Pflanzen senden Gerüche aus und locken so Fressfeinde von Schädlingen an, die sie angreifen. Diese wegweisende Entdeckung machte der Forscher Ted Turlings von der Universität Neuenburg bereits im Jahr 1990. Turlings Arbeit führte zu grundlegenden Fortschritten im Verständnis der Interaktionen zwischen Pflanzen und Insekten. Für seine Arbeit wird Ted Turlings nun mit dem Schweizer Wissenschaftspreis Marcel Benoist 2023 für seine «herausragenden Beiträge in den Bereichen der chemischen Ökologie und der Interaktion zwischen Pflanzen und Insekten» ausgezeichnet. Dies ist einer Mitteilung zu entnehmen.
Die nachhaltige Landwirtschaft profitiert
Die Forschungsarbeiten von Turlings eröffneten neue Wege in der nachhaltigen Landwirtschaft, im Rahmen der biologischen, pestizidfreien Schädlingsbekämpfung. Sie habe nicht zuletzt neue Ansätze in der biologischen Schädlingsbekämpfung hervorgebracht, einem zentralen Punkt der nachhaltigen Landwirtschaft, heisst es weiter.
Das ist der Schweizer Wissenschaftspreis Marcel Benoist
Als höchste wissenschaftliche Auszeichnung der Schweiz ist der Marcel Benoist Preis mit 250’000 Franken dotiert. Er wird oft als der Schweizer Nobelpreis bezeichnet und elf der Personen, die ihn erhielten, wurden später mit dem Nobelpreis ausgezeichnet.
Der Schweizer Wissenschaftspreis Marcel Benoist wird jedes Jahr an eine herausragende Wissenschaftlerin oder einen herausragenden
Wissenschaftler verliehen, der oder die «die nützlichste Erfindung, Entdeckung oder Studie gemacht hat, und zwar vor allem eine solche, die für das menschliche Leben von Bedeutung ist». Der Preis wird seit 1920 von der Marcel Benoist Stiftung verliehen, die damit Forschende ehrt, die für die
Exzellenz der Schweizer Forschung stehen.
Die Maispflanze lockt Schlupfwespen zur Unterstützung an
Seine Forschungsarbeiten haben komplexe biologische Phänomene in der Pflanzen-Tier-Kommunikation aufgeklärt und die Umweltwissenschaften weltweit geprägt. Dank der Arbeit von Ted Turlings konnte beispielsweise im Detail aufgeklärt werden, welche Mechanismen ablaufen, wenn eine Raupe ein Maisblatt frisst. Eine Verbindung im Speichel des Insekts, Volicitin genannt, ruft bei Rezeptoren auf dem Blatt eine Reaktion hervor. In der Folge beginnt die Pflanze, flüchtige Moleküle – aromatische Verbindungen und Terpenoide – zu produzieren. Diese locken Schlupfwespen an, die ihre Eier in den Raupen ablegen. Die Wespenlarven fressen den Schädling schliesslich von innen. Auf diese Weise schützt sich die Pflanze selbst, indem sie einen Feind ihres Feindes zu Hilfe ruft.
Ted Turlings wird den Schweizer Wissenschaftspreis am 30. Oktober in Bern entgegennehmen.
Das ist der Preisträger
Ted Turlings stammt aus den Niederlanden und begann seine wissenschaftliche Laufbahn in den USA, unter anderem an der Universität von Florida und im US-Landwirtschaftsministerium. Seit 1993 arbeitet er in der Schweiz, zunächst an der ETH Zürich und ab 1996 an der Universität Neuenburg.
Er leitete vier Jahre lang den Nationalen Forschungsschwerpunkt «Plant Survival - Überlebenserfolg von Pflanzen in naturnahen und landwirtschaftlichen Ökosystemen», der von 2001 bis 2013 mit einem Budget von 74 Millionen Franken lief, und führt seit 2014 das Kompetenzzentrum für chemische Ökologie an der Universität Neuenburg.