Wie halten Sie es, liebe Leserinnen und Leser, mit der Weihnachtsbeleuchtung? Gehören Sie zu den elektrisch Erhellten, leicht Flackernden oder zu den innerlich Erhellten? Das Angebot an leuchtender Einstimmung auf die Weihnachtszeit ist masslos und die Verwendung oftmals einfach nur grauenhaft. Ganze Hausfassaden, Gartenzäune und Bäume werden verkabelt und blinken teils ganztags von Anfang Dezember bis Januar in allen Farben.
Kerzen statt Weihnachtsbeleuchtung
Meine Freundin, die einem medizinischen Beruf nachgeht, hatte deswegen auf dem Heimweg einen kurzen Schockmoment. Sie meinte, das Blinken eines Ambulanzfahrzeuges zu sehen, was sich jedoch beim näheren Hinsehen als Weihnachtsbeleuchtung entpuppte. Ja, die Geschmäcker sind wirklich verschieden. Mir persönlich ist das flackernd-natürliche Kerzenlicht am sympathischsten. Sei es die Kerze in der Laterne auf dem Fenstersims oder der mit Bienenwachskerzli geschmückte Christbaum. Dieses warme und natürliche Licht passt für mich am besten in die Adventszeit.
Mit der Weihnachtsbeleuchtung kommt auch die riesige Auswahl an Weihnachts-, Christkindli- und Adventsmärkten inklusive Glühweinständen. Auch hier ist alles Geschmackssache, von den neonfarbenen Käselaiben über den Weihnachtsschmuck aus Plastik (aus China) bis hin zur Glühweinvöllerei. Apropos Glühwein: Wussten Sie übrigens, dass dieser nach «Zapfe-Wii» riechen kann und er trotzdem reissenden Absatz findet? So erlebt am Weihnachtsmarkt in der Bahnhofshalle einer Schweizer Grossstadt. Ein Grüppli von Weinfreunden wollte sich genussvoll auf den Konzertbesuch einstimmen, doch sie kamen unisono zum Schluss, dass eine Seifenwasserspülung besser gewesen wäre. Zum Leid der Weinfreunde gabs in der ganzen Bahnhofshalle den gleichen Glühwein.
Honig um den Mund geschmiert
Nicht dass Sie jetzt denken, ich sei ein Weihnachtsmuffel, nein, ganz im Gegenteil. Auch ich besuche jedes Jahr mit meiner Freundin Theres einen Weihnachtsmarkt. Dann geht es gemütlich per Bahn immer an einen anderen Ort und wir legen bis zur abendlichen Heimreise etliche Kilometer zurück. Ein besonderes Augenmerk legen wir immer auf Handwerkstände. Grosse Einkäufe tätigen wir zwar nie, aber der weiblichen Seele tun solche Ausflüge einfach gut.
Männer können das meistens nicht verstehen, so auch mein Liebster. Als wir letzten Sonntag einen winzig kleinen Adventsmarkt in der Nachbarschaft besuchten, wurden seine Bedenken bezüglich Bling-Bling- (blendenden) Angeboten vollauf bestätigt. Als er am Stand mit Biohonig aus Frankreich verweilte, packte die Honigfrau die Gelegenheit und versuchte ihm wortwörtlich den Honig um den Mund zu schmieren. Mit Inbrunst erzählte sie ihm, dass sie jeden Imker (inkl. Bienen) persönlich kenne und der Preis von Fr. 22.–/250 g (französischer Honig) gerechtfertigt sei. Auf seine Frage, wie die Franzosen denn ihre Bienen trainieren, damit diese auch sicher nur Biokulturen anfliegen, wusste sie keine Antwort. Und glauben Sie mir, die Honigfrau war mir sehr dankbar, als ich meinen Göttergatten mit einem Glühwein ablenkte.
Gutgläubigkeig schamlos ausgenutzt
Zum Glück der Standbetreiber war sein Interesse an den Verkaufsangeboten danach abgeschlossen, denn das Weihnachtsangebot am Nachbarstand bestand aus veganen Handtaschen zum Spezialpreis von Fr. 199.–. Ja, die leuchtende Weihnachtszeit blendet so manchen Menschen und die Gutgläubigkeit wird schamlos ausgenutzt. Fazit: Drum prüfe stets jedes Ding, auch wenn es macht Bling-Bling. Von Herzen wünsche ich Ihnen allen eine friedvolle Weihnachtszeit.
Zur Person
Virginia Stoll ist Sekretärin des Schaffhauser Bauernverbands. Sie schreibt für die Rubrik «Arena» im Regionalteil Ostschweiz/Zürich der BauernZeitung.