Ob Website, Flyer oder Social Media: Nicht nur für Höfe mit Direktvermarktung sind gute Fotos unerlässlich. Doch was macht ein gelungenes Bild aus? Die gute Nachricht vorweg: Ob es mit einer – guten – Handykamera oder einer Spiegelreflexkamera gemacht wird, ist in den meisten Fällen nicht entscheidend. «Man nimmt das, was man zur Hand hat und was Freude macht. Das ist besser, als ein schlechtes Gewissen zu haben, weil man sich teures Equipment angeschafft hat, das man nicht nutzt», erklärt Anja Fonseka. Die Fotografin aus Biel leitete im Auftrag des landwirtschaftlichen Informationsdienstes LID den Fotokurs «Starke Bilder von meinem Betrieb».

  • Sie will Bäuerinnen und Bauern Mut machen, auch selbst zu fotografieren. Denn Amateur-fotografie habe ihre Vorteile:
  • Sie holt die Kundinnen und Kunden auf Augenhöhe ab.
  • Sie ist authentischer, vor allem in der Direktvermarktung.
  • Man ist unabhängig von der Zeit, weil man den ganzen Tag auf dem Hof ist. Dadurch erlebt man «magische» Stimmungen oder Momente live.
  • Man weiss, was relevant ist.
  • Die «fotografische Handschrift» bleibt gleich, sie bildet eine Einheit. «Jeder hat eine fotografische Handschrift, auch Anfängerinnen und Anfänger», stellt Anja Fonseka klar.
  • Emotionen und Angebote können schnell geteilt werden.

Die Aussage des Fotos

Die Grundfrage bei jedem Bild ist: Was will ich mit dem Foto sagen? Was muss sichtbar sein? Für wen ist das Bild? Soll es informativ und sachlich sein? Oder soll es eine Stimmung einfangen? So oder so: «Ein Foto sollte selbsterklärend sein», erklärt Anja Fonseka weiter. «Denn Bilder liest man schneller als einen Text.»

Grundsätzlich ist es ein anderes Herangehen, ob Fotos für eine Website oder für Social Media gedacht sind. Für die verschiedenen sozialen Medien zählt der Moment: besser spontan und nicht perfekt als gar nicht. Für die Website darf und soll mehr Aufwand für die Fotos betrieben werden, da sie länger bleiben.

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Die Fotografierenden können zudem verschiedene Kamerawerk-zeuge einsetzen, um die Qualität der Fotos zu beeinflussen. «Kennt man schon einige wenige dieser Werk-zeuge, macht das einen deutlichen Unterschied», so Anja Fonseka.

Format und Perspektive

Dazu gehört die Wahl des Formats. Sind die Fotos für Facebook oder Instagram gedacht, besser im Hochformat fotografieren, da ein Teil des Fotos weggeschnitten wird. Menschen dagegen bevorzugt im Querformat ablichten. «Weil wir nicht nur zeigen wollen, wie die Person aussieht», erklärt die Fachfrau. «Bei Querformat sieht man die Menschen in einem Kontext wie eine Landschaft, ein Haus oder mit anderen Menschen.» Wer unsicher ist, macht je ein Bild.

Beim Stichwort Perspektive geht es darum, welche Position man beim Fotografieren einnimmt. Was verändert sich, wenn man etwa näher ran oder vor einem Huhn in die Hocke geht? Anja Fonseka: «Je nach Position kann man so auch etwas Störendes verdecken.»

Nicht immer in der Mitte

Bewährt hat sich, beim Fotografieren den «Goldenen Schnitt» anzuwenden. Dabei helfen die senkrechten und waagrechten Linien, die bei den meisten Kameras im Sucher oder auf dem Bildschirm zu sehen sind. Vereinfacht ausgedrückt: Das Hauptmotiv sollte nicht in der Mitte des Bildes platziert werden, sondern auf einem der äusseren Kreuzungspunkte der Linien, im Verhältnis von einem Drittel zu zwei Dritteln. «So wird das Bild harmonisch», erklärt Anja Fonseka. «Zeigt man aber nur solche Fotos, kann es auch langweilig wirken.»

Kundinnen und Kunden möchten die Menschen hinter den Produkten sehen, die sie einkaufen. Daher haben sich beim Fotografieren von Personen folgende Punkte bewährt:

  • Nah rangehen.
  • Die Hände sind oft wichtiger als Gesichter; sie zeigen: «Hier wird gearbeitet».
  • Sich überlegen, welche Tätigkeit für Aussenstehende interessant sein könnten.
  • Möglichst nicht blitzen. Anja Fonseka: «Dann sieht es schnell aus wie ein Tatort.»

