Als Bauernbub ass ich lokal und regional produziertes Essen und ausschliesslich saisonal. Käse, Butter, Joghurt, Rahm wurden in der lokalen Käserei Elbach in der Gemeinde Luthern LU produziert und von dort bezogen. Denn die Genossenschafter waren verpflichtet, zwei Prozent ihres Milchgeldes in Form von Milchprodukten zu beziehen. Ich kannte damals nur die beiden Käsesorten Emmentaler und Tilsiter, die man in der Käserei in 2-Kilo-Packungen bestellte.

Zum Kochen und Backen verkaufte der Käser eingesottene Butter in 5-kg-Kesseln und gewöhnliche Butter in 500-Gramm-Mödeli, für den Rahm nahm man ein verzinktes Kesseli mit in die Käserei und liess einen oder zwei Liter Rahm einfüllen. Milch brachte mein Vater am Morgen direkt aus dem Stall in der Kanne in die Küche, meistens drei bis fünf Liter. Morgens, zum Znüni, zum Zvieri und zum Znacht tranken wir jahraus, jahrein Milchkaffee, das heisst schwachen Kaffee mit ganz viel Milch.

Alte Eber waren höchstens billig zu verkaufen

Schweinefleisch, Speck und Schinken gab es von den eigenen geschlachteten Muttersauen und von den eigenen alten Ebern. Letztere schlachtete man aus Preisgründen selber auf dem Hof, denn schon damals waren alte Eber wegen des möglichen Ebergeruches, wenn überhaupt, nur billig zu verkaufen oder unverkäuflich.[IMG 2]

Aus dem Eberfleisch liess meine Mutter vom lokalen Metzger Salami produzieren, diese waren von uns Kindern begehrt und Besucher lobten sie ausführlich. Rindfleisch kam als sogenanntes «Versicherungsfleisch» auf den Tisch, sehr oft als Suppenfleisch. Alle Bauern der Gemeinde waren damals Genossenschafter der örtlichen Viehversicherung. Immer, wenn ein Rindvieh oder Kalb von Genossenschaftern aus irgendwelchen Gründen notgeschlachtet werden musste, kamen die Kinder der betreffenden Bauernfamilie zu den Höfen und nahmen eine Fleischbestellung auf. Die gleiche Aufgabe hatten auch wir Kinder zu erledigen, wenn es bei uns eine Rindvieh-Notschlachtung gab. An Schlachttagen waren die Fleischportionen gross.

Bei den Schweineschlachtungen ass man am Schlachttag Blut- und Leberwürste, so viel man wollte. Bei den Rindviehschlachtungen ass man frische Rinds- oder Kalbsleber zusammen mit Rösti zum Znacht. Zum Znüni und zum Zvieri standen geräucherter Schweinespeck und Schinken, dazu Emmentaler Käse, Brot und als Getränk Milchkaffee auf dem Tisch.

Schlank durch lange Fusswege und Arbeit

In meiner Jugend kamen viel Fleisch, Butter, Schweinefett und Käse auf den Tisch und dennoch waren wir alle schlank und rank, dank der täglichen weiten Fusswege zur Schule und in die Kirche, die wir hatten. An den langen Arbeitstagen war man ständig auf den Beinen und machte viele Arbeiten von Hand. Vor jeder Hauptmahlzeit beteten alle das Tischgebet, in Winterzeiten nach dem Nachtessen zusätzlich auch noch einen Rosenkranz, bis wir Kinder übermüdet am Tisch einschliefen.