Aufgrund der Räumungspläne des ehemaligen Munitionslagers in Mitholz durch das Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) müssen die Dorfbewohner ihre Häuser wohl für rund zehn Jahre verlassen. Das VBS rechnet frühestens im Jahr 2031 mit dem Beginn der eigentlichen Räumungsarbeiten des Munitionslagers, wie dieses in einer Mitteilung schreibt.

«Es ist schwierig, einen ähnlich grossen Betrieb in der Region zu finden»

Für die Familie Künzi, die in Mitholz einen Betrieb mit 35 Milchkühen und 50 Stück Jungvieh führt, ist der Entscheid sehr einschneidend. «Wir haben drei schulpflichtige Kinder, daher schauen wir, dass wir möglichst bald wegziehen können», meint Samuel Künzi gefasst. So könnten sich die Kinder rasch an einen neuen Ort gewöhnen. Auch die Beiz, welche sie auf dem Berg betreiben, müssten sie wahrscheinlich aufgeben, so Künzi. «Es ist schwierig, einen ähnlich grossen Betrieb in der Region zu finden», erklärt er. Und für die Beiz so weit zu fahren, würde sich nicht lohnen. 

 

Wo ist Mitholz

Mitholz liegt im Kandertal und gehört zu der Gemeinde Kandergrund im Berner Oberland.

 

 

Für 10 Jahre gibt es keine Überbrückungsmöglichkeit

Erstaunt über die Botschaft vom VBS war Familie Künzi nicht. «Es war schon lange klar, dass wir weg müssen, falls die Räumung kommt», meint der 39-jährige Landwirt, der in Mitholz aufgewachsen ist. Anfangs habe man von einer temporären Evakuierung gesprochen, jetzt von einem kompletten Abzug der Bevölkerung. Für zwei oder drei Jahre hätte die Familie vielleicht eine Überbrückungslösung gefunden. Nicht aber für mehr als 10 Jahre, wie es das VBS nun plant.

«Die Behörden waren bisher immer ehrlich»

Die Räumung des Munitionslagers findet Samuel Künzi grundsätzlich gut. Auch die Kommunikation der Behörden sei bisher immer ehrlich gewesen. Für die Bevölkerung seien die Pläne aber nicht ganz leicht. Im Ort gibt es noch rund sieben weitere landwirtschaftliche Betriebe. Die meisten sind jedoch kleine Betriebe. 

 

Die grossen Zukunftsfragen der Betroffenen

Die Sendung Schweiz Akutell des Schweizer Radio und Fernsehens berichtet wie die betroffenen Dorfbewohner mit der Situation umgehen.

 

 

 

Die Geschichte

Im zweiten Weltkrieg wurde in Mitholz ein unterirdisches militärisches Munitionslager gebaut. 1947 kam es im Munitionslager Mitholz zu einer Explosion. Dabei starben 9 Menschen in der Umgebung der Anlage. Rund 7000 Bruttotonnen Munition explodierte bei dem Unfall. Darauf wurde ein weiterer Teil des Munitionslager geräumt. In den eingestürzten Anlageteilen und im Schuttkegel sollen sich noch weitere 3500 Bruttotonnen Munition mit mehreren hundert Tonnen Sprengstoff befinden. Gemäss Beurteilungen in den Jahren 1949 und 1986 seien weitere Explosionen nicht ausgeschlossen, jedoch beschränke sich mögliche Schäden auf das Munitionslager. Die Anlage könne weiter genutzt werden. Eine vollständige Räumung der Munitionsrückstände wurde 1948 vor allem aus geologischen Gründen als zu risikoreich erachtet, wie das VBS schreibt. 2018 beauftragte das VBS eine Arbeitsgruppe um das Risiko des Munitionslagers zu prüfen. Um das Risiko zu senken arbeitet das Amt an einem Gesamtkonzept, welches die Räumung als Ziel hat.