95 Prozent der Schweizer Bevölkerung gehen in den Wald, meist regelmässig. Es gehe dabei in erster Linie um das Naturerlebnis, frische Luft sowie die Distanz zum Alltag, so die Resultate einer repräsentativen Umfrage des Bundesamts für Umwelt (Bafu). Schweizerinnen und Schweizer schätzen also den Forst und finden ihn aus verschiedenen Gründen wichtig. Allerdings sind die Aufenthalte unter Blättern seit der ersten Befragung 1997 kürzer geworden, von damals durchschnittlich 106 auf noch 90 Minuten 2020.
Öfter gestört, aber zufrieden
Je mehr Leute im Wald sind, desto grösser die Wahrscheinlichkeit, sich wegen unterschiedlicher Bedürfnisse gestört zu fühlen. Wenig erstaunlich gaben in der Bafu-Umfrage 2020 nur 53,5 Prozent der Teilnehmenden an, sich beim Waldbesuch nie gestört zu fühlen. Vor 10 Jahren waren es noch 74 Prozent gewesen. Die am häufigsten genannten Störfaktoren sind Abfall, Zerstörung und Vandalismus, Partyvolk und Biker.
Entspannter fühlen sich im Nachhinein trotzdem die meisten und man ist mit dem Waldbesuch generell zufrieden.
Nutzung findet Zustimmung
Zwar ist die Akzeptanz für Totholz im Wald deutlich gestiegen und die Menschen sehen den Forst als wichtigen Lebensraum, loben seine Funktion als Sauerstoffquelle oder Puffer gegen den Klimawandel. Aber auch die Nutzung der Wälder als Holzlieferant wird grossmehrheitlich befürwortet, nur 3,5 Prozent der Befragten fühlen sich durch Waldarbeiten gestört. Es gibt, was Schweizer Holz angeht, einen kleinen Erfolg im Bereich Sensibilisierung zu verbuchen: Gegenüber der letzten Umfrage von 2010 wurde die inländische Herkunft von Holzprodukten als wichtiger eingestuft.
Was Schweizer(innen) Sorgen bereitet, sind in erster Linie die Auswirkungen des Klimawandels auf den Wald. Das Bafu erklärt sich die stärkere Besorgtheit um den Gesundheitszustand unserer Wälder damit, dass Trockenheit und Stürme sichtbare Spuren hinterlassen haben. Abgestorbene oder umgestürzte Bäume bleiben nicht unbemerkt.
Widerspruch bei Subventionen
Es könnte einen Zusammenhang geben mit der gestiegenen Sorge um den Wald und der deutlich grösseren Zustimmung zu Subventionen in diesem Bereich. 93 Prozent der Befragten finden solche Zahlungen «eher berechtigt» oder «sehr berechtigt». Die Gelder sollten vor allem für Schutzwälder, Massnahmen für die Waldgesundheit und die Bewirtschaftung eingesetzt werden, so die Mehrheitsmeinung. Bei Letzterem steht für die Umfrage-Teilnehmenden die Maximierung der CO2-Speicherkapazität im Zentrum.
Für Waldbesitzende dürften das erfreuliche Resultate sein, schliesslich wird zusätzliche Unterstützung für die Bewirtschaftung schon lange gefordert. Im vergangenen Sommer hat das Parlament 100 Millionen Franken Soforthilfe zur Sicherstellung der nachhaltigen Pflege und Nutzung zugestimmt. 89 Prozent der Befragten sind der Meinung, die Subventionen sollten von der öffentlichen Hand finanziert werden. Allerdings finden 67 Prozent in der Bafu-Umfrage, bei Privatwald sollten die Eigentümer die Kosten selbst tragen. Immerhin sind rund 30 Prozent der hiesigen Forstflächen in Privatbesitz.
Wie war das mit der Waldfläche?
Laut Bafu fanden vor allem Schweizer(innen) in den Alpen und auf der Alpensüdseite, die Wälder würden zu wenig genutzt. Bekanntlich nimmt die Waldfläche hierzulande gesamthaft und gerade im Alpenraum zu. Das dürfte aber nicht der Grund für diese Einschätzung der Befragten sein, denn rund 70 Prozent von ihnen sind sich der Flächenzunahme nicht bewusst. 30 Prozent denken, die Ausdehnung der Schweizer Forste stagniere.
Insgesamt fühlt sich das Bafu in seiner Waldpolitik bestätigt. Handlungsbedarf sieht man beispielsweise bei der besseren Information. So würden etwa Jugendliche die Waldfunktionen als weniger wichtig bewerten als Erwachsene.