Man mache gemeinsam einen nächsten Schritt für noch besseres Tierwohl, teilen die Migros und IP-Suisse mit. Sämtliche bisher konventionellen Schweizer Schaleneier werden demnach ab August 2022 das IP-Suisse-Label tragen. Die bessere Sichtbarkeit des Käfers freut IP-Suisse-Geschäftsführer Fritz Rothen. «Es zeigt, dass auf den Käfer Verlass ist, wenn es um den Mehrwert für die Konsumentinnen und Konsumenten geht», wird er in der Mitteilung zitiert. Die Abmachung hat aber nicht nur Auswirkungen auf jene Produzenten, die Eier an die Migros liefern.
Zusätzliche Vorgaben fürs Tierwohl
IP-Suisse übernimmt nämlich den strengeren Tierwohl-Standard der Migros. Konkret gehe es z. B. um mehr Auslauf pro Henne, eine «attraktiv strukturierte» Weide, auf der immer 80 Prozent der zugänglichen Fläche eine intakte und geschlossene Grasnarbe aufweisen muss, mehr Sitzfläche, Sandbäder, mehr Schutz- und Schattenflächen, erklärt Migros-Sprecher Patrick Stöpper auf Anfrage der BauernZeitung.
Umstellung startet im zweiten Quartal
Die Umstellung der IP-Suisse-Produzenten auf den neuen Standard werde im zweiten Quartal 2022 starten, fährt Stöpper fort. Für bestehende IP-Suisse-Produzenten ausserhalb der Migros gelte für die Umstellung eine Frist bis Ende 2023. «Wir werden erste Eier ab dem dritten Quartal 2022 mit dem Käfer anbieten können, sobald die Bäuerinnen und Bauern die Verträge mit IP-Suisse gezeichnet haben».
Im Gegenzug übernimmt die Migros die IP-Suisse-Vorgaben Im Bereich Klima und Biodiversität (Punktesystem), die neu alle Produzenten von rohen oder gekochten Konsumeiern erfüllen müssen.
Mehrpreis für Produzenten vorgesehen
Bei der Migros ist man sich bewusst, dass die neuen Auflagen mit zusätzlichen Aufwänden auf den Betrieben und Kosten für die Kontrollen verbunden sind. «Dafür erhält der Produzent einen entsprechenden Mehrpreis», heisst es auf Anfrage. Das bedeute einen höheren Einkaufspreis für die Detailhändlerin, der aber nicht an die Konsumenten weitergeben wird – der Verkaufspreis im Laden bleibe gleich.
«Leider wurden die Produzenten vergessen»
Die Produzenten seien bei dem Entscheid von IP-Suisse und der Migros weder in die Diskussion noch in die Prozesse eingebunden worden, kritisiert Gallosuisse. Angesichts der sonst guten Zusammenarbeit und der Tatsache, dass passende Strukturen in Form von Interessensgemeinschaften oder sogar gemeinsamen Arbeitsgruppen bestehen würden, sei man «sehr erstaunt und enttäuscht» darüber. Bestehende Migros- und IP-Suisse-Produzenten würden so vor den Kopf gestossen und mit Tatsachen konfrontiert.
Ausserdem kritisiert Gallosuisse Folgendes:
- Je nach Betrieb könnte die Übernahme der IP-Suisse-Labelanforderungen nicht zu unterschätzende gesamtbetriebliche Veränderungen mit sich bringen und somit hohe Kosten verursachen.
- Die Übernahme der Migros-Tierwohl-Standards sei für IP-Produzenten ohne Rücksprache inakzeptabel. Die zusätzlichen Anforderungen würden durch andere Vermarkter nicht sicher abgegolten.
- Gerade für Betriebe mit Legehennen sei das Punktesystem Klima- und Ressourcenschutz von IP-Suisse ungeeignet.
- Aus aktuellen geopolitischen Gründen sei die Umstellung der Sojakomponente im Futter der Legehennen auf zertifizierte Soja aus Europa zu hinterfragen.
- Ausserdem seien alle zusätzlichen Leistungen fair und korrekt zu entschädigen.
«Die Produzenten möchten sich auch über die Kooperation mitfreuen können», heisst es weiter. Das sei aber nur dann möglich, wenn sie – auch im Sinne der sozialen Dimension der Nachhaltigkeit – als Partner wahrgenommen und in die Prozesse integriert werden, schliesst Gallosuisse.