Nichts hält ewig, aber vieles hält länger als gedacht. Zum Beispiel der Duft von Kräutern. «Verveine duftet auch noch in trockenem Zustand monatelang», erklärt Sonja Fritsche vom Hof Steigmatt.


Diesen Effekt nutzt sie aus, indem sie kleine Kräutersträusse bindet, zum Trocknen aufhängt und später als eine Art Raumdeodorant einsetzt. Dabei ist ihr wichtig, dass man das Sträusslein – wie übrigens alles was getrocknet werden soll – nicht mit einem starren Bändel, sondern mit einem elastischen Gummi zusammenbindet. «Beim Trocknen schwindet der Strauss, und wenn er mit einem Bändel zusammengebunden ist, kann es sein, dass er auseinanderfällt.»


Die Zutaten für ihr Kräutersträusslein findet sie wie meistens rund ums Haus. Da wachsen klassische Kräuter wie Rosmarin und die oben genannte Verveine, auch Zitronenverbene oder Eisenkraut genannt. Diese Kräuter werden vor dem Binden «geputzt», das heisst, die untersten Blätter werden entfernt.


Strauss aus Duftpflanzen und Unkraut


Sie werden ergänzt mit dem zarten Grün vom Colastrauch oder der Echten Eberraute. Diese Pflanze wurde früher oft in die Kleiderschränke gelegt, wo sie die Motten abhalten soll. «Die Blätter des Colastrauchs werden beim Trocknen silbergrau, das sieht hübsch aus.» Denn damit unterstreichen sie das dunkle Grün des Rosmarin.

Das tun auch die paar Stiele einer mehrjährigen Statice (Strandflieder). «Diese Statice ist ist zwar auch grün, aber eben anders», sagt Sonja Fritsche lachend. Hätte sie Lavendel im Garten, würde das Sträusschen nicht Ton-in-Ton daherkommen, sondern blaue Farbtupfer haben. Aber Lavendel hat sie nun mal keinen zur Hand.


Stattdessen setzt sie die Schönheit vom Unkraut in Szene: «Man kann vom Jät wirklich ganz vieles in Gestecken verarbeiten, zum Beispiel Hirse.» Die Blätter der Hirse entfernt sie, weil sie zu schnell brechen, wenn sie trocken sind. Ihr geht es vor allem um die hellen Hirsekölbchen, die das Kräutersträusschen tatsächlich optisch bereichern.

Den Duft zurückholen


Bevor sie das Sträusslein zum Trocknen aufhängt, legt sie ihm noch eine Art «Manschette» aus Eukalyptuszweiglein an. Dass Sonja Fritsche das Kräutersträusschen frisch zusammenbindet und erst danach trocknet, kommt nicht von ungefähr. «Frisch sind alle Pflanzen elastisch und biegsam. Auf diese Weise halten sie die Form auch im getrockneten Zustand, und es bricht nichts ab.»

Für den Fall, dass der Duft einmal schwächer werden sollte, hat Sonja Fritsche einen Tipp parat: «Man muss nur mit der Hand von unten nach oben über das Sträusslein fahren und schon wird der Duft wieder stärker.»


Die Blüten werden aufgespiesst


Jeden Sommer hängt Sonja nicht nur Kräutersträusschen, sondern auch andere Blumen zum Trocknen in Büscheln auf. Einzig bei den Strohblumen macht sie eine Ausnahme: Von ihnen trocknet sie jede Blüte einzeln. Dazu spiesst sie die frischen Blüten mit einer Stecknadel auf, solange sie noch nicht ganz geöffnet sind. In diesem Stadium sind die Blütenköpfe noch weich und die Nadel gleitet leicht hindurch. Die Strohblumen können anschliessend einfach locker in eine Schachtel gelegt werden, sie sind starr genug, um schön zu trocknen.


Solcherart präparierte Strohblumenblüten lassen sich später mehrmals verwenden, da man sie mit der Nadel jederzeit wieder umstecken kann. «Heutzutage wird viel mit Heissleim gearbeitet. Aber dann kann man die Blüten kein zweites Mal mehr verwenden.» Abgesehen davon eignet sich nicht jede Unterlage fürs Heissleimen. Auf Sagex, also Styropor, sind die Stecknadeln im Vorteil.

Eveline Dudda