Das Bedürfnis der Konsumenten nach authentischen, ökologischen Produkten aus der Region ist gross. Als Antwort darauf eröffnen immer mehr Betriebe einen Hofladen. Diese Voraussetzungen stimmen positiv. Jedoch ist nicht jeder Betrieb günstig gelegen und es wäre ökologisch wenig sinnvoll, wenn die städtischen Konsumenten mehrmals wöchentlich aufs Land zu «ihrem» Hofladen fahren würden. Die Alternative wäre da der Wochenmarkt. Doch der ist zeitlich sehr begrenzt, lässt weder dem Produzenten noch dem Kunden persönlichen Spielraum.

Verkaufs-Idee Alpomat

Auch Margrit Abderhalden, Bäuerin aus Hinwil ZH und Erfinderin des Alpomats, war sich dessen bewusst und hat nach neuen Verkaufswegen gesucht. Als mögliche Antwort hat sie den Alpomat erfunden. Das ist ein automatischer Verkaufsautomat mit Kühlung, in dem Alp- und Regionalprodukte von Bäuerinnen und Bauern verkauft werden. «Mir ist ganz wichtig, dass die Produkte direkt vom Bauern kommen», sagt die Bäuerin. Beim Alpomat fährt der Kunde nicht aufs Land, sondern der Hofladen kommt in die Stadt.

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Sehr flexibel für Produzent und Kunde

Zurzeit läuft in der Stadt Zürich ein Pilotprojekt. Fünf Alpomaten stehen an verschiedenen Orten. Jeder Automat kann zu Hause am Computer aufgerufen werden, so sieht Margrit Abderhalden, wann sie nachfüllen muss. «Zurzeit mache ich wöchentlich meine Tour.» Das tönt nach Aufwand. Das sei es, gibt Abderhalden zu. Aber im Gegensatz zu Hofladen oder Mark mit Öffnungszeiten sei sie bei der Automatentour völlig frei, wann sie das mache. «Manchmal gehe ich erst nachts, wenn die Kinder schon am Schlafen sind.» Die Produkte werden ihr von den anderen Bauern geliefert oder je nach Zeit und Dringlichkeit geht sie sie auch abholen.

Nicht nur die Bäuerinnen und Bauern sind unabhängiger, auch die Kunden. «Sie können während 24 Stunden am Alpomaten gesunde Snacks beziehen und entweder ganz konventionell mit Münz oder auch etwas moderner kontaktlos bezahlen», erklärt Patricia Mariani von der Kleinbauern-Vereinigung, die das Projekt Alpomat beratend und finanziell unterstützt. Das kontaktlose Bezahlen war ein grosses Bedürfnis der Kunden, darum wurden alle Automaten nachgerüstet.

Grösste Herausforderung: Standorte finden

«Die grösste Herausforderung am Projekt sind jedoch nicht die Produkte und deren Distribution, sondern die Standplätze», so Patricia Mariani. Das Projekt stosse auf grossen Anklang, aber wenn es um konkrete Platzierungen gehe, fehle es an Platz, gehe es aus architektonischen Gründen nicht oder der Vermieter habe bereits Verträge mit anderen Detailhändlern, die ob einer solchen Konkurrenz natürlich keine Freude hätten. Auch auf öffentlichem Raum dürfen in der Stadt Zürich keine Automaten gestellt werden. Ausnahme sind da Tramhaltestellen. In Zusammenarbeit mit den Zürcher Verkehrsbetrieben testet man darum an der Haltestelle Albisriederplatz den Alpomat. Laut Mariani ein Erfolg, die gesteckten Verkaufsziele wurden bereits nach dem ersten Monat erreicht.

Blick in die Zukunft

In der ersten Projektphase wurden die Technik- und die Logistikprozesse optimiert. In der zweiten Phase soll nun mit der aktiven Bewerbung des Alpomats begonnen werden. Ebenfalls soll das Sortiment überarbeitet und ergänzt werden (siehe Box). Weiterhin sei man auch auf der Suche nach gut frequentierten Standplätzen. Vorerst aber nur in der Stadt Zürich.

Auf 2020 ist geplant, dass der Alpomat auch in anderen Regionen Fuss fasst. Dort müssten aber innovative Bäuerinnen und Bauern mitmachen, da Margrit Abderhalden zusätzlich zum eigenen Betrieb und der Familie nebst Zürich nicht noch ein weiteres Gebiet betreuen könne.

 

Alpomat sucht neue Produkte

Demnächst wird die Produktepalette überarbeitet. Die Fondue-Mischung zum Beispiel wird nicht mehr erhältlich sein. Ein Sommersortiment soll in den Kasten. Was sie genau suche, könne sie nicht sagen, meint Margrit Abderhalden. Gebäck, wie ihr Linzertörtli mit Dinkelmehl und Alpbutter laufe super. Wer in der Grossregion Zürich ein spannendes Produkt hat, soll sich bei ihr melden.

Das Produkt sollte ein Snack sein für den Sofortverzehr mit etwas längerem Ablaufdatum. «Wir wollen doch keinen Food Waste produzieren.» Am Ende fällt der Bäuerin doch noch ein Wunschprodukt ein: «Ein Getreideriegel, hergestellt von einer Bäuerin, die eigenes Getreide verarbeitet.»

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Fakten und Zahlen zum Projekt

  • Margrit Abderhalden und ihr Mann haben das Projekt Alpomat 2016 gestartet. Seit 2018 läuft ein Pilotprojekt in Zusammenarbeit mit der Kleinbauern-Vereinigung.
  • Ein einzelner Automat kostet ausgerüstet zirka 20'000 Franken. Abderhaldens sind Besitzer der Automaten und haben von der Kleinbauern-Vereinigung ein Darlehen bekommen, das zurückbezahlt wird. Ausserdem wird das Projekt von den Innovations-Plattformen «Agriqnet» (Bund) und «innovativi Puure» (Kanton Zürich) unterstützt.
  • Zurzeit beliefern elf Bauernfamilien den Alpomaten. Die Produkte werden zum Einstandspreis für Wiederverkäufer geliefert. Mitmachen beim Alpomat bedingt also keiner Mitgliedschaft.
  • Bis 2022 soll das Projekt Alpomat nicht mehr auf externe Unterstützung angewiesen sein und selbständig und unabhängig laufen.