Fleissig fötelen

«Die besten Bilder entstehen von Menschen, die man immer wieder fotografiert», führt die Fachfrau weiter aus. «Ideal ist, beim Arbeiten den ganzen Tag zu fotografieren, damit sich alle daran gewöhnen und sich entspannen können.» Wichtig sei dabei: Wenn jemand nicht fotografiert werden will, fotografiert man die Person auch nicht.

Heikel ist es auch, unbekannte Menschen oder Kinder zu fotografieren. Wenn, dann wählt man dabei am besten einen Blickwinkel, bei dem die Gesichter nicht erkennbar sind, etwa von hinten. Besondere Vorsicht ist bei Kinderfotos auf Social Media angezeigt. Auch hier gilt: von hinten ablichten oder zum Beispiel nur die Hände zeigen, um die Privatsphäre zu schützen.

Nähe und Distanz

Zum Werkzeug Brennweite gehört unter anderem das Zoomen, es verändert den Aufnahmewinkel. «Zoomen hat zu Unrecht den schlechten Ruf, es sei nur für Anfängerinnen und Anfänger», sagt Anja Fonseka. «Doch man sollte es bewusst einsetzen. Dann kann es ein kreatives Mittel sein.» Die Frage sei: Will man die Umgebung zeigen oder nur das Hauptmotiv, etwa einen Menschen. Wenn nur eine Person oder ein Gegenstand gezeigt werden soll: näher rangehen oder eben zoomen, um den Winkel zu schmälern. Soll auch die Umgebung auf dem Bild sein, muss man weiter weg vom Hauptmotiv gehen – oder rauszoomen.

Rot zieht an

Auch Farben sowie helle und dunkle Bildteile sind Gestaltungselemente. «Helle, rote und scharfe Bildteile sehen wir schneller», erklärt Anja Fonseka und gibt den Tipp, die Farben entweder harmonisch zu kombinieren oder extra Kontraste zu setzen. Manchmal lohne es sich auch, die Protagonisten zu bitten, sich umzuziehen – oder beim Fotografieren in den Schwarz-Weiss-Modus zu wechseln.

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Mit hellen und dunklen Flächen auf einem Foto kann man den Blick der Betrachterinnen und Betrachter lenken. Zudem machen Kontraste das Foto anziehend. «Manchmal ist es spannend, wenn auch mal gegen das Licht fotografiert wird. Es lohnt sich, spielerisch immer mal wieder etwas Neues auszuprobieren.»

Vorder- oder Hintergrund?

Unter Bildebene versteht man den Umstand, dass jedes Foto einen Vorder-, Mittel- und Hintergrund hat. «Wenn alle drei Ebenen vorhanden sind, wirkt das Bild mehr dreidimensional und ansprechend», so Anja Fonseka.

Man kann dabei auch mit Schärfe/Unschärfe experimentieren, denn unser Auge sieht nur in einem kleinen Winkel scharf, ohne den Blick von rechts nach links wandern zu lassen. «Mit Schärfe kann man das Auge lenken, wo es hinblicken soll.» Ein komplett scharfes Bild enthält wiederum manch-mal zu viele Informationen, was die Betrachter verwirren kann.

Allen, die für die eigene Website selbst Bilder machen, gibt Anja Fonseka einen letzten Tipp mit auf den Weg: beim Fotografieren möglichst viel konstant halten, wie etwa Perspektive, Blickwinkel, Format oder den Entscheid für Schwarz-Weiss oder Farbe. Das Einhalten dieser Konstanten definiert die bereits erwähnte «fotografische Handschrift» der Bilder, es gibt einen Wiedererkennungseffekt. Das sei für die Vermarktung wichtig: «So entstehen einladende Bilder eines Betriebs, die zeigen, dass man stolz auf sein Handwerk ist.»

Praxisbuch zu gewinnen

Die Bauernfamilien sind die besten Botschafterinnen und Botschafter für die Landwirtschaft.

[IMG 4] Das Buch «Kommunikation ist, was ankommt» soll sie dabei unterstützen. Herausgeber ist der Landwirtschaftliche Informationsdienst (LID). Das Praxisbuch in Form eines Ordners gibt Antworten auf Fragen wie: Wie kann man mit Konsumentinnen und Konsumenten in Kontakt treten? Wie kann man ein gutes Bild von der Landwirtschaft vermitteln? Wie macht man den Hofladen bekannt? Was ist wichtig beim Schreiben von Texten, beim Filmen, beim Fotografieren? Das Buch bietet umsetzbare Ideen, Anleitungen und Checklisten. Das Praxisbuch kann direkt bei der Edition LMZ bestellt werden (gedruckte Form: 72 Franken, E-Book: 59 Franken).

Mitmachen und gewinnen

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Verlosung LID-Ordner «Kommunikation ist, was ankommt»

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