Um eine kontinuierliche Versorgung sicherzustellen, hatte die Branchenorganisation Swiss Granum beim Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) beantragt, das Importkontingent für dieses Jahr um 40 000 Tonnen zu erhöhen. Diesem Antrag wurde nun stattgegeben, wie der Bundesrat am Mittwoch mitteilte.
Konkret wird mit einer Änderung der Agrareinfuhrverordnung das Zollkontingent Brotgetreide erhöht: 20'000 Tonnen werden Anfang Mai und je 10'000 Tonnen Anfang September und November freigegeben. Die aktualisierte Verordnung tritt am 1. Mai 2022 in Kraft.
Der Bedarf an Brotgetreide in der Schweiz beträgt rund 480'000 Tonnen im Jahr. Laut Swiss Granum fehlt es derzeit insbesondere an Dinkel- und Bio-Brotgetreide sowie an zwei Brotweizenklassen mit hoher Qualität.
25 Prozent weniger Ertrag
Die Schweizer Getreideernte fiel aufgrund des kühlen und nassen Wetters im vergangenen Jahr rund 25 Prozent tiefer aus als im Durchschnitt. Trotz der Reserven aus vorangegangenen Ernten und den Importen innerhalb des ordentlichen Zollkontingents von 70'000 Tonnen decken die verfügbaren Mengen den Bedarf bis zur diesjährigen Ernte nicht, schrieb der Bundesrat. Im Mittel der Jahre deckt die inländische Produktion den Bedarf zu über 80 Prozent.
Der Mangel stehe nicht im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine, betonte Swiss Granum sein Gesuch um Erhöhung des Zollkontingents. Auch bei einer allfälligen Verschärfung des Kriegs sei die Versorgungssicherheit in der Schweiz durch die einheimischen Erntemengen und die Pflichtlager des Bundes sichergestellt.
Höhere Preise wegen Ukraine-Krieg
Allerdings hat der Konflikt in der Ukraine einen Einfluss auf die Preise. Die gesamte Branche sei besorgt über die auf allen Stufen steigenden Kosten - beispielsweise für Energie oder Dünger. Die Getreidepreise hätten eine Höchstmarke erreicht, und die weitere Entwicklung sei aktuell nicht abschätzbar, hiess es.
Ende Juni will die Branche die Ernterichtpreise für das einheimische Brotgetreide festlegen. Diese bilden die Grundlage für die Vermarktung der Ernte. Konsumentinnen und Konsumenten könnten die höheren Getreidepreise in einem erhöhten Brotpreis zu spüren bekommen.