Die Witterung im Sommer 2024 glich jener 2021 und so verhält es sich auch mit dem Belastungsniveau mit Mykotoxinen (Deoxynivalenol, DON) beim Mahlweizen. Mykotoxin-Belastungen seien heuer aber häufiger als in den letzten vier Jahren vorgekommen, teilt die Branchenorganisation Swiss Granum mit.
Grossteil der vorsortierten Muster unter Nachweisgrenze
Im Rahmen der Überwachung des Mykotoxin-Risikos wurden Posten untersucht, die zur Verwendung in den Mahlkanal zugelassen waren, schreibt Swiss Granum weiter. Von total 106 analysierten Mahlweizenmustern der Ente 2024 wiesen 79 Prozent eine DON-Belastung unter der Nachweisgrenze von 0,2 mg/kg auf. In 19 Prozent der Fälle lag der DON-Gehalt zwischen 0,2 und 0,75 mg/kg und zwei Prozent der Muster waren mit zwischen 0,75 und 1,25 mg/kg DON belastet. Letzterer Gehalt entspricht dem Grenzwert für nicht verarbeitetes Getreide.
Grosse Mengen abgewiesen
Während die vorsortierten Muster demnach mehrheitlich passable DON-Werte zeigten, konnten dieses Jahr mehrere Posten wegen Mykotoxinen weder im Brot- noch im Futterkanal abgesetzt werden. Dies mit regionalen Unterschieden, hält Swiss Granum fest.
Insgesamt sah man sich gezwungen, rund 2000 t Mahlweizen zu entsorgen. Das bedeute grosse Einkommensverluste für die Produzenten, ist sich die Branchenorganisation bewusst. Von 20'000 t als nicht backfähig abgewiesenem Weizen seien 50 bis 75 Prozent aufgrund von Mykotoxinen im Futterkanal gelandet. Zum Vergleich: 2023 waren es lediglich rund 8000 t und es wurden zusätzlich 9390 t Mahlweizen zu Futter deklassiert, um den Markt zu entlasten.
Für die nächste Ernte
Erklärt wird die im Vergleich zu den Vorjahren erhöhte DON-Belastung mit der feuchten Witterung während der Getreideblüte, die trotz eher kühlen Temperaturen günstige Bedingungen für Fusarien-Infektionen geschaffen hätten. «Für spät blühende Winterweizenbestände waren die Infektionsbedingungen sogar ideal», heisst es weiter. Das Wetter habe zudem bis zur Ernte für die weitere Entwicklung des Pilzes gut gepasst.
Neben der Rolle des Wetters als Faktor für hohe Mykotoxin-Belastung gibt Swiss Granum zu bedenken, Weizenposten mit Mais als Vorfrucht und reduzierter Bodenbearbeitung seien auffällig häufig betroffen gewesen. Folgendes wird zur Prävention empfohlen:
Fruchtfolge: Hohen Getreide- und insbesondere Mais-Anteil vermeiden.
Ernterückstände: Fein mulchen und in den Boden einarbeiten. Bei Pflugeinsatz nicht zu tief, um den Abbau des Pflanzenmaterials nicht zu verlangsamen.
Bodenbearbeitung: Wenn Ernterückstände nicht eingearbeitet werden, möglichst weder Triticale noch Gerste nach Mais und keine Triticale nach Weizen.
Sorten: Wenig anfällige Sorte und zertifiziertes Saatgut wählen.
Häufig, aber insgesamt tief belastete Gerste
Wie beim Weizen wurden auch bei der Gerste im Monitoring 2024 häufiger DON-Belastungen über der Nachweisgrenze festgestellt (76 Prozent von 46 analysierten Mustern). Insgesamt sei das Niveau der Werte aber tief gewesen. Dies im Gegensatz zur Triticale, deren Muster stärker belastet waren als in den letzten zwei Jahren.
Magere Ernte, tiefe Preise
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Kommentar von Jil Schuller
Das Getreidejahr 2024 bereitet wenig Freude. Die Branche geht derzeit von einem Gesamtrückgang der Erntemenge von rund einem Drittel beim Brotgetreide aus, was zu den Resultaten der Umfrage des Schweizerischen Getreideproduzentenverbands (SGPV) passt. Zudem müssen grosse Mengen Mahlweizen wegen zu hoher Mykotoxinbelastung im Futterkanal verwertet werden.
Der SGPV spricht von einer «katastrophalen Ernte» und rechtfertigt in seinem letzten Marktbericht erneut die Branchenbeiträge. Ohne diese Exportstützung gäbe es laut dem Verband weder einen Zuschlag auf Brot- und Futtergetreide noch im Vergleich zum Import höhere Richtpreise im Inland.
Auf Richtpreise konnte man sich indes auch heuer nur fürs Brotgetreide einigen. Sie liegen für Weizen Fr. 1.50 über dem Vorjahreswert. «Die Abnehmer honorieren damit die wertvolle Arbeit der einheimischen Getreideproduzenten», schrieb Swiss Granum Mitte Juli. Vermarkter rechnen trotz der schlechten Ernte 2024 generell mit stabilen Preisen, auch, weil auf dem weltweiten Getreidemarkt ein fast perfektes Gleichgewicht herrscht. «Die europäische Ernte ist auf einem Tiefstand und trotzdem sind die Preise am Boden», fasst der SGPV zusammen. Während Europa seine Ernteprognosen stetig nach unten korrigiert habe, glichen die USA, Argentinien und Australien die europäischen Verluste aus.
Mengenmässig werden die Verluste in der Schweizer Getreideernte durch Importe ausgeglichen. Das sorgt für volle Regale, aber nicht für volle Portemonnaies bei den Produzenten. Für die Zukunft scheint es ratsam, mit möglichst vielfältigen Fruchtfolgen zu arbeiten. Dies, um das Risiko für Krankheiten zu verringern und Einbussen in einer Kultur mit den Erträgen einer anderen abzufedern. j.schuller@bauernzeitung.ch