Zwar sind in Susi Müllers Garten Rosen, Malven, Phlox, Pfingstrosen und andere Gewächse anzutreffen, die für Bauerngärten als typisch gelten. Dennoch lässt sich die grosszügige Anlage rund um das Bauernhaus nicht leicht in eine Kategorie fassen. "In meinen Garten kommt einfach das, was mir gefällt und gut wächst", sagt Müller. "Einen Plan braucht es dazu nicht".
Lieber zuhören als lesen
Vor über 30 Jahren, als Susi Müller ihren Mann Edi heiratete und zu ihm nach Schlatt zog, übernahm sie von ihrer Schwiegermutter den Garten rund um das Bauernhaus. Vorher hatte sie bereits ein wenig gegärtnert, brachte jedoch nicht viel Vorwissen mit.
Die Bäuerin, die ursprünglich vom Pflegefach her kommt, begann auszuprobieren und den Garten neu zu gestalten. Dabei habe sie selten Bücher konsultiert. "Lieber gehe ich auf die Leute zu und stelle Fragen", sagt Müller. So habe sie beispielsweise viel bei ihren Besuchen in einer lokalen Staudengärtnerei gelernt. "Manchmal pflanzt man eine Blume oder einen Strauch, und es wird dann nichts daraus", ergänzt die Gartenliebhaberin. So war es ihr anfänglich mit den Hortensien gegangen, die sie besonders gerne hat. Sie musste zudem lernen, wie man diese richtig zurückschneidet und überwintert.
Viertelstundeweise jäten
Viele Pflanzen kommen auch von selbst immer wieder, so Susi Müller, sie versamen und tauchen irgendwann erneut auf. Als Beispiele nennt sie Akelei und Stockrose. Auch die Wolfsmilch hat sich verselbstständigt, sie ist von alleine am anderen Ende des Gartens aufgetaucht. Doch was sich selbst ausbreitet, macht auch Arbeit.
Im März jeweils fängt das Gartenjahr mit Unkrautjäten an. Dazu muss sich die Gärtnerin anfangs immer etwas überwinden. Morgens nehme sie sich jeweils vor, eine Stunde dem Unkraut zu widmen. "Damit es etwas einfacher fällt, teile ich mir die Zeit auf, einmal eine Viertelstunde am Morgen, später wieder eine Viertelstunde und so weiter", sagt Müller, «ich bin konsequent, sonst kommt man nirgends hin." Dennoch, einen "gepützelten" Garten wolle sie nicht, das würde nicht passen. Auch gespritzt werde nichts, höchstens mit selbst gemachter Brennnesseljauche.
Grelle Farben findet man in Müllers Garten vergebens, dafür umso mehr Pastelltöne: rosa, crème, hellblau. Die Geranien vor den Fenstern sind weiss. Wichtig sind der Bäuerin auch Düfte. Rosen beispielsweise müssen unbedingt riechen.
Vorliebe für Vögel
Am liebsten sind ihr Pflanzen, die robust sind, erzählt Susi Müller. So wie etwa die zahlreichen alten Rosensorten in ihrem Garten. Monatlich, ja wöchentlich sieht der Garten anders aus. "Zurzeit ist das Geissblatt voller Blüten. Im Sommer jedoch wird es verdorrt sein", erzählt Müller. Manche Teile des Gartens glichen zeitweise einer Wüste. Auch das gehöre dazu. Sorgen mache ihr jedoch der Buchs, der arg unter dem Buchsbaumzünsler leidet. Nach und nach ersetzt sie daher ihre Buchsbüsche durch robustere Gewächse
Zwischen den Blumen und Stauden wachsen Kräuter, die Müller frisch für die Küche und in den Tee verwendet. Zudem ist ein Teil des Gartens speziell für Salate und verschiedene Gemüse reserviert. Auf der Weide jenseits der Hecke leben ein paar Gänse und Hühner samt dem zahmen Orpington-Güggel Johann. Auch wild lebende Vögel mag die Gärtnerin. In einem ihrer Vogelhäuschen hat sich eine Blaumeise ihr Nest eingerichtet. Zudem hat es über den Garten verteilt mehrere Vogeltränken sowie Bademöglichkeiten für Spatzen.
Früher gab es auf dem Hof auch grössere Tiere: Im letzten Jahr hatten neben dem Garten noch zwei Freiberger geweidet, bis sich Edi Müller altershalber von ihnen trennen musste. Einst hatte das Ehepaar auch Milchwirtschaft und Ackerbau betrieben. Seit einigen Jahren ist jedoch ein Grossteil des Landes an Nachbarn verpachtet.
Geschmackvoll arrangiert
In der ganzen Gartenanlage hat es da und dort Tischchen, Bänke und andere Sitzgelegenheiten. Besucher sind spürbar willkommen. Von ihrem Mann und ihrem Bruder hat Susi Müller vor einigen Jahren ein neues Gartenhaus geschenkt bekommen, in dem ebenfalls eine gemütliche Sitzbank eingerichtet ist. Langes Sitzen sei aber nicht ihr Ding, meint sie. Sie finde von morgens bis abends immer etwas zum Machen.
Wohin das Auge auch schaut, in jeder Nische und Ecke stehen kleine und grosse geschmackvoll arrangierte Töpfe mit Pflanzen, Gruppen alter Giesskannen oder Gartengeräte, Vogelhäuschen in den Bäumen, Figuren von einer lokalen Töpferin – alles sorgfältig von ihr arrangiert.
Auf dem Fensterbrett stehen Töpfchen mit Erdbeeren, deren Ranken spielerisch in die Tiefe wachsen. "Dekoriert habe ich schon immer gern", sagt Müller. «Schon vor meinen Gartenzeiten habe ich mein Zuhause gerne eingerichtet, ein paar Kerzenständer hier oder ein paar Vasen dort." Sie ist eine Sammlerin, die immer wieder in Brockenstuben und in Mulden fündig wird.
Keine kurzfristige Sache
Schöne Stücke oder besondere Pflanzen erhält sie manchmal auch von Freunden oder Bekannten, die von ihrer Gartenleidenschaft wissen. Seit Langem ist Susi Müller in der Region für ihren besonderen Garten bekannt und macht bei der Bauerngarten-Route Thurgau mit (siehe Kasten). Letztes Jahr hat sie sogar den interregionalen Bodenseegärten-Preis gewonnen.
Dass dieser Garten auf Besucher inspirierend wirkt, verwundert nicht. Doch man müsse auch bedenken, dass ihr Garten während Jahrzehnten gewachsen sei, meint Müller. Auf die Schnelle sei dies nicht zu haben. Und auch sie selbst sei nicht fertig damit: "Ich habe noch viele Ideen!"
Der Garten von Susi und Edi Müller ist für Interessierte jederzeit zugänglich. Adresse: Pfarrhausstrasse 5, Schlatt TG.