«Wir setzen auf eine vielfältige, innovative Landwirtschaft mit Tierhaltung», begründete Raphael Felder vom Luzerner Bäuerinnen- und Bauernverband (LBV) das Engagement des Verbandes im Rahmen des laufenden Ressourcenprojekts Ammoniak und Geruch. Mit dabei nebst der Branche sind auch die Zentralschweizer Kantone.
Mehrleistung kostet
Die Gesellschaft stelle vielfältige Forderungen an die Landwirtschaft, für mehr Tierwohl, für mehr Umweltschutz, für mehr Biodiversität, meinte der Obwaldner Volkswirtschaftsdirektor Daniel Wyler. Die Forderungen hätten ihren Preis, «allein ein Biowäscher kostet über 1000000 Franken». Mehrleistungen im Interesse der Gesellschaft müssten den Bauern abgegolten werden. Die Botschaften richteten sich an die Teilnehmer, vor allem auch an die zahlreich anwesenden Medien, bei der Besichtigung des Schweinestalles der Zukunft bei Kaspar und Esther Sigrist in Ufhusen.
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Projekt auf Kurs
Thomas Meyer von der Luzerner Dienststelle Landwirtschaft und Wald doppelte nach: «Wir sind auf Kurs mit dem Projekt, die Zielkonflikte zwischen Tierwohl und Ammoniakemissionen sind lösbar.» Und er hoffe deshalb auf eine objektivere Berichterstattung als in der SRF-Sendung «Reporter» Ende letzten Jahres, meinte Meyer.
Gute Erfahrungen
Gegen 100 Interessierte aus der Schweinebranche wollten genauer wissen, welche Massnahmen Kaspar Sigrist beim Anbau des Abferkelstalles und beim Erweiterungsbau des Jagerstalles realisiert hatte und wie seine Erfahrungen nach einem Jahr in Betrieb waren. Konkret setzt Sigrist auf Unterflurlüftung im Jagerstall, auf ein Cool-Pad für kühlere Temperaturen im Abferkelstall im Sommer, impulsarme Zuluftführung mit niedriger Luftgeschwindigkeit über verschmutzten Flächen, stickstoffangepasste Phasenfütterung und – die teuerste Massnahme – den Luftwäscher, der Staub, Gerüche und Ammoniak reduziert.
Kot und Harn trennen
Das Einsparpotenzial für die Ammoniakemissionen liege mit allen Massnahmen bei insgesamt 70 Prozent, erläuterte Baucoach Markus Bucheli. Über Sinn und Unsinn eines Biowäschers gingen die Meinungen bei den Fachleuten an einem Podium auseinander. Eigentlich sei das die letzte Möglichkeit, wenn alle anderen Massnahmen nicht ausreichen, meinte Bucheli. Aufgrund der Ammoniak-Auflagen im Kanton Luzern gehe es aber kaum ohne. Für Franz Limacher von Schauer Agrotronic gibt es allerdings Möglichkeiten mit besserem Kosten-Nutzen-Verhältnis, und ohnehin sei das Problem an der Wurzel zu beheben. «Stabilisierung des Harns und Trennung von Kot und Harn sind wichtiger.» Und Michael Birrer von Schauer mahnte zu möglichst wenig verschmutzten Flächen und möglichst wenig Staub im Stall.
Laufhöfe hinterfragen
Und an sich sei die Ammoniakbelastung von Rindvieh mit 77 Prozent Anteil ungleich grösser als von Schweinen mit 15 Prozent Anteil, erklärte Thomas Kupper von der Hochschule für Landwirtschaft (HAFL). Gleichwohl hoffe er, dass künftig mehr solcher Musterställe für Schweine gebaut würden wie bei Sigrist.
Dass die Ammoniakbelastung durch die Landwirtschaft trotz vielen Massnahmen und konstanten Rindviehbeständen nicht mehr abgenommen habe und noch deutlich vom Zielwert entfernt sei, hänge mit den Investitionen in Laufställe und Laufhöfe zusammen, erklärte Markus Bucheli. Eigentlich seien Laufhöfe nach heutigem Stand zu hinterfragen, und bei Labelschweinen mit Auslauf sei es ohnehin schwierig, den Mehrwert bei den Konsumenten einzufordern.
Betriebe gesucht
Mit dem Ressourcenprojekt sollen Massnahmen in der Praxis erforscht werden, welche Tierwohl und Emissionsminderung ermöglichen. Dafür stellen der Bund und die Trägerschaft bis 2026 rund 5,1 Mio Franken zur Verfügung. Die beteiligten Bauern erhalten finanzielle Unterstützung an die Mehrkosten der ammoniakreduzierenden Massnahmen. Gesucht sind weitere Betriebe für Musterställe für Rindvieh und Schweine. Eine grosse Hürde zum Mitmachen sei allerdings, dass mit den Bauprojekten keine Erhöhung des Tierbestandes erfolge, erklärte Raphael Felder.