Dass die Durchschnittstemperatur in diesem Zeitraum mindestens in einem Monat mehr als 1,5 Grad über vorindustriellem Niveau liegt, dürfte demnach sogar zu 70 Prozent der Fall sein. Eine besonders drastische Prognose geben die Experten für die Arktis ab. Die Region dürfte sich schon heuer um mehr als das Doppelte des globalen Mittelwerts erwärmt haben.
Paris fordert unter 2 Grad bis 2100
In diesem und jedem der nächsten vier Jahre werde die globale Durchschnittstemperatur mindestens ein Grad höher liegen als im vorindustriellen Zeitalter, heisst es in dem Bericht. Damit ist der Zeitraum 1850-1900 gemeint. Schon die Fünf-Jahres-Periode von 2015 bis 2019 war die bisher wärmste. Im Pariser Klimaabkommen hatten sich die Länder darauf geeinigt, die globale Durchschnittstemperatur in diesem Jahrhundert unter zwei Grad über dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen und sich um ein Limit von 1,5 Grad zu bemühen.
Die Schweiz erwärmt sich schneller
Während die Erwärmung im globalen Durchschnitt in den letzten 150 Jahren 0,9 Grad betrug, stieg die bodennahe Lufttemperatur in der Schweiz laut dem National Centre for Climate Services NCCS im selben Zeitrum um etwa 2 Grad. Dabei gab es räumlich kaum Unterschiede, die ganze Schweiz scheint sich gleichmässig erwärmt zu haben:
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Die Jahresmittel-Temperatur (hier dargestellt in Grad pro 10 Jahre) ist in der Schweiz in den letzten 150 Jahren um rund 2°C angestiegen, wobei die Zunahme südlich der Alpen etwas weniger stark war als im Norden. (Grafik Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie)
Ein Plus von 2 bis 4 Grad
Gemäss dem NCCS geht man je nach Jahreszeit von einer zusätzlichen Erwärmung um etwa 0,5 bis 2,5 Grad in der Schweiz gegenüber dem globalen Durchschnitt aus. Insgesamt würde das – bei Einhaltung des Pariser Abkommens – einen Temperaturanstieg von 2 bis 4 Grad gegenüber vorindustrieller Zeit bedeuten.
Umgehendes Handeln wäre nötig
Um die Pariser Klimaziele einzuhalten, müssten die Unterzeichnerstaaten «umgehend den bislang steigenden Ausstoss von Treibhausgasen umgehend senken und in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts praktisch vollständig stoppen», schreibt das NCCS in den Klimaszenarien CH2018.
Keine Ausreden wegen der Corona-Pandemie
Bei den Berechnungen unter Federführung des britischen Wetterdienstes Met Office wurden natürliche Klimavariationen und menschlicher Einfluss berücksichtigt, wie die WMO berichtet. Nicht eingeflossen sind mögliche Rückgänge der Treibhausgasemissionen durch den weltweiten Wirtschaftseinbruch in Folge der Coronavirus-Pandemie.
«Wegen der Langlebigkeit von CO2 in der Atmosphäre geht man nicht davon aus, dass durch einen Rückgang der Emissionen in diesem Jahr die CO2-Konzentration in der Atmosphäre, die zu der Erwärmung führt, abnimmt», sagte WMO-Generalsekretär Petteri Taalas. Die Pandemie dürfe keine Ausrede sein, um den Klimawandel nicht mit koordinierten und nachhaltigen Massnahmen zu bekämpfen.
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