Schmelzwasser aus meterdickem Bergschnee und gut genährten Gletschern bieten den Sommer über Wasser bis ins Talgebiet. Dazu schöne Landregen und immer wieder ein erfrischendes Sommergewitter. Damit war es bis in die 1980er Jahre hierzulande vielerorts möglich, Ackerfrüchte, Obst und Freilandgemüse mit wenig Wassereinsatz zu produzieren. Mit dem Klimawandel nehmen Wetterextreme zu, die Niederschlagsverteilung wird zunehmend ungünstig. Spezialkulturen, immer häufiger auch Kartoffeln, müssen bewässert werden, damit eine sichere Ernte möglich ist. Und weil Quellen versiegen, muss das Wasser für Kühe auf Alpen und Weiden gebracht werden. Der Temperaturanstieg bringt auch Extremniederschläge, die Kulturen wegschwemmen, Böden erodieren, Wasser verunreinigen und Bewirtschaftungswege beschädigen. Und die Zukunftssorgen sind gross: Die natürlichen Wasserspeicher des Alpenraums schmelzen uns weg. Seit 1850 haben wir zwei Drittel der Gletschermasse verloren. Fachleute prognostizieren, dass bis 2100 90 Prozent unserer Gletscher weg sind, mit Auswirkungen weit über den Alpenraum hinaus.
Wasserversorgung unter Druck, auch in der Schweiz
Am interdisziplinären Symposium der Ostschweizer Fachhochschule im Vorfeld des Weltwassertags vom 22. März wurde deutlich: Die Wasserversorgung steht weltweit unter Druck, auch im Wasserschloss Schweiz. Zu viel oder zu wenig, Verunreinigungen und Nutzungskonflikte. Es gibt viele Länder, welche ungenügenden Zugang zu sauberem Trinkwasser haben. Wir spülen es hierzulande noch die Toilette hinunter. Um Wasser wird auch gehandelt, gestritten und gekämpft. Wo auch immer auf unserem Planeten: Wir müssen mit dem Klimawandel rasch lernen und in lokal angepasste Lösungen für das lebenswichtige H2O investieren.
Grosser Wissens- und Kompetenzbedarf
Ein nachhaltiger Umgang mit Wasser beschäftigt auch unsere Landwirtschaft und die Gemeinden, die für die Wasserversorgung und das Wegnetz zuständig sind. Wie können wir sparsam mit der knapper werdenden Ressource Wasser umgehen, damit wir auch in Zukunft genügend davon haben? Damit befasst sich das «Forum nachhaltiges Wassermanagement in der Landwirtschaft», das von der Agridea und der BFH-HAFL gemeinsam entwickelt und betrieben wird. Der Wissens- und Kompetenzbedarf rund um das Thema Wasser ist schweizweit sehr gross. Das 2024 gegründete Forum will eine solide Wissensbasis für die landwirtschaftliche Praxis schaffen und den Austausch von Erfahrungen fördern. Es besteht aus einem Verein und einer Wissensplattform. Der Verein mit Geschäftsstelle bei der BFH-HAFL vernetzt Stakeholder und gibt der Landwirtschaft im Wasserthema eine Stimme. Die Wissensplattform wird von der Agridea gemanagt und vermittelt nachhaltige Techniken im Wassermanagement über diverse Kanäle: mit Tagungen, Kursen und Dokumentationsmaterialien auf der Agripedia-Webseite «Forum nachhaltiges Wassermanagement in der Landwirtschaft». Diverse Arbeitsgruppen bearbeiten inhaltliche Themen und speisen ihr Wissen in die Wissensplattform ein, so zum Beispiel zu Wasserretention, sparsamen Bewässerungstechniken und Wassermanagement in Sömmerungsgebieten, Bodenfeuchtesensoren sowie Züchtung von klimaresistenten Pflanzensorten. Die diesjährige Jahrestagung findet am 13. November 2025 bei der BFH-HAFL statt und behandelt das Thema Wassermanagement im Gemüsebau. Sie sind herzlich eingeladen, sich dieses Datum zu reservieren.