Nach einem nassen Frühling brennt die Sommersonne nun schon mehrere Wochen heiss und sengend vom Himmel, unterbrochen nur von einigen wenigen Regengüssen. Die Folge: Wasser kann zeitlich und lokal knapp werden, so wie in den Hitzesommern 2003, 2015, 2018 oder 2022. Wie die Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL) in einer aktuellen Mitteilung schreibt, prognostizieren Modelle, dass der Wasserbedarf der Landwirtschaft bis Ende des Jahrhunderts um rund 40 Prozent zunehmen wird. Um das Thema Bewässerung wird man in Zukunft also auch im Wasserschloss Schweiz nicht herumkommen.
Bund will eine bessere Datengrundlage
Wasser solle in Zukunft zur richtigen Zeit und am richtigen Ort eingesetzt werden, fordert der Bund. Um das lebensspendende Nass aber gezielter und somit sparsamer einzusetzen, brauche es künftig eine bessere Datengrundlage.
Diese Datengrundlage haben die HAFL-Forschenden Andreas Keiser, Andrea Pestoni und Andrea Marti gemeinsam mit Agroscope im Rahmen des Projekts «SwissIrritigationInfop» erarbeitet. Der Bericht «Datengrundlage und künftige Datenerfassung zur landwirtschaftlichen Bewässerung in der Schweiz» wurde auf der Basis von Umfragen bei den Kantonen erstellt und nun publiziert.
Forschende empfehlen Einheitlichkeit
Eine Übersicht sei dringend nötig, zitiert die HAFL in ihrer Mitteilung die Forschenden. Die Schweiz habe kaum Erfahrung mit Bewässerung, obwohl das Wasserschloss Schweiz über sechs Prozent der europäischen Wasserreserven verfüge. Die Zahlen zur landwirtschaftlichen Wassernutzung seien häufig lückenhaft und und sehr unterschiedlich.
Unter anderem kritisiert das Team, dass Daten zur Bewässerung nach Kantonen erhoben würden, anstatt nach Gewässerraum. Um Trends im Wasserverbrauch frühzeitig zu erkennen, brauche es aber aussagekräftige schweizweite Daten, so Projektleiterin und Agronomin Andrea Marti. Eine regionale, überkantonale Betrachtung könne gewinnbringend sein, weil viele der genutzten Gewässer sich über Kantonsgrenzen hinweg erstreckten.
Ein guter Dialog ist wichtig
Die Wissenschaftler(innen) haben für das Projekt Daten aus insgesamt 17 Kantonen mit einem hohen Anteil bewässerter Flächen zusammengetragen. In einem Workshop mit Vertretenden aus 15 Kantonen habe man Vorschläge zur künftigen Datenerhebung und -vereinheitlichung erarbeitet, schreibt die HAFL. Ein Vorschlag sehe eine zentrale Datenbank vor, in welche standardisierte Daten einfliessen könnten.
Für die kantonalen Stellen wären dabei Informationen zur bewässerten Fläche und Kultur, zum Bedarf pro Kultur, zu effektiven Entnahmemengen und zum Wasserdargebot von Interesse. solche würden beispielsweise bei der Vergabe von Nutzungsrechten helfen.
Für die Autorinnen und Autoren der Studie sei eines klar, so die HAFL: Um den komplexen und vielseitigen Ansprüchen an eine künftige Datenbasis gerecht zu werden, brauche es einen guten Dialog zwischen allen betroffenen Akteuren. Der Bericht biete dazu eine gute Basis, auf deren Grundlage man verschiedene Varianten zur Datenerfassung prüfen könne.