Am 9. März 1979 wurde die Vieh- und Fahrhabe auf unserem Pachthof Mittelflühlen im luzernsichen Luthern versteigert. Mein Vater hatte ein Jahr zuvor die Kündigung erhalten, jedoch eine Anfechtung war aus Sicht des Rechtskundelehrers an der Landwirtschaftsschule aussichtslos. Ich beschloss, meine Energie auf die Organisation der Versteigerung zu verwenden und zuversichtlich in die Zukunft zu blicken.
Die Trächtigkeit blieb aus
Nach der Versteigerung trat ich meine erste Stelle beim Gantrufer an. Er hatte von Mutterkühen auf die Rasse Holstein umgestellt, jedoch bei fast unverändertem Futter. Die Folgen waren Unfruchtbarkeit, Tierarztbesuche ohne Ende und Besuche von Fütterungsberatern mit ihren Vitaminsäcken. Nur wenige Kühe wurden trächtig. Es blieben Kosten und Schuldzuweisungen an mich. 1981 zog ich meine Konsequenzen und verwirklichte meinen Traum als Lastwagenchauffeur.
Die Realität als Chaufeur sieht anders aus
Kollegen erzählten, als Chauffeur könne man von früh bis spät Musik hören und lerne in den Restaurants die schönsten Serviertöchter des Landes kennen. Als Chauffeur lernte ich sofort die Realität kennen. Ich musste früh losfahren, unter Zeitdruck Adressen suchen, hatte kaum oder keine Zeit zum Essen, kam spät heim, um folgende Notiz zu finden: «Morgen um 6 Uhr wirst in Bern bei der Firma X erwartet zum Materialladen, Gruss Chef.» Aus der Traum vom Chauffeur, folgerte ich und handelte.[IMG 2]
Zurück in die Landwirtschaft
Ich besann mich auf meine Wurzeln, kündigte und trat eine Stelle bei der damaligen Gutsverwaltung in Münsterlingen im Thurgau an. Der Betrieb ermöglichte es mir, die Meisterprüfung als Landwirt zu erlangen. Am 20. September 1985 erreichte ich dieses Ziel und hielt mein Diplom in den Händen. Zukunft gab es aber auf diesem Gut für mich keine, denn er wurde verpachtet. Ich trat mein nächstes Intermezzo auf dem Gutsbetrieb Mädikon in Stallikon ZH an, wo ich verantwortlich für die Mastschweine war. Ich spürte schon bald, dass es bei der Lüftung haperte. Wegen der ungenügenden Lüftung veranstalteten die Schweine ständige Husten-Wettbewerbe.
Dicke Luft herrscht nicht nur im Schweinestall
Nicht nur im Stall herrschte dicke Luft, schon bald auch zwischen dem Gutsverwalter und mir. Ich fühlte mich nicht verantwortlich für die schlechte Luft im Schweinestall, denn dieser war eine Fehlkonstruktion. Weil Stall- und Arbeitsklima vergiftet waren, war es höchste Zeit für mich, anderswo frische Luft zu atmen. Das bedeutete, dass die Schweine zwar weiter husteten, aber ich hörte es nicht mehr, denn ich startete am 1. Oktober 1987 meine Ausbildung zum Agrokaufmann in Bern.
Die Lebensstelle ist gefunden
Im September 1989 schloss ich meine Ausbildung zum Agrokaufmann ab und fand eine Stelle beim Schweizer Bauernverband. Ab dem ersten Arbeitstag erstellte ich Preistabellen für Schlachtvieh für die damaligen «Brugg Informationen». Ab 1994 schrieb ich für die neu geschaffene BauernZeitung Markt- und Preisberichte. Dabei blieben die Schweinepreise und der Schweinezyklus bis zu meiner Pensionierung wichtige Themen.