Die 23-jährige Agrotechnikerin und Landwirtin Jasmin Morgenthaler aus Wittwil im Kanton Aargau nimmt die neue Herausforderung an. Sie arbeitet seit Februar für die Futtermühle Niederhäuser AG im Aussendienst in der Region Aargau und Luzerner Seetal. Die junge Frau erzählt der BauernZeitung, wie es dazu kam, dass sie den bisher von Männern ausgeführten Job angenommen hat.

Landwirtin mit Leidenschaft

Jasmin Morgenthaler ist in Wittwil auf einem Ackerbaubetrieb aufgewachsen. Das Interesse für die Landwirtschaft war schon immer gross. Ihre Schwestern hatten kein Interesse am elterlichen Landwirtschaftsbetrieb. So war schnell klar, dass Jasmin Landwirtin lernte. Nach der Lehre ging die Aargauerin für ein halbes Jahr nach Neuseeland, um zu arbeiten und zu reisen. Jasmin Morgenthaler hat dort auf einer grossen Milchfarm beim Melken der rund 750 Kühe geholfen.

Zu wenig Maschinen

Die Landwirtschaft in Neuseeland sei ganz anders, auf Traktoren war sie nicht unterwegs, eine Milchfarm mache dort fast ausschliesslich Milchwirtschaft. Für den Feldbau seien andere zuständig. Sie war viel mit den Quads unterwegs auf der Farm, ansonsten kam das Arbeiten mit Maschinen zu kurz. Trotzdem war die Erfahrung für sie spannend und interessant. «Ich wollte mal mehr Kühe sehen und mehr Kühe melken», so Jasmin Morgenthaler. Nach ihrer Rückkehr in die Schweiz arbeitete sie für ein halbes Jahr auf einem Biobetrieb, um die Zeit bis zum Start der Ausbildung Agrotechnikerin HF zu überbrücken.

Wie sie zum Job kam

«Bereits mein Grossvater war Kunde bei dieser Futtermühle», erzählt Jasmin Morgenthaler. Sie hatte es mit ihrem «Vertreter» immer sehr gut und daher habe sie sich gedacht, als sie das Jobinserat sah, sie probiere es mal und bewerbe sich. Prompt hat es geklappt. Jasmin Morgenthaler ist die jüngste Mitarbeiterin im Aussendienst. «Ich bin zudem die erste Frau im Aussendienst, sozusagen das Versuchskaninchen», erzählt sie.

«Das wird sicher lustig werden, die 260 Kunden wieder zu finden.»

Jasmin Morgenthaler freut sich auf die Herausforderungen.

 

Ab April allein unterwegs

Die Landwirte hätten es gut aufgenommen, dass sie die Nachfolgerin des langjährigen Verkaufsberaters Sepp Knüsel sei. «Ich konnte im Februar und März zusammen mit meinem Vorgänger sämtliche Kunden abklappern», so Morgenthaler weiter. Die grösste Herausforderung für die junge Frau ist, alle Produkte genau zu kennen. Auch ihre 260 Kunden wieder zu finden, werde sicherlich noch lustig. Zudem sei es ihr wichtig, sich mit den Landwirten beziehungsweise Kunden zu verstehen.

«Ich bin am meisten mit dem grossen New Holland unterwegs.»

Die Aussendienstlerin hilft auf dem elterlichen Betrieb aus.

 

«Ab April muss ich mich dann selber beweisen», weiss Jasmin Morgenthaler. Sie kann von zu Hause aus arbeiten und zu den Kunden fahren «Wir sind sehr flexibel und frei bei der Planung unserer Arbeitstage», erklärt sie. Bei schönem Wetter treffe man die Bauern nicht an oder mache sie nur stinkig, da gehe man besser mal bei Regen vorbei und arbeite an diesem Tag etwas im Büro oder auf dem eigenen Betrieb. Familie Morgenthaler führt in Wittwil einen Ackerbaubetrieb mit 10 ha Land und 4 ha Wald. Sie halten zudem 60 Hühner und 24 Schafe mit Jungtieren. Im vergangenen Winter war Jasmin Morgenthaler viel im Wald, um zu holzen. Im Sommer ist sie nach Feierabend und am Wochenende auf dem Acker unterwegs. «Wir übernehmen viele Lohnarbeiten für andere», so Morgenthaler. «Ich bin am meisten mit dem grossen Traktor, dem New Holland T6, unterwegs, vor allem für Bodenbearbeitung», berichtet sie, das gefalle ihr.

«Ich werde einmal unseren Betrieb übernehmen und weiterführen.»

Die gelernte Landwirtin über ihre Zukunft.

 

«Wir helfen uns gegenseitig in der Familie», so Morgenthaler. Auch ihre Onkel seien am Wochenende anwesend, um zu helfen. Einer sei Landmaschinenmechaniker, der kümmere sich jeweils um die Wartung der Maschinen. «Mein Vater ist sehr offen für Neues und daher funktioniert unsere Zusammenarbeit auch so gut», erzählt Jasmin Morgenthaler. Habe sie neue Ideen, dürfe sie diese jeweils mit viel Unterstützung umsetzen.

Frischer gehts nicht

Das eigene Gemüse und die Eier verkaufen Morgenthalers in ihrem Hofladen. Speziell ist, dass die Kunden das Gemüse selber im Garten schneiden können. «So bleibt das Gemüse länger frisch, wenn es nicht schon stundenlang im Hofladen liegt», erklärt Jasmin Morgenthaler.

Diese Variante gebe es nicht sehr oft, aber es funktioniere schon über 20 Jahre gut und die Kunden würden das sehr schätzen. «Sowohl der Garten wie auch der Verkaufsladen sind direkt an der Hauptstrasse, das ist ein grosser Vorteil für die Direktvermarktung», so Morgenthaler weiter.

Umdenken gefordert

«Es muss ein Umdenken geben, damit die Schweizer Landwirtschaft eine Zukunft hat», meint Jasmin Morgenthaler. Auch Alternativen seitens der Landwirte seien gefragt, wie zum Beispiel die EM-Produkte. Für sich selber sieht Jasmin Morgenthaler die Zukunft in der Landwirtschaft. «Ich werde irgendwann unseren Betrieb übernehmen und weiterführen», erzählt sie.