Wegen neuen Gewässerschutzauflagen war Sepp Häcki aus Kerns OW Mitte der 90er-Jahre gezwungen, seine Schweinezucht, auf wenig Fläche, aufzugeben. Die Landwirtschaft aufgegeben hat er nicht, sondern nach Alternativen und Innovationen gesucht und sie in der Pilzzucht gefunden. Schon 1996 wurden im alten Schweinestall die ersten Shitake-Pilze geerntet. Viele verschiedene Edelpilze, ausser Champignons, werden nun für den Schweizer Markt auf dem Betrieb gezüchtet und europaweit exportiert. Seit 2016 wachsen die Pilze in einem grossen Neubau, nach wie vor in der Landwirtschaftszone.

Der kleinste Betrieb

Es sei denn auch der kleinste Obwaldner Bauernbetrieb mit einer Fläche von rund einer halben Hektare, meinte Häcki vor einer Gruppe von internationalen Agrarjournalisten. Diese besuchten vergangene Woche in Interlaken BE den mehrtägigen Weltkongress, an dem rund 200 Teilnehmer aus 33 Ländern teilnahmen. Am Freitag, 16. August, führten fünf Exkursionen in verschiedene Landesteile, darunter eine auch in die Zentralschweiz.

Nach dem Besuch von Häckis Pilzfarm ging es weiter durchs Luzerner Agrarland Rottal zum Burgrain in Alberswil LU. Auf grosses Interesse stiess die Wissensvermittlung bei der Agrovision. Wie die Agrarjournalisten aus andern Ländern bestätigten, werde der Graben zwischen Produzenten und Konsumenten auch dort immer grösser.

Kanton fördert die Transformation

Franz Stadelmann von der Luzerner Dienststelle Landwirtschaft und Wald orientierte nach dem Mittagessen im Bio-Restaurant Burgrain über die Herausforderungen der intensiven Tierhaltung mit hoher Nährstoffbelastung im wertschöpfungsstarken Agrarkanton, mit noch rund 4300 Betrieben, wo 80 Prozent des Umsatzes von einer Milliarde Franken aus der Tierhaltung stammen. Mit Projekten wie der Bio-Offensive oder mehr Spezialkulturen, wie auch Massnahmen zur Senkung der Ammoniak- und Phosphorbelastung, soll die Luzerner Landwirtschaft nachhaltiger werden.

Über seine Vollweidestrategie und die Zucht von Weidekühen, mit denen eine Milchleistung von rund 6000 Kilo angestrebt wird, informierte auf einem Rundgang Andreas Nussbaumer, Pächter des Bio-Betriebes Burgrain. Dass die Kühe ohne Kraftfutter auskommen müssen und vom Frühjahr bis Spätherbst ihr Futter selber von der Weide holen müssen, beeindruckte die Gäste aus Ländern, wo die Milchproduktion immer industrieller geprägt ist.

Milchproduktion variiert

Einen Kontrast zum Burgrain bildete der Besuch des Zuger Schulgutsbetriebes Chamau des LBBZ Schluechthof, wo Rektor Martin Pfister den Betrieb vorstellte. Hier wird aufgrund der hohen Baukosten auf hohe Leistung und hohe Effizienz gesetzt, die Milchkühe sollen hier das Doppelte von jenen auf dem Burgrain liefern. Auf Interesse stiessen auf dem Betrieb auch die Informationen zum hohen Stand der Schweinezucht und die Massnahmen gegen die Ausbreitung der Schweinepest.

Wie der beste Schweizer Käse dank Lagerung im Felsenkeller und gepflegt von Robotern noch besser wird, präsentierte Josef Wyss, Leiter Käse bei Emmi in Kaltbach LU. Und dass auch Schmelzkäse aus der Sandsteinhöhle eben noch besser schmeckt, erfuhren die Agrarjournalisten beim anschliessenden Raclette.