Viele konventionelle Wirkstoffe zur Saatgutbeizung, die Schutz vor Krankheiten für die keimenden Pflanzen versprechen, werden zurzeit überprüft. Gleichzeitig ist die Reduktion chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel ein politisches Anliegen und der Biomarkt wächst. Das sind gute Voraussetzungen für «ThemoSem», die Saatgutbehandlung mit heissem Dampf, die Ende August im bernischen Lyssach startet.
Oberflächliche Erreger werden abgetötet
Dabei arbeite man mit Dampfpasteurisierung, teilt die Fenaco Genossenschaft mit. Ohne chemisch-synthetische Wirkstoffe könnten so bis zu 15 Tonnen Saatgut pro Stunde von oberflächlichen Pilzsporen und Staub befreit werden. «Die Anwendung ist für die Landwirtinnen und Landwirte äusserst sicher und sie schützt den Boden und die Umwelt. Gleichzeitig ist die Behandlung sehr wirksam», verspricht die Fenaco. Die Wirksamkeit ist von Agroscope vor dem Bau der Anlage wissenschaftlich bestätigt worden.
Technologie stammt aus Schweden
Das Verfahren zur Dampfbehandlung wurde laut Mitteilung von ThermoSeed Global AG, einer Tochter der schwedischen Agrargenossenschaft Lantmännen entwickelt. Sie habe mit dieser Entwicklung im Juli 2021 die europäische Auszeichnung für genossenschaftliche Innovation im Bereich natürliche Ressourcen und Biodiversität erhalten.
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Forschungsprojekt gegen bodenbürtige Krankheiten
Die Saatgutbehandlung mit Dampf oder eben das Beizen schützt vor samenbürtigen Erregern, die auf dem Samenkorn vorkommen. Ein anderes Problem sind bodenbürtige Krankheiten, die auf dem Acker drohen. Um auch hier eine nachhaltige Lösung zu finden habe man zusammen mit dem Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL Anfang 2021 ein entsprechendes Forschungsprojekt gestartet. Das Ziel sei die Entwicklung von biologischen Methoden für einen optimalen Schutz gegen bodenbürtige Krankheiten ohne chemisch-synthetische Mittel. Dies, zusammen mit der ökologischen Behandlung des Saatguts, werde eine neue Dimension im alternativen Pflanzenschutz eröffnen, ist man bei Fenaco überzeugt. Projektresultate werden für 2025 erwartet