Direkt an der Autobahn A 2 liegt der Vollweidebetrieb von Cornelia und Peter Schnyder in der Gemeinde Schenkon. Hier fand am 13. Juni 2023 die Sommertagung der IG Weidemilch statt.
Richtiges Zäunen ist wichtig
Nach der Begrüssung der gut 60 anwesenden Mitglieder und Interessierten startete Heinz Feldmann von der BUL Schöftland mit dem Thema Unfallverhütung in Bezug auf weidende Tierherden. Neun verschiedene Gesetze regeln in der Schweiz die Anforderungen an das Zaunmaterial, die Pflichten des Nutztierhalters, die Informationen und Weisungen, an die sich Wanderer und Biker zu halten haben, die Bestimmungen bei Strassenquerungen und das Belegen der Sorgfaltspflicht des Landwirts.
So muss ein Weidezaun neben der Ausbruchsicherheit der weidenden Tiere ebenfalls die Funktion erfüllen, dass er auch Schutz von aussen bietet (z.B. vor Hunden) und soll vor allem entlang von Fusswegen mit Gefahrentafeln markiert werden. Zu diskutieren gab es viel und Heinz Feldmann konnte die Fragen der Betriebsleiter kompetent beantworten.
In Neuseeland (fast) ohne Zaun
Der zweite Teil des Morgens war dem Thema «zaunloses» Weiden der Firma Halter aus Neuseeland gewidmet. Adrian Frei, vor 28 Jahren nach Neuseeland ausgewandert, ist dem neuseeländischen Winter entflohen und verbringt in seiner Melkpause einige Wochen in der Schweiz. Er bewirtschaftet mit seiner Familie auf der Südinsel einen Biobetrieb mit 340 ha und produziert mit 310 Milchkühen saisonal und grasbasiert A2 Milch.
Seit einigen Monaten setzt er auf seinem Betrieb das «Halter-System» ein. Bei diesem System lernt die Kuhherde nach dem Melken selbstständig via Triebweg auf die geplante Weidekoppel zu gehen und zur gewünschten Zeit zum Melkstand zurückzukehren. Ebenfalls entfallen in den Koppeln sämtliche Vor- und Rückzäune. Die Hauptumzäunung (in NZ sind 6 Drähte vorgeschrieben!) ist fest, alle Einteilungen der Weidekoppeln sind virtuell. Frei kann via App zu einem bestimmten Zeitpunkt die Koppelgrösse ändern oder die Herde in eine andere Koppel lenken.
Dazu trägt die Kuh ein spezielles Halsband. Sie wird darauf trainiert, Ton- und Vibrationszeichen des Halsbandes zu verstehen und darauf zu reagieren. Mit diesen Hinweisen lernen die Kühe, virtuelle Zäune zu erkennen und innerhalb dieser zu bleiben. Die Weideplanung und das Zäunen werden so 100% digital über Handy oder Tablet erledigt. Weiter fliessen auch die Daten vom wöchentlichen Grasmessen und die Brunsterkennung in dieses System ein.
Adrian Frei spart so während der ganzen Weideperiode 25 Stunden Arbeitszeit pro Woche ein.
Rotationskreuzung mit Erfolg
Gut gestärkt vom mitgebrachten Picknick und dem von der Familie Schnyder offerierten Dessert ging es am Nachmittag zum Betriebsrundgang.
Peter Schnyder betreibt auf seinem Biobetrieb Kurzrasenweide mit mehreren Koppeln. Die Hälfte der Weidefläche ist arrondiert, um die andere Hälfte zu erreichen queren die Kühe die Autobahn über eine Brücke. Schnyders setzen auf Weidegenetik mit drei Rassen. Es werden mit gutem Erfolg in einer Rotation Kiwicross, Norwegisch Rotbunt und Swissfleckvieh gekreuzt.