seines Nachbarn.

Zusammen mit zwei weiteren Bergbauernfamilien erbaute Markus Ackermann, der Vater von Hannes Ackermann, die Bergkäserei Mädris im Jahr 1997. Qualitativ hochstehende Naturprodukte herzustellen, die sich im freien Wettbewerb gut verkaufen lassen, war die Haupt-Zielsetzung der Initianten. Der Bau in der Landwirtschaftszone war nur möglich, weil am gleichen Standort vorher eine Maismühle stand und für diese ein Umnutzungsgesuch bewilligt wurde.

Gestartet hat die Käserei mit 120 000 kg Milch aus der Umgebung. Heute verarbeitet sie rund 400 000 kg hauptsächlich zu Käse, aber auch Spezialitäten wie Weissschimmel-Weichkäsli oder Fruchtjoghurts. Die Milch stammt von den drei Besitzer-Familien und zwei Gast-Lieferanten aus der Umgebung. Die Produkte werden im eigenen Käserei-Laden, in Hofläden in der Region, aber auch an Verkaufspunkten in den Kantonen Zürich und Thurgau angeboten. Alle drei Besitzer-Familien engagieren sich im Betrieb und sind für wichtige Aufgaben wie Qualitätssicherung oder die Distribution verantwortlich. Der Käser ist ganzjährig angestellt.

Die Bergkäserei Mädris ist eine Aktiengesellschaft. Per 1. Oktober 2024 ist nun der Generationenwechsel in der Käserei erfolgt. Mit Daniel Schwitter, Bernhard Good und Hannes Ackermann übernahm die nächste Generation. Dank ihrer Bergkäserei können die drei Bergbauernfamilien für ihre hochwertige Käserei-Milch auch zukünftig eine bessere Wertschöpfung erreichen.