Die Debatte um Hornkühe bzw. das Enthornen ist nicht neu, schliesslich brachte sie nach der Hornkuh-Initiative die Motion von Roberto Zanetti zum Hörnerfranken erst kürzlich wieder auf den Tisch. Und der Antrag der gemeinnützigen Gesellschaft Schweizer Bergheimat an Bio Suisse, diese Praktik in Zukunft zu verbieten, ist auch keine Neuigkeit. Tatsächlich wurde dieser Vorstoss bereits in der Juni-Ausgabe der «Bergheimat-Nachrichten» veröffentlicht.
«Das macht sich sehr schlecht»
Nun ist der Antrag auf ein Enthornungsverbot für Bio-Betriebe von verschiedenen Medien aufgenommen worden. Bergheimat-Sekretär Ueli Künzle sagte gegenüber der «Sonntagszeitung», es mache sich sehr schlecht, dass ein Grossteil der Biobauern ihre Tiere enthornen. So steht es auch im Antrag, der mit 10. Mai 2021 datiert ist. Das Enthornen wird mit Verweis auf Studien zu möglichen Langzeitschmerzen als «Verrat am biologischen Grundgedanken der Unversehrtheit von Nutztieren» bezeichnet. Die Bergheimat fragt sich, wie ein solcher Tatbestand gegenüber den Konsument(innen) rechtfertigbar sei.
Zuversichtlich, dass der Vorstoss von den Delegierten angenommen wird, ist Künzle aber nicht. Es werde sich wahrscheinlich am Ende alles um die Kosten drehen, wird er weiter zitiert. Diese sind bei Hornkühen wegen ihres grösseren Platzanspruchs im Stall im Allgemeinen höher.
Erst im Frühling 2022 gibt es eine Stellungnahme
Auf Anfrage der Bündner Zeitung heisst es bei Bio Suisse, man werde im nächsten April Stellung nehmen zum Enthornungsverbot. Entsprechend ist der Antrag der Bergheimat auch nicht auf der Traktandenliste der Herbst-Delegiertenversammlung im November dieses Jahres zu finden. Der Verband vertagt die Diskussion.
Ablehnende Haltung wurde schon deutlich
Bisher hat sich der Bio-Dachverband eher ablehnend zu einem Verbot geäussert. Gegenüber der BauernZeitung verwies man auf die individuellen Risikoabschätzungen und unterschiedliche Sicherheitsbedürfnisse sowie die individuellen Überzeugungen der Tierhaltenden. Das Enthornen sei aus Sicherheitsgründen erlaubt.
«Wenn Hornlosigkeit wirklich die Ultima Ratio ist, sind bei praktisch allen Rassen genetisch hornlose Linien verfügbar», hält die Bergheimat in ihrem Vorstoss entgegen. Die Suche nach hornlosen Stieren beschäftigt indes z. B. auch die Simmentaler-Züchter, die damit um den Rassenerhalt kämpfen. So könnte es künftig weiterhin hornlose Bio-Kühe geben – aber eben keine enthornten mehr. Dieser Unterschied wäre dann den Konsument(innen) noch zu erklären.