Nussproduzenten brauchen Geduld. Bis zur Vollernte braucht ein neu gepflanzter Nussbaum zwischen 10 und 18 Jahre, erklärt Christof Gubler, Produzent und Präsident der neugegründeten Nuss Thurgau AG in Hörhausen. Seit einigen Tagen ist die modernste Anlage der Schweiz, auf der die Nüsse gewaschen, getrocknet und kalibriert werden, in Betrieb. Kürzlich wurde sie den Medien vorgestellt.

Noch geringe Ernte

Daniel Kurz, Qualitätsverantwortlicher und Produzent, zeigt sich zusammen mit den fünf weiteren Nussproduzenten aus der Region, die sich vor einem Jahr zur Nuss Thurgau AG zusammengeschlossen und in die Anlage investiert haben, zufrieden. Es läuft gut, die Nüsse werden sehr sauber.

Noch ist die Ernte im Thurgau gering. Ungefähr sieben bis acht Tonnen werden es in diesem Jahr sein. Auf 35 Hektaren landwirtschaftlicher Fläche wurden in den vergangenen Jahren Nussbäume gepflanzt, doch für eine grosse Ernte muss man sich noch eine Weile gedulden.

 

In den Regalen von Coop und Manor

Bislang wurden die Thurgauer Nüsse von den Produzenten selber in Hofläden oder online vermarktet. »Seit längerer Zeit sind wir mit verschiedenen Detailhändlern im Gespräch, weil wir für den Absatz gewappnet sein wollen, wenn später die Erntemengen massiv zunehmen», sagt Christof Gubler weiter.

Heute liegen Verträge mit Coop Ostschweiz und Manor vor. Beide Detailhändler sollen ab November je 1 bis 1,5 Tonnen Thurgauer Baumnüsse in ihren Verkaufsregalen den Konsumenten anbieten können.

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Die Ostschweizer Baumnüsse landen in den Regalen von Manor und Coop Ostschweiz.

Das meiste kommt aus Frankreich

Ungefähr 95 Prozent der importierten 1000 Tonnen ganze Nüsse, die im schweizerischen Detailhandel verkauft werden, stammt aus Frankreich. Gubler rechnet damit, dass aufgrund der bereits gepflanzten Flächen bis in zehn Jahren 500 Tonnen aus Schweizer Produktionen stammen könnten.

Weil die einheimischen Nüsse aber mindestens doppelt so viel kosten wie die ausländische Ware, kann er sich bei ganzen Nüssen einen Schweizer Anteil von 20 Prozent und bei Nusskernen von 7 Prozent vorstellen, was etwa den 2030 erwarteten 500 Tonnen entspricht.

Gubler warnt aber vom grossen Hype bei den Landwirten. «Es wichtig, dass wir Mass halten bei der Produktion und nur so viel produzieren, wie der Markt uns auch abnimmt.» Die neue Aktiengesellschaft nimmt deshalb keine neuen Produzenten mehr auf.

Getrocknet wird CO2-neutral

Die Verarbeitungslinie, wie Gubler die Verarbeitungsanlage nennt, sei eine der modernsten in der Schweiz, welche die Nüsse wäscht, mögliche Steine, die Aussenhülle und Blätter entfernt, nach Grösse kalibriert und in einem Trockner mit drei Etagen während drei Tagen bei 25 Grad trocknet. Auf einem kurzen Förderband werden die gewaschenen Nüsse noch vom menschlichen Auge begutachtet und wenn nötig, die nicht ganz perfekten Nüsse aussortiert.

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Die Baumnuss-Waschanlage reinigt die Nüsse. Danach werden sie auch noch manuell gesichtet.

400'000 investiert

Getrocknet wird mit der Wärme aus Holzschnitzeln des Wärmeverbundes Hörhausen. Das Waschwasser werde zu zwei Dritteln wiederverwertet, erklärt Gubler anlässlich des Rundgangs. Schliesslich gelangen die Nüsse in die Kalibrierwalze, wo sie nach Grösse sortiert werden. Damit später auch möglichst effizient geerntet werden kann, sei die Anschaffung von Erntemaschinen geplant. Die Investition der AG beträgt 400 000 Franken. Bevor die Nüsse in die Verkaufskanäle gehen, werden sie von Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung in der geschützten Werkstatt der Bildungsstätte Sommeri TG verpackt.

 

Der Nussbaum wurde zum Nischenprodukt

Nussbäume gehörten schon immer zu den Bauernhöfen. Mächtige Exemplare prägten die Landschaft. Noch in den 1950er-Jahren standen weit über eine halbe Million Nussbäume in der Schweiz. Doch wirtschaftlich spielte der Nussbaum keine Rolle, sie dienten den Bauern zum Eigenverbrauch. Wichtiger war das Holz des Nussbaums, aus dem früher auch Karabinerschäfte hergestellt wurden. Als auch das nicht mehr gefragt war, wurden viele Nussbäume abgeholzt. Vor ungefähr 15 Jahren kam die Wende. Wegen des Feuerbrandes wurden andere Obstbäume gefällt und zum Teil durch Nussbäume ersetzt. Direktzahlungen für Hochstammbäume, Biodiversität und extensive Wirtschaftsformen wurden eingeführt. Konsumenten wünschten sich regionale Produkte. Der Nussbaum hatte plötzlich das Potenzial zum profitablen Nischenprodukt.