Es gibt eine schöne Geschichte, welche uns an einem regionalen Landwirtschaftsanlass durch die Beraterin präsentiert wurde: Um das Schöne im Leben besser zu erkennen, füllt ein Bauer am Morgen bei Arbeitsbeginn Bohnen in seine linke Hosentasche und befördert bei jeder Situation, welche ihn erfreut, eine Bohne in die rechte Hosentasche und so wird ihm am Abend jeweils bewusst, dass er einiges Schönes erlebt hat. Viele kleine Glücksmomente, ein Lachen, eine nettes Gespräch mit Nachbarn, schöne Kulturen, Blühendes in der Natur.
Nicht alles läuft rund
Eine simple Sache. Stecken wir nicht alle etwas darin fest, das uns die negativen Dinge viel mehr im Gedächtnis hängen bleiben, als all das Schöne?
Es ist mir bewusst, dass momentan in der Landwirtschaft, vor allem in der Landwirtschaftspolitik, nicht alles rund läuft und die ganzen Unsicherheiten in der Umsetzung der agrarpolitischen Anpassungen kaum Ruhe auf die Betriebe bringt und die lange ersehnte «administrative Vereinfachung» auch eher ein Papiertiger ist. Es ist nun nicht so, dass ich nun dazu ch eine Standpauke halten möchte im Sinne, wie es in allen Motivationsbüchern zu finden ist, oder wie es aktuell in den Sozialen Medien trendig ist, «durch positive Gedanken alle Sorgen aus dem Leben zu verbannen». Aber es ist unbestritten, dass es immer zwei Sichtweisen auf eine Situation gibt und die Positive für unser geistiges Wohl sicherlich förderlicher ist.
Es braucht Engagement
Veränderung, Fragen, Meinungsverschiedenheiten und Gedanken zur Frage, wie alles weiterläuft, gehören zum Alltag. Sie bringen uns als Menschen, aber auch als Gemeinschaft weiter. Auch eine Wut kann da durchaus mal hilfreich sein, Luft schaffen und ein «reinigendes Gewitter» sein. Nicht, dass ich sagen möchte, einfach nur positiv sehen, dann kommt es schon besser. Nein, es kommt nicht von alleine besser. Es braucht Engagement von allen Seiten.
Aber oft – zu oft – scheint mir aktuell das negative sehr zu überwiegen und dies versauert vielen das Leben. Geniessen wir doch gerade jetzt im Frühling mit seiner ganzen Blütenpracht einfach die Schönheit des Momentes und erinnern uns an den Bauer mit den Bohnen. Schritt für Schritt, eine Bohne nach der anderen.
Ich wünsche uns am Abend möglichst viele Bohnen in der rechten Hosentasche.
Zur Person
Peter Schweizer aus dem St. Gallischen Hosenruck ist Landwirt und Co-Präsident von Bio Ostschweiz. Er schreibt regelmässig für die Rubrik «Arena» im Regionalteil Ostschweiz/Zürich der BauernZeitung.