Am 20. März 2022 stellten die Pferdezuchtgenossenschaft Amt Seftigen und der Pferdezuchtverein Schwarzenburg auf der Bütschelegg BE die Freibergerhengste vor, die in diesem Jahr im Zuchtgebiet stationiert sind. Auf der Station Bütschelegg ist der braune Hengst Don Caprio stationiert. Auf der Hengststation Rossweg in Oberbalm BE können in diesem Jahr die Stuten mit Latino belegt werden, der den verbreiteten Wunsch nach dunklen Fohlen erfüllen könnte. Wer seine Stute mit dem ausdrucksstarken Fuchshengst Cash belegen will, muss mit ihr auf die Station Bärenwart in Rüschegg BE. Auch auf den anderen Hengststationen ziehen schweizweit in diesen Tagen die Hengste ein.
Freiberger sind gesucht
Der Präsident des Schweizerischen Freibergerverbands, Albert Rösti, wohnte ebenfalls der Hengstpräsentation auf der Bütschelegg bei und ermunterte die Züchterinnen und Züchter, ihre Stuten zu decken. Der Geburtenrückgang müsse gestoppt werden, damit die Rasse weiterhin auf eine breite Basis aufbauen könne. «Freiberger sind sehr gesucht und der Markt ist beinahe ausgetrocknet», betonte er. Wer also ein Fohlen züchte, werde keine Probleme haben, es nach dem Absetzen oder nach dem Feldtest zu verkaufen. Die Rasse geniesst auch ausserhalb der Schweizer Grenze einen sehr guten Ruf und es gehen auch jährlich Tiere in den Export. So wird der Eidgenosse mittlerweile auch in den Nachbarländern gezüchtet.
Keine Fremdblutgrenze
Weniger erfreut sind die Züchter über die Pläne des Bundes, die Rassenförderung für Tiere mit «zu viel Fremdblut» einzustellen. Gegen dieses Vorhaben wolle sich der Verband wehren, betonte Albert Rösti vor den Züchtern, die der Hengstpräsentation zahlreich beiwohnten. Zu viele gute Pferde würden sonst von der Zuchtförderung ausgeschlossen. Das sei ein falsches Zeichen – in Zeiten, wo immer weniger Fohlen geboren würden. Die Erfahrung der Züchter zeigt, dass sowohl Freiberger mit wenig als auch solche mit viel Fremdblut gesucht sind. Im vergangenen Jahr wurden bei Identitas 1771 Geburten von FM-Fohlen gemeldet. Das sind rund 300 Fohlen weniger als vor fünf Jahren.
Doch die Zucht ist in den vergangenen Jahren nicht anspruchsloser geworden. Zwar stimmt der Absatz, mit der sinkenden Population steigt aber auch die Gefahr von Inzucht. Da einige Linien in der Population stark vertreten sind, können die Züchterinnen und Züchter mit ihren Stuten nicht einfach auf die nächstbeste Station fahren. Wer nachhaltig und erfolgreich züchten will, muss auch mal eine längere Reise auf sich nehmen zum passenden Beschäler.
Das virtuelle Fohlen
Agroscope stellt den Züchtern ein Tool zur Verfügung um den passenden Hengst zu finden. Unter www.poulainvirtuel.ch können die Eckdaten des künftigen Fohlens berechnet werden und damit auch Verwandtschafts- und Inzuchtgrad. Mehr als den Namen der Stute braucht es dazu nicht, um sicherzustellen, dass der optimal passende Hengst eingesetzt wird. Es sei denn, die Stute heisst Luna, laut Identitas gibt es davon 355 Stück und der Name führt weiterhin die Namenshitparade der Fohlen an. Gefolgt von Stella, davon gibt es 162 Tiere, welche den Hoffnungsstern der Freibergerrasse verkörpern. Möge der kommende Fohlenjahrgang in Sachen Namen und Blutlinien etwas vielfältiger geraten.
Marktkommentar von Daniela Joder
Auf den Bauernhöfen braucht es auch etwas für das Herz und die Seele. Und kaum etwas tut der Seele so gut wie ein munteres Fohlen, das über die Weide rennt und den Frühling mit allen Sinnen willkommen heisst. Das ist es, was die Züchter jedes Jahr wieder motiviert, die Zuchtarbeit auf sich zu nehmen. Wer nur wegen der Fohlenschau oder der guten Noten züchtet, der wird nicht lange dabei sein, denn es ist viel Arbeit, bis ein Pferd zwäg ist um es den Richtern und dem Publikum vorzustellen.
Auch den meisten Käufern sind die Noten schlussendlich egal, sie kaufen ein Pferd wegen seines Charakters. Wenn es beim Hufbeschlag die Beine ruhig gibt, beim Putzen und Satteln stillsteht und auf der Weide freudig ankommt, wenn die Besitzerin ruft, hat man mehr davon, als wenn es im Rappel zuvorderst läuft. Was natürlich nicht heisst, dass ein schönes Pferd keinen guten Charakter hat. Und die Zuchtarbeit ist wichtig, wenn es darum geht die Freiberger zu erhalten. Es muss dabei nicht um das Fohlen zuvorderst im Rappel gehen, sondern um die ganze Bandbreite dieser Rasse, welche die Bedürfnisse des gemütlichen Freizeitreiters, aber auch diejenigen der Springreiterin abdecken kann. Und das alles beginnt mit einem Fohlen, das unbeschwert über die Weide hüpft und einem Züchter, der Freude daran hat, daraus ein gutes Pferd zu machen.