Liegt der pH der Gülle bei 5,5 sind die Ammoniakemissionen Studien zufolge am geringsten. Nur hat Gülle normalerweise einen pH von 7,4 bis 8,3. Mit 5,5 bis 15 Kilo konzentrierter Schwefelsäure pro Kubikmeter lasse sich dieser Wert wirkungsvoll senken, wird in einem Video von Agridea zum Thema Gülleansäuerung erklärt. Im Folgenden zeigt Alois Niederberger vom Holzhof, wo die erste Schweizer Pilotanlage dieses Prinzip in der Praxis testet, wie das System funktioniert.
Veränderung in der Bodenchemie ist zu erwarten
Im Video kommen verschiedene Personen zu Wort. Thomas Kupper von der HAFL erklärt, angesäuerte Gülle werde die Bodenchemie verändern. Ausserdem bringe man damit eine grössere Schwefelmenge aufs Feld, weshalb die Ausbringmenge der Gülle am Schwefel ausgerichtet werden müsse. Auch sei Aufkalken regelmässiger nötig.
Pilotanlage mit wissenschaftlicher Begleitung
Mit der Luzerner Anlage untersuchen Wissenschaftler die folgenden Punkte:
- Emissionsminderung beim Ammoniak
- Arbeitssicherheit (Konzentration von Schwefelwasserstoff im Stall, Handling der Säure, Störungsbehebung)
- Bodenchemie (pH-Wert und Schwefelgehalt)
- Auswirkungen auf Bodenorganismen
- Wirkung auf botanische Zusammensetzung von Naturwiesen (Klee ist sensibel auf sauren pH-Wert)
Insgesamt 150'000 Franken, Beiträge möglich
Die gesamte Infrastruktur für die Gülleansäuerung kostet laut Agridea rund 150'000 Franken. Seit 2021 ist eine finanzielle Unterstützung dafür aber möglich, erläutert Michael Stäuble vom Bundesamt für Landwirtschaft BLW im Video. Das laufe über Strukturverbesserungsbeiträge, für die es kantonale Anlaufstellen gebe. Zudem seien bis 2028 Bundesbeiträge von 50 Prozent für die anrechenbaren Baukosten (Mehrkosten für die Ansäuerung) möglich. Gleichzeitig sei ein Kantonsbeitrag von mindestens 25 Prozent nötig.
Die Gülleansäuerung sei Neuland und brauche daher eine bau- wie produktionstechnisch saubere Planung, bemerkt Stäuble.
Für grosse Betriebe umsetzbar
Nach Meinung von Thomas Kupper ist es eine Stärke der Güllenasäuerung, dass sie auch von grossen Betrieben mit vielen Tieren angewendet werden könne. Damit lasse sich eine Emissionsminderung auf allen drei Stufen (Stall, Lager und Ausbringung) erwirken.
Michael Stäuble vom BLW geht davon aus, dass es nur langsam mehr Anlagen geben wird. Er hoffe, dass dank der Unterstützung dafür wirklich eine Reduktion bei den Ammoniak-Emissionen möglich werde.
Zum Schluss gibt Agridea im Video noch Folgendes zu bedenken:
- Vor allem für Regionen mit hohen Emissionen könnte das System hilfreich sein, um Spitzen punktuell zu brechen. Es bestehe aber die Gefahr, dass vor allem grosse Betriebe gefördert werden und dadurch die Tierdichte lokal nicht abnimmt, sondern schlimmstenfalls sogar noch steige.
- Der Stickstoff, der dank der Ansäuerung nicht als Ammoniak entweicht, müsse im Pflanzenbau effizient eingesetzt werden. Er dürfe nicht anderweitig – z. B. als Nitrat – verloren gehen.
- Unter dieser Voraussetzung könne das System dazu beitragen, den Stickstoffkreislauf auf dem Betrieb besser zu schliessen und synthetische Stickstoffdünger einzusparen.