Es bleiben noch gut drei Monate bis Bernard Lehmann als Direktor des Bundesamts für Landwirtschaft (BLW) altershalber den Hut nimmt. Die Neubesetzung des Postens ist die erste Gelegenheit für den neuen (Land-)Wirtschaftsminister Guy Parmelin einen wichtigen Posten mit einem Kandidaten oder einer Kandidatin seiner Wahl zu besetzen. Dabei lässt er sich viel Zeit. Die einen bezeichnen das Vorgehen als sorgfältig, die anderen wundern sich, warum die Stelle noch nicht einmal ausgeschrieben wurde.
Findungskommission kommt erst in die Gänge
Auf Anfrage erklärt man bei Guy Parmelins Departement, die Vorbereitungen für die Ausschreibung seien im vollen Gang. Dafür soll zunächst eine Findungskommission eingesetzt werden, so wie das in der «Weisung des Bundesrates über die Wahl des obersten Kaders durch den Bundesrat» vorgesehen ist.
«Sobald die Findungskommission eingesetzt ist, wird sie das Anforderungsprofil und den Ausschreibungstext prüfen. Danach wird die Stelle ausgeschrieben», erklärt Irène Harnischberg, die für das BLW zuständige Sprecherin beim Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF).
Pünktliche Nachfolge unwahrscheinlich
Das heisst also, dass die Stelle kaum rechtzeitig neu besetzt sein wird. Denn erfahrungsgemäss lassen sich Kandidaten für hochrangige Posten dieser Art nicht innert weniger Wochen finden und anstellen. Es sei denn, es wäre jemand gerade nicht «in festen Händen», aber solche Leute sind eher dünn gesät. Damit wird voraussichtlich ein anderes Geschäftsleitungsmitglied interimistisch die Geschicke des BLW führen; das dürfte angesichts der breiten Erfahrung des Mitarbeiterstabs kein grosses Problem sein. Ein allzu langes «Interregnum» kann vor dem Hintergrund der drängenden Auseinandersetzungen um die AP 2+ und die bevorstehenden Abstimmungen aber auch nicht im Interesse der Beteiligten sein.
Kandidierende mit SVP-Nähe könnten bevorzugt werden
Die Neubesetzung des Postens wird in der Branche zwar intensiv diskutiert, aber ein klarer Favorit scheint sich noch nicht herauskristallisiert zu haben. Auch Guy Parmelin macht sich trotz noch fehlender Findungskomission schon intensiv Gedanken. Dem Vernehmen nach hat er schon Anfang Jahr eine Gruppe von bäuerlichen SVP-Politikern um sich geschart, um ihnen den Auftrag zu geben, geeignete Kandidaten zu suchen. Beim WBF bestätigt man das indirekt. Es sei nicht korrekt, dass Parmelin die SVP-Parlamentarier zusammengerufen habe, aber «Bundesrat Parmelin informiert alle an der Agrarpolitik Interessierten über die bevorstehende Ausschreibung und fordert sie auf, geeignete Kandidaten auf diese aufmerksam zu machen», so die Medienstelle.
Gesucht ist ein mindestens nicht allzu SVP-ferner Kandidat, dafür muss man kein grosser Prophet sein. Glaubt man ein paar nicht genannt sein wollenden Auguren, dürften zudem die Chancen für internen Kandidaten überblickbar sein. Etwas frischer Wind von aussen scheint für das BLW breit gewünscht zu sein.
Diskutiert wird auch, aus welcher Landesgegend der neue Direktor stammen müsste. SVP-Nationalrat Markus Hausammann erklärt, er würde einen Deutschschweizer Kandidaten bevorzugen. Mit diesem Wunsch scheint er alles andere als alleine zu sein. Fazit: Der oder (wenig wahrscheinlich) die Neue wird wohl extern, bürgerlich und aus der Deutschschweiz sein.
akr