Der Schweizerischer Verband der Zuckerrübenpflanzer (SVZ) ist enttäuscht über den Entscheid des Bundesamts für Landwirtschaft BLW, das zwar eine Notzulassung für zwei Blattbehandlungsmittel, nicht aber für das Saatgutbeizmittel Gaucho erlassen hat. Angesichts der anstehenden Pflanzenschutz-Initiatven sei diese Handlung zwar politisch nachvollziehbar, agronomisch aber falsch.
Wirkung der Blattspritzungen noch unklar
Ob die neu zugelassenen Pflanzenschutzmittel gegen die Blattlausepidemie wirksam sein werden, müsse sich erst noch zeigen und sei stark abhängig von der Witterung.
Man habe dem Bund konstruktive Vorschläge für wirkungsvolle Begleitmassnahmen zu einer Gaucho-Notzulassung unterbreitet und eine negative Wirkung der Zuckerrübensaatgutbeizung auf Bienen sei bisher nie nachgewiesen worden.
Massiver Wettbewerbsnachteil für Schweizer Zucker
Die Ablehnung der geforderten befristeten Notzulassung bringe einen massiven Wettbewerbsnachteil für Schweizer Zucker und werde hohe Importmengen verursachen, ist sich der SVZ sicher. Zucker aus dem Ausland sei aber nachweislich weniger nachhaltig als inländischer.
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In vielen Ländern wurde Gaucho wieder zugelassen, es sind Anträge dazu hängig oder der Wirkstoff wurde gar nie verboten. (Karte Schweizer Zucker AG)
Daher fordere man mit Nachdruck eine Importbeschränkung: Nur noch Zucker, der ohne in der Schweiz verbotene Pflanzenschutzmittel angebaut worden ist, solle ins Land kommen dürfen. Entsprechende Anträge seien bereits im September im Parlament eingereicht worden.
Auch der SVZ will neue Lösungen
Das vom Bundestat in Auftrag gegebene Forschungspaket zum Problem der Virösen Vergilbung begrüsst der SVZ. Nun müssten schnellstmöglich tolerante Sorten entwickelt und im Anbau getestet werden. Gleiches gelte für die Suche nach alternativen Bekämpfungsmethoden gegen die Blattläuse.
Im nächsten Jahr werde der Verband erneut den Blattlaus-Warndienst aktivieren und dazu die exakten Behandlungszeitpunkte für die neu zugelassenen Blattinsektizide definieren.
Weitere Reaktionen
Kein Verständnis von der Schweizer Zucker AG
Für die Schweizer Zucker AG ist klar, dass nach diesem Entscheid die Anbauflächen für Rüben schrumpfen werden. Das werde zu einer Grundsatzfrage führen, ob in Zukunft überhaupt noch Schweizer Zucker produziert werden solle.
In Aarberg wird laut der Schweizer Zucker AG ab kommenden Frühling Zucker dank dem grössten Altholzkraftwerk in der Schweiz zu 70 Prozent mit erneuerbarer Energie hergestellt werden. In Exportländern wie Polen werde hingegen mit Energie aus Kohle gearbeitet. «Es ist nicht nachvollziehbar, weshalb das BLW indirekt eine solche klimaschädliche Zuckerproduktion stützt und die schweizerische Zuckerproduktion gefährdet», schreibt die Firma.
Umweltverbände sehen Chance für weitsichtige Lösung
Man habe sich am runden Tisch beim BLW für eine Gesamtstrategie Zucker eingesetzt, teilen Pro Natura und BirdLife mit. Diese solle sich neben agronomischen Massnahmen auch mit der Herkunft des Saatguts, dem Rahmenbedingungen für einen pestizidfreien Zuckerrübenanbau, dem Zuckerkonsum, der Preispolitik und Importbeschränkungen befassen. Mit der Ablehnung einer Notfallzulassung für Gaucho ist aus Sicht der Umweltverbände der Weg frei für eine weitsichtige Lösung, die Probleme beim Zuckerrübenanbau unter Einbezug von Produzenten, Verarbeitern und Handel anpackt.
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