In einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (vom 15. April), äusserte sich der Syngenta-CEO Frywald auch zum Glyphosat-Prozess gegen Bayer. Für die Syngenta sehe er kein Risiko, ebenfalls vor Gericht zu landen, denn "Die Klagen in den Vereinigten Staaten betreffen keines unserer Produkte."
Die Organisation Public Eye ist da ganz anderer Meinung.
«Hochgefährliche» Bestseller
Laut Public Eye gehören 15 der 32 Pflanzenschutzmittel, die Syngenta als seine Bestseller bezeichnet, zu sogenannten «hochgefährlichen Pestiziden». Diese Kategorisierung hat das «Pesticide Action Network» (PAN) basierend auf erweiterten Kriterien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) erstellt. Als «hochgefährlich» gelten demnach z.B. Substanzen, die für Bienen hochgiftig sind oder das Hormonsystem beeinflussen können.
Eine halbe Milliarde dank Glyphosat
«Public Eye» nutzte Daten eines Privatunternehmens (Philips McDougall), die z. B. auch von der US-Umweltschutzbehörde und der Industrie als Referenz genutzt werden. So schätzt die Organisation, dass Syngenta 2017 mehr als 500 Millionen US-Dollars mit Glyphosat verdiente. Mit dieser Ausgangslage hinterfragt Public Eye die Aussage Frywalds. Offenbar verkaufe auch Syngenta ziemlich erfolgreich Glyphosat, den Wirkstoff also, der Bayer vor Gericht brachte.
Eine Schweizer Firma
Im Gegensatz zu Bayer, der in Deutschland angesiedelt ist, handelt es sich bei Syngenta um einen Schweizer Konzern mit Sitz in Basel. Während in der Schweiz der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln strikt geregelt und kontrolliert wird, sei dies gerade in Entwicklungs- und Schwellenländern anders, schreibt Public Eye. Was hierzulande verboten sei, vergifte etwa in Indien und Brasilien Wasser und Menschen. Das schwach regulierte Brasilien sei der grösste Markt für Syngenta.
Die Lage in Brasilien
Was mit dem Urteil gegen Bayer jetzt amtlich geworden ist, zeigte auch die Recherche von Public Eye in Brasilien: Pestizide (wie z. B. Glyphosat) sind gesundheitsschädlich. Viele wissenschaftliche Studien zeigten eine beunruhigend hohe Zahl an Krebserkrankungen, Geburtsfehlern und verschiedenen chronischen Krankheiten gerade in jenen Gebieten, wo Pestizide in grosser Menge angewendet werden. 85 Prozent der in Brasilien untersuchten Trinkwasserquellen seien mit dem Herbizid Atrazin belastet, das in der Schweiz und der EU verboten sei. Es stehe im Verdacht, den Hormonhaushalt und die Fortpflanzung zu stören.
Eine Petition ist lanciert
Als Reaktion auf die Erkenntnis, dass Syngenta jedes Jahr fast vier Milliarden Franken mit «hochgefährlichen» Pestiziden verdient, hat Public Eye eine Petition gestartet. Darin ruft die Organisation dazu auf, sowohl Verkauf als auch Produktion dieser Substanzen für Syngenta zu verbieten.
Hier finden Sie mehr Informationen zur Petition.
Auf der Website von Public Eye finden Sie mehr zu den Rechercheergebnissen in Sachen Pestizid-Markt und Brasilien.