Basierend auf den Untersuchungen von 2017 und 2018 hat das Bundesamt für Umwelt Bafu einen schweizweiten Überblick zur Belastung von Grundwasser mit Chlorothalonil-Metaboliten erstellt. Dabei zeigte sich, das vor allem drei Abbauprodukte (Metaboliten) das Grundwasser «in vielen landwirtschaftlich genutzten Gebieten des Mittellandes grossflächig verunreinigen», so das Bafu.
Das Mittelland ist stark betroffen
Konzentrationen von Chlorothalonil-Metaboliten über dem Grenzwert von 0,1 Mikrogramm pro Liter wurden in folgenden Kantonen gemesssen:
- Aargau
- Bern
- Freiburg
- Genf
- Luzern
- Schaffhausen
- Solothurn
- Thurgau
- Tessin
- Waadt
- Zug
- Zürich
Im Mittelland überschritt ein Metabolit (R417888) den Grenzwert an mehr als 20 Prozent der Messstellen. Ein anderer (R471811) tritt schweizweit am häufigsten in den höchsten Konzentrationen im Grundwasser auf, teilweise bis über 1 Mikrogramm pro Liter (10mal höher als der vorsorglich gesetzte gesetzliche Höchstwert). An mehr als der Hälfte aller Messstellen im Mittelland dürfte R471811 den Grenzwert überschreiten, schätzt das Bafu.
Information zur Trinkwasser-Qualität ist Sache der Wasserversorger
Die Daten aus der Pilotstudie zu Chlorothalonil-Metaboliten von 2017/2018 liegen laut Bafu den kantonalen Fachstellen vor und auch die betroffenen Wasserversorger seien informiert. Die detaillierte Information über Grundwasser- und Trinkwasser-Qualität sei Sache der Gemeinen oder Kantone bzw. der Wasserversorger.
Sind die Metaboliten schädlich?
Im Dezember 2019 hatte das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen BLV den Pflanzenschutzmittel-Wirkstoff Chlorothalonil neu beurteilt. Durch die Neubeurteilung sind alle Abbauprodukte von Chlorothalonil «automatisch» als relevant eingestuft worden, schreibt das Bundesamt für Umwelt Bafu. Somit gilt für diese Metaboliten der vorsorgliche Grenzwert von 0,1 Mikrogramm pro Liter Trinkwasser. Da das meiste Schweizer Trinkwasser aus Grundwasser gewonnen wird, muss auch dieses dem Grenzwert von 0,1 Mikrogramm pro Liter einhalten.
Gemäss einer BLV-Studie vom Februar 2020 sind die Metaboliten aber, im Gegensatz zum wahrscheinlich krebserregenden Chlorothalonil, nicht relevant, wie die Zeitung «Der Bund» berichtete. Für nicht-relevante Stoffe gelte demnach ein hundertmal höherer Grenzwert (10 Mikrogramm pro Liter). Vorsichtshalber hält das BLV laut «Der Bund» aber trotzdem am tieferen Grenzwert fest.
Der Pflanzenschutzmittel-Hersteller Syngenta hat Anfang Jahr Beschwerde wegen des Verbot von Chlorothalonil eingereicht. Syngenta bemängelte Widersprüche bei den Behörden, was die Gefährlichkeit von Chlorothalonil-Metaboliten im Trinkwasser anging.
Weitere Informationen: Dokument zu den Resultaten der Messstellen
Was bisher geschah: Chronik zu Chlorothalonil