Ich meine, der Zaun sei gut erstellt; schon lange ist kein Huhn mehr nach draussen entwichen. Doch eines Tages spaziert das dunkelbraune Huhn auf der Weide umher. Es geht nicht durch die Türe in den Hühnerstall zurück wie die andern, nachdem sie ausgeflogen sind. Es streckt zwar den Hals und guckt hinein, aber dann läuft es nach links, nach rechts und rennt immer an der Türe vorbei. Erst als ich den Zaun an einer lockeren, mit einem Stein beschwerten Stelle ein bisschen vom Boden hebe, rennt es zu den andern Hühnern. Ich kontrolliere den Zaun und finde keine kaputte Stelle. Da und dort verbessere ich etwas, ziehe den Zaun enger an, lege am Boden einen Stein auf den vielleicht zu losen Draht. Nach ein paar Tagen ist das Huhn wieder draussen. Ich weiss nicht, wo ich den Zaun noch verbessern soll. Das Huhn hat inzwischen ab und zu ein braunes Ei auf den Boden in die Einstreu gelegt statt ins Legenest.
Später sehe ich das Huhn fast regelmässig jeden zweiten Tag draussen. Ich hebe den Zaun, es rennt zu den andern, es geht ganz leicht. Eines Tages verleidet mir das Spiel. Es ist zwar ein besonders schönes Huhn, aber ich entschliesse mich, es draussen zu lassen. Ich weiss nicht, ob es überhaupt noch legt, denn ich habe seit etwa drei Wochen kein braunes Ei mehr gefunden. Vielleicht holt es dann der Fuchs. Weil es aber so nahe am Zaun steht, hebe ich ihn nochmals auf, und das Huhn ist wieder drinnen. Am gleichen Tag entdeckt Jost draussen neben dem Hühnerhäuschen ein Nest mit zehn braunen Eiern.
Zwei Tage später sieht Jost das Huhn kopfunter am Zaun hängen. Es ist ein Weidezaun, wie man ihn für die Schafe braucht. Zwischen den obersten zwei Plastikdrähten wollte das Huhn also durchschlüpfen und ist hängengeblieben. Ich staune, dass es so gezielt zu diesem Drahtzwischenraum fliegen und in der Höhe durchschlüpfen konnte. Daran habe ich nicht gedacht. Jost befreit es aus seiner misslichen Lage. Dann liegt wieder ein braunes Ei im Stroh. Ich lasse es liegen. Bald sind es zwei, drei Eier. Ein anderes Huhn legt auch dort, und ab jetzt lasse ich immer ein «Nestei» liegen, wenn ich die Eier einsammle. Das schöne Huhn legt seine Eier nur noch in das Stroh zum Nestei und bleibt im Hühnergarten. Das Huhn und ich, wir haben uns verstanden.