In den letzten vier Jahren seien bei fünf Fohlen der Freibergerrasse schwere Entzündungen der Bauchspeicheldrüse festgestellt worden. Jegliche Behandlungsversuche waren vergebens und alle Fohlen sind verstorben oder mussten eingeschläfert werden, informiert das Online-Magazin der Universität Bern. Die Tiere litten unter Fieber, Durchfall und stark erhöhten Blutfettwerten. 

Alle Fohlen stammen vom gleichen Hengst

Alle erkrankten Tiere seien vor und nach ihrem Tod am Tierspital Bern untersucht worden, heisst es im Magazin weiter. Äussere Ursachen wie Infektionen konnten als Todesursache ausgeschlossen werden. Die Analyse der Stammbäume der Fohlen ergab jedoch: die betroffenen Tiere stammen alle von einem in der Freibergerzucht einflussreichen Hengst ab.

«Seit 1997 werden Freiberger Pferde nur untereinander gezüchtet, wodurch das Risiko für rezessiv vererbte genetische Krankheiten steigt», heisst es weiter. Zur Erkrankung komme es nur dann, wenn von beiden Elternteilen eine Kopie des krankheitsverursachenden Gens dem Nachkommen weitergegeben werde. «Die Art der Erkrankung der fünf Fohlen und die familiäre Häufung deuten darauf hin, dass es sich bei der Krankheit um einen erblichen Stoffwechseldefekt handelt», schreibt das Magazin. 

Gentest soll Risikoverpaarungen verhindern

Der mögliche Stoffwechseldefekt wird nun genauer erforscht. Träger des möglichen Gendefekts seien völlig gesund und der Einsatz der Tiere in der Zucht sei durchaus sinnvoll, insbesondere angesichts der begrenzten genetischen Vielfalt, so das Magazin der Universität Bern. Im geplanten Forschungsprojekt soll nun ein Gentest entwickelt werden, um Risikoverpaarungen von zwei Anlageträgern zu vermeiden und damit weitere Geburten erkrankter Fohlen zu verhindern.

Zur finanziellen Unterstützung wurde beim Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) ein Gesuch eingereicht. Auch der Schweizerische Freibergerverband sei über den Stoffwechseldefekt und über mögliche Massnahmen informiert worden. In den kommenden Monaten wolle man zudem eine Aufklärungs- und Informationskampagne für Tierärzte, Züchter und Pferdeinteressierte lancieren und über die vermeintlich neue Krankheit aufmerksam machen. 

 

Was ist Caroli-Leberfibrose?

Caroli-Leberfibrose (CLF) ist eine angeborene und damit vererbbare Leberkrankheit, die bei verschiedenen Spezies vorkommt. Die seltene Krankheit führt zu einer Vernarbung der Lebergefässe und folglich zu tödlichem Leberversagen. Betroffene Fohlen werden schwächlich und sterben im Alter zwischen zwei und acht Monaten.

Dank umfangreicher Forschungen konnte der ursächliche Gendefekt identifiziert werden. Es zeigte sich, dass das Gen-Allel rezessiv vererbt wird. Im Zuge dieser Forschungen hat das Institut für Genetik der Vetsuisse-Fakultät der Universität Bern einen Markentest für Freiberger entwickelt. Dieser erlaubt es, das Vorliegen der Mutation mit hoher Sicherheit festzustellen.