Die Störche kreisen hoch in der Luft über dem Zoo Zürich, peilen ihren Landeplatz an und nähern sich mit abgeknickten Flügeln und angewinkelten Beinen dem Ziel. Bei starkem Wind müssen sie manchmal durchstarten und einen zweiten Landeversuch einleiten. Beladen sind die Störche mit Nistmaterial für Ausbesserungsarbeiten oder mit Futter für die Jungen.
"Wir wollen eine gute Adresse sein für Störche", sagte Zoo-Kurator Robert Zingg am Mittwoch in Zürich. Dazu gehöre auch ein gewisser Service. So bietet der Zoo verschiedene Nestunterlagen an. Doch einige der 21 Paare haben sich eigene Plätze gesucht, wie etwa auf einem Baum auf dem Zoogelände oder in einem privaten Garten in der Nachbarschaft.
Gefahr bei Starkregen
Wer die Störche bei ihrem Nestbau unterstützen will, bietet ihnen Äste vom Obstbaumschnitt an. Weil diese krumm und verästelt sind, können die Vögel daraus ein wasserdurchlässiges Nest bauen. Denn wenn die Nestunterlage zu kompakt und dicht ist, kann sich die Nestmulde bei starkem Regen mit Wasser füllen. So ertranken 1962 zwei Jungvögel in ihrem Nest, wie Zingg sagte.
Nach dem Niedergang der Storchenpopulation in der Schweiz schlug ein erstes Wiederansiedlungsprojekt fehl. Doch schliesslich gelang es ab Mitte der 1960er Jahre, die Weissstörche wieder heimisch zu machen. 2018 zählte man 515 Paare mit insgesamt 1096 Jungen.
Die Vögel brauchen heute keine direkte Unterstützung mehr. Für ihr längerfristiges Überleben sind sie aber auf den Erhalt von Feuchtgebieten angewiesen.
Weibchen kehrt Jahr für Jahr zurück
Ein 1990 im Zoo Zürich geschlüpftes Weibchen kehrte zwei Jahre später nach Zürich zurück, um zu brüten. Auch in diesem Jahr zieht es mit seinem Partner auf dem Zürichberg Junge gross.
Woher die übrigen Vögel stammen, lässt sich nicht in allen Fällen nachweisen. Denn von den 21 Paaren sind elf Vögel unberingt. Sechs Störche sind aus Deutschland zugeflogen, fünf im Zoo Zürich und drei im Zoo Basel geboren. Die übrigen kommen aus verschiedenen Gemeinden in der Schweiz.
Wenn es möglich ist, werden die Jungstörche vor dem Ausfliegen beringt. Dabei hilft Schutz & Rettung im Rahmen einer Übung mit der langen Drehleiter. Einmal angebracht, verraten die aus der Ferne ablesbaren Ringe die Herkunft der Vögel.
Noch ist nicht klar, wie viele Jungvögel in diesem Jahr auf dem Zürichberg aufwachsen. Die Jungen sind noch klein, und die Nester teils hoch oben und vor Blicken geschützt. Auch das Wetter spielt für den Bruterfolg eine grosse Rolle. So starben 2013 bei kühler und nasser Witterung 25 von 26 Jungvögeln. Im vergangenen Jahr dagegen überlebten 40 von 54.