Es ist fünf Uhr und Martina ist fast bereit, die Kühe der Eltern auf die Alp unter dem Hohgant zu führen. Es ist dunkel und kalt draussen, aber hier im Entlebucher Bauernhaus ist das Licht intensiv und die Küche voller Menschen, Essen, Schnaps, Familienfotos, Freunde und Verwandte. Und alles scheint sich um Martina zu drehen. Ihre Mutter und die beste Freundin helfen ihr beim Ankleiden für den grossen Tag.

Aber nicht nur die Menschen sind von Martina angezogen. Durch den Sommer wird sie wiederum von Tieren umgeben sein, über die sie alles weiss. Leider nicht mehr von Sina, dem kürzlich verstorbenen und geliebten Bläss, «sehr anhänglich und eifersüchtig». Dafür von Lilia, ihrem Pferd, das sie ohne Sattel reitet, «liebenswert aber starrsinnig». Von Wanya, der Kuh, «lahm und lieb bis sie beisst», sagt sie lachend. Martina ist vielleicht eine der freiesten Personen, die ich hier getroffen habe, immer aus dem vollen Leben schöpfend und verbunden mit den Tieren und dem Land, das sie umgibt. «Ich will glücklich sein mit dem, was ich habe, und mit dem, was ich tun kann», sagt sie, als wir auf Alp Breitwang ein Panaché trinken, während das Abendlicht langsam schwindet.