«Wenn bei mir etwas läuft, bin ich zufrieden. Zudem habe ich einen sehr abwechslungsreichen Alltag», erklärt Mäggie Steiner mit ihrer dreijährigen Tochter Noemi auf dem Arm. Und abwechslungsreich ist das Leben der 36-jährigen Bäuerin vom Obdorf ob Rickenbach tatsächlich. Sie ist nicht nur Mutter von zwei Kindern, als Betriebsleiterin eines 17 Hektaren grossen Landwirtschaftsbetriebs und Tierärztin ist sie auch beruflich stark engagiert.

Traumberuf Tierärztin

Aufgewachsen ist Mäggie Steiner auf einem Bauernhof in Wädenswil ZH. Schon als kleines Kind liebte sie es, bei den Tieren im Stall zu sein. Entsprechend fiel auch ihre Berufswahl aus, sie wurde Tierärztin. 2007 startete sie mit dem Studium und schloss dieses 2013 ab. Am Tierspital Zürich machte sie dann ihre Doktorarbeit. Darauf zog es sie für fünf Jahre in den Kanton Uri, wo sie in einer Tierarztpraxis arbeitete.

Frauen-Powerteam

In dieser Zeit lernte sie auch ihren Mann kennen, den sie 2016 heiratete. Dieser wuchs zwar ebenfalls auf einem Hof auf, lebte und arbeitete aber damals auswärts. Die junge Frau war aber oft bei ihren Schwiegereltern auf dem Hof. Unerwartet erkrankte in dieser Zeit ihr Schwiegervater schwer. Als er tragischerweise verstarb und kein Hofnachfolger in Aussicht war, zog Mäggie Steiner mit ihrer jungen Familie auf den Hof, den sie ab dann zusammen mit ihrer Schwiegermutter weiterführte. «Wir beide sind bis heute ein super Frauen-Powerteam», betont Mäggie Steiner. Die beiden sehen nicht nur im Stall mit den zwölf Mutterkühen und 60 Mutterschafen zum Rechten, sie unterstützen sich auch privat gegenseitig. «Es ist fast wie in einer WG», so Mäggie Steiner schmunzelnd.

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Mäggie Steiner arbeitet in einem 40-Prozent-Pensum als Tierärztin und unterrichtet über die Wintermonate in der Bauernschule Seedorf noch Tiergesundheit. Klar, sei ihr Alltag teils etwas hektisch, sie liebe es aber, wenn etwas laufe. So richtig an ihre Grenzen sei sie bisher nur gekommen, als ihr heute sechsjähriger Sohn Jeremy als Säugling an Hirnhautentzündung erkrankte. Die Ärzte hätten ihr damals keine grossen Hoffnungen mehr gemacht. Sie habe aber immer auf Gott vertraut. Dass Jeremy heute als gesunder Bub in den Kindergarten gehen darf, sieht sie als grosses Geschenk. Entsprechend schätzt sie auch die Zeit mit ihren Kindern. «Mit Noemi und Jeremy zusammen die Tiere zu versorgen, empfinde ich als Privileg.»

Abwechslungsreicher Alltag

Die Hofarbeit sei auch ein schöner Ausgleich zum teils etwas hektischen Tierarztpraxis-Alltag. Sie schätze es, an so einem herrlichen Ort mit freier Sicht auf Berge und Seen wohnen und arbeiten zu können. Bei einem so abwechslungsreichen Alltag benötige sie auch nicht viel Freizeit. Wenn sie das Verlangen dazu habe, ziehe sie mit ihren Kindern auch einmal einen Bergtag ein. Zudem geht sie regelmässig in den Handorgelunterricht.

Traum vom neuen Haus

Fast wöchentlich fährt sie auch zu ihrer Familie nach Wädenswil. Vielfach verbindet sie diesen Besuch gleich mit einem Tiertransport. Bei ihrem Bruder, der ihren elterlichen Betrieb führt, lässt sie immer mehrere Monate pro Jahr einige Mutterkühe und Schafe weiden. Um mit dem grossen Pick-up und Anhänger fahren zu dürfen, musste die Bäuerin eigens die Anhängerprüfung machen. Und um den mittlerweile eigenen Betrieb führen zu können, absolvierte sie auch den Nebenerwerbskurs Landwirtschaft. «Auch wenn die aktuelle Lebensphase sicher etwas intensiv ist – solange meine Kinder gesund sind, bin ich glücklich», so Mäggie Steiner strahlend. Klar, habe sie auch Träume. Das alte Haus sei im Winter doch ziemlich luftig und kühl, bis zu einem Neubau dauere es aber noch etwas.

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Zwiespalt beim Wolf
Mäggie Steiner arbeitet in einer Tierarztpraxis, die auch die Tiere des Natur- und Tierparks Goldau betreut. Dabei behandelt sie ab und zu auch die drei Wölfe im Park und sorgt für deren Gesundheit. Andererseits ist sie als Tierhalterin aber auch mit den Problemen, welche die Präsenz von Grossraubtieren verursacht, konfrontiert. «Meine Schafe bedeuten mir sehr viel, entsprechend besorgt bin ich um deren Sicherheit.»

Sie sei nicht wirklich «ein Fan vom Wolf», vor allem die Einzelwölfe könnten ein Problem sein. Mäggie Steiner hat ihre Schafe meist auf bis zu fünf verschiedenen Weiden verteilt. Bei so kleinen Tiergruppen sei der Einsatz von Herdenschutzhunden nicht sinnvoll. Gerade in den letzten Wochen, als im Schwyzer Talkessel mehrmals ein Wolf gesichtet wurde, hätte sie ihre Tiere über Nacht immer eingestallt. «Das führt bei Tier und Tierhalter zu Mehrarbeit und psychischem Stress. Darum sehe ich eine permanente Wolfspräsenz in unserer Region sehr kritisch.»