Lange war die Nachfolge der Ferrenmühle in Kleinwangen unklar. Eine ungewisse Zeit für die Landwirte, die ihr Getreide hier hinbringen. Speziell für die Bauern, die Bio- und Demetergetreide anbauen. Denn die Mühle ist eine der letzten in der Innerschweiz, die ihr Gut im Lohn verarbeiten.

Müllerin statt Tierpflegerin

Doch bald sollte sich die Ungewissheit klären. Seit Juli 2019 führt Ramona Eberli, eine junge Müllerin aus Hochdorf, nun die traditionsreiche Mühle. Die taffe Müllerin ist im Seetal aufgewachsen und war von Kindesbeinen an eher handwerklich interessiert. Doch so wie viele Mädchen träumte auch sie davon, mit Tieren zu arbeiten. Das Probearbeiten in diesem Bereich konnte sie dann trotzdem nicht überzeugen.

Was die junge Frau zusätzlich faszinierte, war das Verarbeiten und Veredeln von Naturprodukten. Genau das, was Mühlen und Müller(innen) machen. Ein weiterer Punkt für die Ausbildung zur Müllerin war, dass bei der Verarbeitung von Getreide auch die Nebenprodukte weiter gebraucht werden, zum Beispiel als Tierfutter, das beeindruckte Ramona Eberli. So kam es, dass sie ihre Ausbildung bei der UFA in Sursee, als Müllerin Fachrichtung Tierfutter und anschliessend das Zusatzlehrjahr Müllerin Lebensmittel, absolvierte. Oft wurde ihre Berufswahl in ihrem Umfeld ein wenig belächelt. Denn Müller(innen) gab es in der Familie bisher keine.

Traditionsreiche Mühle

Das feine Mahlen von Getreidekörnern ist ein jahrhundertealtes Handwerk. Heute läuft die Herstellung von Mehl, Körnern oder Tierfutter meist industriell in Grossmühlen ab. Nur einige wenige Müller(innen) arbeiten noch in Kleinmühlen. Was die Ferrenmühle zusätzlich hervorhebt, ist, dass sie auf mechanische statt pneumatische Luftförderung des Vermahlungsgutes setzt. Sie ist eine der wenigen Mühlen in der Schweiz, die noch nicht umgestellt hat. «Meiner Meinung nach kommt das Mahlgut in Grossmühlen zu oft mit Luft in Kontakt und verliert so an Griffigkeit und Geschmack», so die Müllerin.

Die Ferrenmühle hat eine traditionsreiche Geschichte. Die Mühle, wie sie heute besteht, wurde in der Zeit des Zweiten Weltkrieges, ungefähr im Jahr 1941, in Betrieb genommen. Man geht aber davon aus, dass die Geschichte der Ferrenmühle noch weiter zurück reicht. Die Grundmauern wurden 1619 gebaut. Es wird angenommen, dass in der Gegend von Ferren/Kleinwangen bereits seit über 800 Jahren Getreide gemahlen wird. Gut fünfzig Jahre lang führte Josef Walthert die Mühle.

Nach einigen Jahren im Beruf erfuhr Ramona Eberli durch eine Freundin, dass die Besitzer der Ferrenmühle auf der Suche nach einer Nachfolge waren. Die Müllerin kannte die Ferrenmühle aus einer Führung zu Schulzeiten und hatte diese stets ein wenig im Hinterkopf. Mit etwas Herzklopfen rief sie den Inhaber Josef Walthert an und wurde prompt eingeladen, sich die Mühle anzusehen. Bereits nach zwei Besuchen war dem Verpächterpaar klar, dass Ramona Eberli die ideale Nachfolgerin für die Ferrenmühle ist. Der Wechsel gab natürlich zu reden. So hat Josef Walthert sich in den Jahren etabliert und konnte einen guten Kundenstamm vorweisen. Ramona Eberli nahm der bestehenden Kundschaft die Skepsis, indem sie sich präsent und offen zeigte. Eine persönliche Vorstellungsrunde bei den Lieferanten und Abnehmerinnen, zusammen mit ihrem Vorgänger, wurde von allen Seiten geschätzt.

Abläufe modernisiert

Auch der langjährige Mitarbeiter Alois Kurmann hat die junge Frau mit offenen Armen empfangen. «Ich sehe mich nicht als Chefin, sondern als Teammitglied», erklärt die Müllerin. «Alois zum Beispiel ist und bleibt unser Obermüller, ihm muss ich nichts vormachen, da weiss ich, das läuft. Immerhin ist er seit knapp 40 Jahren hier tätig.» Unterschätzt habe sie aber den bürokratischen Aufwand. Während ihre Vorgänger die Rechnungen noch mit Schreibmaschine schrieb, modernisierte Eberli die Abläufe entsprechend.

Das laufende Jahr ist auch für die Mühlen kein einfaches. Ein Grossteil des Brotgetreides wurde deklassiert. Durch den Hagel wurden die Ähren beschädigt und der viele Regen hielt lange an, es gab kaum Trockenperioden.

Wenig finanzielle Einbussen

«Dieses Jahr brauchen wir wohl alles selber, um unsere Kunden zu beliefern. Zum Vergleich: In der Ernte 2020 haben wir rund 1300 Tonnen Brotgetreide angenommen. Heuer sind es rund 250 Tonnen, die nicht deklassiert worden sind», erklärt die Müllerin die ernüchternde Bilanz. Für die Ferrenmühle seien die finanziellen Einbussen aber tragbar. «Eine Nullrunde in der Getreidesammelstelle. Normalerweise nutzen wir rund einen Viertel des gelieferten Getreides für den Direktverkauf», wie Ramona Eberli sagt.

So weit ist die Selbstständigkeit ein Erfolg für die aufblühende Pächterin. Für all jene, die sich gerne selbstständig verwirklichen möchten, aber noch unentschlossen sind, hat Ramona Eberli folgende Worte bereit: «Man soll den Mut haben, sich selbstständig zu machen. Wenn dein Herz dafür schlägt und es deine Leidenschaft ist, dann mach es!»